Blacklist - Blacklist - Blacklist
und zum Tode geführt, wenn er nicht bereits zuvor ertrunken wäre.«
Ich lehnte mich auf meinem Schreibtischstuhl zurück. Er wackelte fürchterlich; ich sollte den Gleitrollen mal mit einem Schraubenzieher zu Leibe rücken.
Über Phenobarbital wusste ich nur, dass man damit Epilepsie behandelte. Wenn Marc Epileptiker war, würde er nach Einnahme seiner Medikamente bestimmt keinen Alkohol getrunken haben. Allen Aussagen nach war er ein verantwortungsvoller Mann gewesen; er hätte keine Medikamente eingenommen, ohne sich über die Nebenwirkungen informiert zu haben. Aber wenn er mit der Krankheit schon lange lebte, wusste er vielleicht, wie viel Alkohol er sich genehmigen konnte, ohne Probleme zu kriegen.
Ich bekam wieder dieses flaue Gefühl im Magen; er war aus freien Stücken in den Teich gegangen. Es sei denn - ein paar Schluck Whisky waren nicht viel für einen Mann, der - achtzig Kilo wog - ich kritzelte Zahlen auf ein Stück Papier - hundertsechzig Pfund. Aber ich wusste nicht, wie ich die Dosis Phenobarbital einschätzen sollte.
Da ich Vishnikov nicht bitten konnte, es mir zu erklären, rief ich Lotty an, die heute in ihrer Klinik war. Mrs. Coltrain, ihre langjährige Assistentin, sagte mir, Dr. Herschel habe einen Termin mit Patienten und könne nicht gestört werden.
»Ich möchte nur wissen, wie hoch eine Dosis von sechshundert Milligramm Phenobarbital ist. Könnten Sie Dr. Herschel vielleicht fragen oder Lucy Choi?« Lucy war die erfahrene, fest angestellte Krankenschwester in Lottys Klinik.
Kurz darauf hatte ich Lotty selbst dran. »Sechshundert Milligramm ist eine sehr hohe Dosis, Victoria. Hat dir das jemand verschrieben? Du könntest daran sterben, wenn du das alles auf einmal nimmst.«
»Wie lange würde das dauern?«
»Du machst kein Quiz mit mir, oder? Ich weiß es nicht. Es tritt schnell in den Blutkreislauf über und wirkt atemdepressiv. Man hätte vielleicht eine Stunde, in der man gerettet werden könnte, vielleicht auch nur eine halbe.«
»Und wenn ich knapp dreißig Pfund schwerer wäre?«
»Immer noch zu viel. Wenn dir das jemand verschrieben hat, geh nie wieder da hin.«
Sie legte auf. Ich sah mir den Bericht noch einmal an. Wenn Marc Epileptiker war, würde er diese tödliche Dosis nicht absichtlich eingenommen haben. Es sei denn, er wollte sterben. Aber warum sollte er dann in Larchmont in den Teich gehen? Das hätte er auch im Bett erledigen können. Vielleicht wusste er nicht, dass er daran sterben würde - vielleicht dachte er, es würde ihn nur so weit betäuben, dass er das Ertrinken nicht mehr spüren würde. Aber warum sollte er den weiten Weg auf sich genommen haben, um in den stinkenden Teich von Larchmont zu steigen, statt in den nahe gelegenen Lake Michigan? Und sein Wagen- ich schüttelte den Kopf, um das Hamsterrad im Kopf anzuhalten.
Ich griff zum Telefon, zögerte aber dann. Harriet Whitby wollte bei Amy wohnen, nachdem ihre Eltern gestern nach Atlanta zurückgekehrt waren. Wenn ich bei Amy anrief, würde sie dann auch vom FBI abgehört? Ich schüttelte wütend den Kopf; ich konnte nicht so leben, indem ich ständig überlegte, ob jemand mich und meine Freunde überwachte oder mir folgte. Und ich würde nicht wieder eine Stunde in öffentlichen Verkehrsmitteln zubringen, um sicherzugehen, dass mein Treffen mit Amy nicht beobachtet wurde.
Amy nahm ab. Sie klang entspannt und erzählte, dass sie und Harriet sich einen ruhigen Tag machten, ohne sich ständig um die Eltern Whitby kümmern zu müssen. Als sie ihre Freundin ans Telefon rief, kam ich mir vor wie ein Geier, der sich über ihre gute Stimmung hermachte.
»Dr. Vishnikov hat mir den Autopsiebericht geschickt«, sagte ich. »Möchten Sie, dass ich zu Amy komme, um ihn mit Ihnen zu besprechen?«
»Wollen Sie mich auf etwas Schlimmes vorbereiten?«, fragte sie. »Etwas, was ich lieber nicht wissen möchte? Sagen Sie es mir jetzt. Das war die schrecklichste Woche meines Lebens - ich will mir nicht mal eine weitere halbe Stunde irgendetwas ausdenken, während ich hier auf Sie warte.«
»Marc hatte eine Menge Phenobarbital im Körper, aber nur einen doppelten Whisky. War er Epileptiker oder hatte er Anfälle, gegen die er dieses Medikament einnehmen musste?«
»Nein«, sagte sie ratlos. »Er ist - er war - immer bei guter Gesundheit. Was hat das zu bedeuten?«
»Ich fürchte, es bedeutet das, was wir schon von Anfang an geahnt haben: dass er tatsächlich ermordet wurde. Jemand hat ihm dieses Medikament
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