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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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Calvin, der von meiner Existenz kaum Kenntnis nahm.«
    Ich betrachtete ihn neugierig. »Olin Taverner hat sich um Sie gekümmert, als Sie noch ein Kind waren? Er hat Sie zu Sportereignissen mitgenommen und Ihnen das Reiten auf Ihrem ersten Pony beigebracht?«
    Er blickte peinlich berührt beiseite. »Nein, aber Calvin ganz sicher auch nicht - er war viel zu sehr damit beschäftigt, für jedermann den Helden zu spielen. Olin wohnte in Washington, als ich heranwuchs. Er hatte eine Kanzlei dort, und nach den Anhörungen haben Calvin und Renee sich in New Solway breit gemacht; sie sorgten dafür, dass Olin sich in seinem eigenen Haus nicht mehr wohl fühlte. Können Sie sich das vorstellen? Calvin und Renee hegten so einen Groll gegen ihn, dass sie die Leute, die Olin sein ganzes Leben gekannt hatte, dazu brachten, ihn zu schneiden.«
    »Er hat versucht, das Leben Ihres Vaters zu zerstören«, sagte ich. »Kein Wunder, dass Ihre Eltern nicht unbedingt zu seinen jubelnden Anhängern zählten.«
    »Ach, die hatten doch selbst genug Dreck am Stecken. Zumindest Calvin, und Renee trabte brav hinter ihm her und vertuschte mit ihrem Organisationstalent alles möglichst effizient.«
    »Wann hat Ihnen Taverner denn von diesem Dreck erzählt?«
    Er warf mir einen kurzen Blick zu, als versuche er zu ermitteln, welche Geschichte ich wohl am ehesten glauben würde.
    Ich redete weiter, bevor er zu einer Entscheidung kam. »Heute Nachmittag bei Ihrer Mutter haben Sie auf die wackelige finanzielle Situation Ihres Vaters angespielt. Hat Taverner Sie darüber informiert?«
    »Nicht direkt.« »Was dann?« »Ich habe einen Brief in Calvins Schreibtisch gefunden«,
    brach es aus ihm heraus. »Von der alten Mrs. Drummond - Mrs. Grahams Mutter.« »Sie wusste über die Finanzlage Ihres Vaters Bescheid?«, fragte ich erstaunt.
    »Offenbar stahl Calvin Geld von den Drummonds oder auch von den Grahams. Ich habe diesen verfluchten Brief immer noch genau im Kopf:
    Lieber Calvin, ich bin im Bilde über den Diebstahl, den Du in meinem Hause verübst. Scheinheiligkeit liegt bei Euch offenbar in der Familie; Deine Mutter pflegte ebenfalls gerne als Rechtschaffenheit in Person aufzutreten, während ihr Benehmen hinter den Kulissen in keinem Verhältnis dazu stand. Ich erwarte selbstverständlich Entschädigung, und Du kannst sicher sein, dass ich entsprechende Maßnahmen ergreifen werde, sollte sich dein Verhalten nicht in Kürze ändern.
    »Sie hat den Brief mit ihrem vollen Namen unterschrieben, Laura Taverner Drummond, und so erfuhr ich überhaupt, dass sie mit Olin verwandt war. Keiner hat mir je etwas erzählt über all diese Leute - dann und wann habe ich irgendetwas mitbekommen und fühlte mich hintergangen.«
    Die Wut von vor fünfundzwanzig Jahren war noch immer da: Sein Gesicht war rot angelaufen, und seine Stimme bebte.
    »Wann sind Sie dann mit diesem Brief zu Taverner gegangen?«
    »Ich war erst sechzehn, ich ging zu Renee und fragte sie, was dieser Brief zu bedeuten habe. Sie lachte - lachte wahrhaftig, als sei das Ganze ein Witz und keine Riesenschweinerei. Sie sagte, Calvin sei ›etwas leichtfertig‹ gewesen, aber als sie ihn heiratete, hätte das alles ein Ende gefunden. Aber Sie wissen, wie das ist, in kleinen Gemeinden wird immer getratscht. Für eines bin ich Renee jedenfalls dankbar - dass ich hauptsächlich in Chicago aufgewachsen bin und nicht auf diesem Präsentierteller an der Coverdale Lane. Es war schon schlimm genug, die Wochenenden dort zu verbringen.«
    »Verstehe.« In allen kleineren Gemeinschaften, auch dem Stadtviertel, in dem ich groß wurde, klatschten die Leute gnadenlos darüber, dass die Tochter von Mrs. XY schwanger war und wie Mrs. Z sich wohl fühlte, nachdem ihr Mann das ganze Geld für die Miete verzockt hatte. Ich empfand einen Anflug von Mitgefühl für Darraugh und den zornigen Mann vor mir - auf ihre Art waren beide Jungen aus reichen Familien und trotzdem arm dran.
    »Ich frage mich, warum Ihr Vater diesen Brief aufbewahrt hat. Die Dienstboten hätten ihn finden und Ihren Vater damit erpressen können.«
    »Calvin hortet alles. Sein Arbeitszimmer in New Solway ist voll gestopft mit Papieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Lantners das mal alles durchsehen wollen.«
    »Und warum haben Sie sich dort umgesehen? Eine angeborene Neigung zum Herumstöbern in fremden Schreibtischen?«
    Ich drückte mich so grob aus, weil ich ihn zu weiteren heftigen Reaktionen provozieren wollte.
    Bayards blaue Augen

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