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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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Obdachloser, der an meinem Teil der Milwaukee Avenue die Zeitung StreetWise verkauft, spähte mir über die Schulter, als ich gerade den letzten Steckbrief aufhängte. »Die sind bei Ihnen eingebrochen, V.I.? Na, wenn ich die sehe, sag ich Ihnen gleich Bescheid.« Was er bestimmt tun würde, falls er nüchtern war: Er kämpft mit seinem Alkoholproblem, was schon unter normalen Umständen nicht leicht in den Griff zu kriegen ist, geschweige denn, wenn man auf der Straße lebt.
    »Sieht aus, als sei da schon einer von denen«, fügte er hinzu und wies mit dem Daumen auf unser Gebäude.
    Ich fuhr herum. Es handelte sich um Edwards Bayard, der mit seinen dichten Haaren und dem Seitenscheitel, der in Wirtschaft und Politik derzeit die angesagte Mode zu sein scheint, gut als FBI-Agent durchging. Wobei keiner von de-nen sich Edwards Kleidung oder ein BMW-Cabrio leisten konnte.
    Bayard blickte von mir und Elton zu seinem Wagen, offenbar im Zweifel, ob er und sein kostspieliges Gefährt hier irgendwas zu suchen hatten. Ich überquerte die Straße und begrüßte ihn munter.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, sagte er steif, als ich den Code für die untere Tür eingab.
    »Nein, ich weiß, Sie sind ein viel beschäftigter Mann«, sagte ich tröstend. »Ich hingegen habe natürlich Zeit im Überfluss, weshalb es auch nichts ausmacht, dass Sie eine Dreiviertelstunde zu spät kommen.«
    Er lief rot an und murmelte etwas von seiner Tochter und dem Krankenhaus. Auweia, dachte ich; wer sich als Erster entschuldigt, hat verloren.
    Edwards wollte nichts trinken und bugsierte meinen Bürostuhl unsanft in den Klientenbereich.
    Ich ließ mich auf der Armlehne der Couch nieder. »Nun erzählen Sie mir mal, warum Sie am Donnerstag in Olin Taverners Wohnung eingebrochen sind und dann Ihrer Familie weisgemacht haben, Sie seien in Washington gewesen, bis Catherine angeschossen wurde.«
    »Ich habe nicht -«
    »Nein, nein, Sie sind ein viel beschäftigter Mann, wir wollen doch nicht Ihre kostbare Zeit vergeuden, indem wir uns mit Lügen herumplagen. Wir wissen beide, dass Sie es waren; Sie trugen keine Handschuhe.«
    »Doch, ich habe -«, sagte er und biss sich auf die Lippe.
    Er war offenbar noch nie verhört worden und auf den billigsten aller Tricks reingefallen. »Das nehmen wir mal als Eingeständnis, dass Sie den Einbruch begangen haben. Catherine wird es superspannend finden, wenn Sie erfährt, dass Sie sich als Einbrecher betätigen - das ist kühn und jugendlich, da steigen Sie bestimmt in Ihrem Ansehen. Und erst bei Ihrer Mama, die Sie für eine zweifelhafte Persönlichkeit hält.«
    Er starrte mich fassungslos an. »Ich - meine Tochter ist zu jung, um zu begreifen, warum ich unorthodoxe Methoden anwenden musste.«
    Ich lächelte zuckersüß. »Und Ihre Mutter ist zu alt dafür. Was also stand in den Unterlagen, die Taverner in seinem Schreibtisch verschlossen hielt?«
    »Wenn Sie so verdammt viel wissen, dann sagen Sie es mir doch.«
    »Bayard, für einen intelligenten Menschen benehmen Sie sich ziemlich dämlich. Rick Salvi tanzt vielleicht nach der Pfeife Ihrer Familie, aber Captain Mallory von der Chicagoer Polizei hat New Solway inzwischen scharf im Blick. Er kann jederzeit die County-Cops dort anweisen, eine groß angelegte Ermittlung zu starten. Hören Sie jetzt auf zu bocken. Beim nächsten Mal hab ich den Hörer in der Hand und rufe den Captain an.«
    Er schlug sich mit der Faust aufs Bein. »Ich bin Olins Testamentsvollstrecker; ich hatte ein Recht, dort zu sein.«
    »Warum sind Sie dann über die Veranda eingestiegen? Warum sind Sie nicht zu Julius Arnoff gegangen, haben ihm Ihre Unterlagen gezeigt und ihn dazu veranlasst, Ihnen Zutritt zur Wohnung zu ermöglichen?« Als er schwieg, fuhr ich fort: »Weil Arnoff in Wirklichkeit der Testamentsvollstrecker ist und Ihre Spadona Foundation zu den Erben gehört? Oder weil niemand wissen sollte, dass Sie am Donnerstag gar nicht in Washington waren? Waren Sie vielleicht schon seit Sonntag hier und haben Marcus Whitby umgebracht, weil Sie nicht wussten, dass die wichtigen Papiere sich in Taverners Schublade befanden?«
    Bayard wurde bleich. »Das ist eine ungeheuerliche Anschuldigung. Ich habe weder Marcus Whitby noch irgendeinen anderen Menschen getötet.«
    »Auch nicht Olin Taverner?«
    »Olin ganz gewiss nicht. Er - war ein wichtiger Mensch für mich.«
    »Wichtiger als Ihr Vater«, half ich nach.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem zornigen Lächeln. »Ganz gewiss wichtiger als

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