Blacklist - Blacklist - Blacklist
wurden dunkel vor Zorn. »Das ganze verfluchte Gerede. Wir gaben ein großes Fest - der vierzigste Geburtstag von Bayard Publishing nach Calvins Übernahme -, und seine Genossen von der alten Linken kamen, sogar Armand Pelletier, der drei Tage blieb, bis er einen heftigen Streit mit Calvin hatte und davonstürmte. Es war eines von diesen Festen, die sich über mehrere Tage hinzogen - die Leute kamen zum Reiten und blieben bis zum Abendessen, wo dann achtzig Leute da waren. Renee lief dann zur Bestform auf, weil sie ihr Organisationstalent unter Beweis stellen konnte.
Alle Nachbarn von der Coverdale Lane waren auch da, bis auf Olin natürlich. Die alte Mrs. Drummond kam, behängt mit Diamanten. Sie war achtundneunzig, und alle mussten nach ihrer Pfeife tanzen, wenn ihr der Sinn danach stand. Sogar Renee spurte, wenn Mrs. Drummond etwas verlangte. Auch Geraldine Graham war da, obwohl sie und Renee sich nicht leiden konnten. Mit ihrer Mutter verstand Geraldine sich übrigens auch nicht gut. Und ich hörte einige Frauen aufgeregt tuscheln: ›Meinen Sie, er ahnt es überhaupt? Er sieht seiner Mutter ja auch so ähnlich, wieso sollte er?‹«
Er reckte das Kinn vor, als erwarte er, dass ich mich über ihn lustig machte. »Ich habe tatsächlich große Ähnlichkeit mit Renee, falls Calvin also nicht mein Vater sein sollte, sehe ich das nicht, wenn ich in den Spiegel schaue. Als ich noch klein war, dachte ich immer, ich würde so groß wie er werden, und dann bin ich mit sechzehn bei eins sechsundsiebzig hängen geblieben. Ich sehe aus wie der jüngere Zwillingsbruder von Renees Vater, da ist keine Spur Bayard zu sehen!
Während die sich also bei dem Fest amüsierten, habe ich mich in Calvins Arbeitszimmer umgeschaut - ich wusste, dass dies der einzige Raum war, in den niemand zum Vögeln ging.
Heilige Gefilde. Nicht einmal mein Schlafzimmer war ansonsten tabu, da habe ich Armand mit der Frau von Peter Felitti in flagranti erwischt! Ich hatte gehofft, dass ich irgendwo in Calvins alten Tagebüchern Notizen über mich finden würde, wenn auch nur einen Hinweis darauf, dass ihm meine Geburt oder mein Dasein etwas bedeutete.«
Bayard keuchte, als sei er gerannt. »Als Trina auf die Welt kam, habe ich mich hingesetzt und darüber geschrieben. Es war ein großer Augenblick in meinem Leben, wohl im Leben jedes Vaters, wenn sein erstes Kind geboren wird, dieses vollkommene kleine Wesen, das man gemeinsam geschaffen hat. Nicht so bei Calvin. Und ich habe nie erfahren, ob es daran lag, dass er gar nicht mein leiblicher Vater war, oder ob er nur so verdammt eingenommen war von sich selbst, dass ich einfach nicht zählte. Jeder verehrte ihn - Sie ja auch. Aber ich wollte einen Vater, keine Gottheit auf einem Sockel.«
Ich zuckte innerlich zusammen bei diesem Vorwurf, sprach aber ruhig weiter. »Hatte Ihre Mutter Affären? Mir scheint das zwar nicht zu ihr zu passen, aber ich kannte sie nicht, als sie zwanzig war.«
»Genau das habe ich mich auch gefragt«, sagte er aufgebracht. »Und natürlich hat sie entsprechend geantwortet, als ich sie darauf angesprochen habe.«
»Was haben Sie Taverner dann erzählt? Haben Sie ihn gefragt, wer Ihr Vater war, oder nur über Ms. Drummonds Brief mit ihm gesprochen?«
Er begann, den Gummirand von einem meiner Notizblocks zu pulen. »Es - ich beschloss, andere Lebenshaltungen zu erkunden und machte ein Praktikum bei Senator Tower. Dort lernte ich Olin näher kennen. Er wunderte sich natürlich, dass ein Bayard in diesem Büro auftauchte, aber Tower und er waren gute Freunde. Olin war ein ganz anderer Mensch als Calvin, nicht so locker, und er rechnete auch nicht damit, dass alle Menschen ihm zu Füßen lagen. Ich mochte ihn, und wir freundeten uns an.«
»Was überdies den Vorteil hatte, dass Ihre Eltern dabei rot sahen.«
»Das taten sie doch ohnehin immer.« Er riss ein ganzes Stück von dem Klebestreifen ab. Jetzt würde sich der Block in einzelne Blätter auflösen, aber das war ein kleiner Preis für die Infos, die ich hier bekam.
»Sie haben ihm also von Mrs. Drummonds Brief erzählt. Wusste er schon davon?«
»Er sagte, er wundere sich, dass die alte Mrs. Drummond sich überhaupt darüber ereifere, denn ihre Ansichten über Neger seien so antiquiert wie sie selbst - sie lebte noch bis 1984, wissen Sie, und führte Larchmont im selben Stil weiter wie seinerzeit bei ihrem Einzug. Sie ließ lediglich Stromleitungen legen, sprach davon, dass die Farbigen wüssten, wo sie hingehörten,
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