Blacklist - Blacklist - Blacklist
obwohl Bobby Mallory angekündigt hatte, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden sollten.
In der Küche zog ich die Gummihandschuhe an, ergriff mit Daumen und Zeigefinger die Flasche Maker's Mark und steckte sie in den sauberen Plastiksack. Das Ganze wanderte in meinen Aktenkoffer.
Auf dem Weg nach draußen blieb ich stehen und betrachtete das Poster von Kylie Ballantine am Treppenaufgang. »Was kannst du mir erzählen?«, sagte ich zu ihr. »Warst du Calvin Bayards Geliebte? Oder die Geliebte von Augustus Llewellyn? Welches Geheimnis ist den Leuten aus New Solway so wichtig, dass sie deinen jungen Verehrer getötet haben, um es zu bewahren?«
Die Silhouette der Tänzerin schwebte über mir - erhaben über all die nichtigen Probleme der Menschen, die sie gekannt hatte. Kylie Ballantine war weitergezogen, hatte ihr Leben gerettet vor der Bitterkeit der McCarthy-Ära. Sie hatte nicht viel Geld gehabt, aber im Gegensatz zu dieser Clique reicher Leute hatte sie die Verletzungen aus den ruhelosen Zeiten gut überstanden. Sie hatte um ihre Existenz kämpfen müssen, aber ihre Kraft war unzerstört und ihr Geist stark geblieben. Im Gegensatz zu Calvin Bayard, der einst über Olin Taverner triumphierte und nun zufrieden war, wenn er der Milch beim Kochen zusehen durfte.
Meine Hand krampfte sich um den Griff meines Aktenkoffers. Ich ging zur Tür, versuchte, mich darauf zu konzentrieren, wie ich die Bourbonflasche am besten zu Cheviot Labs befördern konnte, doch das Bild wollte nicht weichen: Uringeruch, mit Puder überdeckt, Calvins Pflegerin, die ihn zur Küche geleitete.
Ich griff nach dem Türknauf und hielt inne. Das Haus war reglos wie der Tod. Die Pflegerin, Theresa Jakes. Die Anfälle hatte, wie Catherine Bayard sagte; Granny durfte nichts davon erfahren.
Ich hatte mich nicht gefragt, wo das Phenobarbital herkam. Doch da war es, in New Solway, wo Theresa es einnahm, um ihre Anfälle zu unterdrücken. Wo Ruth Lantner, die Haushälterin, ihr damit drohte, Renee Bescheid zu sagen, falls Theresa noch einmal nicht aufwachte, wenn Calvin nachts umherstreifte.
Ich kehrte um und starrte wieder auf das Poster. Im Haus der Bayards in New Solway geschah nichts ohne Renees Wissen. Selbst wenn Ruth Lantner sich über Theresas Krankheit ausgeschwiegen hatte, würde Renee irgendwie davon erfahren haben. Renee bildete sich etwas ein auf ihr Organisationstalent: Tagsüber leitete sie einen großen Konzern, abends sorgte sie dafür, dass in einem großen Haushalt alles wie am Schnürchen lief.
Wenn sie Marc getötet hatte, dann hatte sie damit Calvins Ruf schützen wollen. Aber Calvins Ruf hatte das nicht nötig. Er hatte sich behauptet wie kaum ein anderer, er hatte sich Taverner und Bushnell gestellt und war ungeschoren davongekommen.
Gesprächsfetzen schwirrten mir durch den Kopf. Sie fielen übereinander her wie die Ratten, hatte Augustus Llewellyn gestern gesagt. Pelletiers Wunderknabe, der den Rahm abschöpfte von Pelletiers Werk, von Pelletiers Liebesleben.
Wer hatte Taverner dieses Foto von Kylie geschickt und ihm gesagt, wo es aufgenommen wurde? Wer unterstützte den Verteidigungsfonds von Com-Thought mit Spenden, wollte sich aber nicht zu erkennen geben? Was hatte Llewellyn getan, um finanzielle Unterstützung von Bayard zu bekommen? Taverner hatte hässliche Informationen über Bayard geheim gehalten, weil dieser Taverners Geheimnis bewahrte. Die Wahrheit starrte mir schon seit Tagen ins Gesicht, aber ich hatte sie nicht sehen wollen.
Nicht der Held meiner Jugend. Nicht Calvin. Nicht er, nicht er. Meine Knie gaben nach. Ich sank auf die Treppenstufen.
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Geländewagen mit Terrorist
Ich blieb lange unter dem Bild von Kylie sitzen. Auch andere Leute hatten Zugang zu Phenobarbital - es war ein gebräuchliches Medikament, es musste nicht aus dem Haushalt der Bayards stammen. Es musste nicht Renee gewesen sein, die Marcs Whisky damit versetzt hatte - das konnte auch Theresa Jakes selbst getan haben oder Ruth Lantner. Ruth Lantner war auch kräftig genug, Marc in den Teich zu stoßen, wenn er ohnehin schon geschwächt war. Doch sie hatte kein Motiv dafür.
Und Edwards Bayard, der Olin Taverner nicht befleckt sehen wollte? Schließlich war Edwards letzte Woche in Olins Wohnung eingebrochen, er hegte einen Groll gegen seine Eltern, wollte auf seine Art Unabhängigkeit von diesen zwei dominanten Persönlichkeiten erreichen.
Die Kälte im Flur kroch mir in die Knochen, und meine gezerrte Schulter schmerzte
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