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sich an der Abzahlung der Hypothek beteiligten.
Ich schaute im Stadtplan nach. Bronzeville. Das Viertel, in dem Schwarze wohnen mussten, als sie nach dem Ersten Weltkrieg in größeren Gruppen in die Stadt kamen. Nachdem die Gegend jahrzehntelang heruntergekommen war, erlebte sie jetzt ihr Comeback. Schwarze aus der Mittelschicht kauften sich die Häuser, von denen einige zu den schönsten von Chicago zählten, ließen die Buntglasfenster und die Schnitzarbeiten restaurieren, und gaben den Häusern so den Glanz zurück, den sie besaßen, als Ida B. Wells noch hier lebte. Whitby hatte sich vom Ft. Dearborn Trust hunderttausend Dollar Kredit geben lassen, um auf zweihundertsechzig Quadratmetern zu wohnen. Wenn er natürlich die Absicht gehabt hätte, Larchmont zu kaufen, hätte er achtzigmal so viel gebraucht.
Ich schloss Nexis und starrte auf die Haufen, die sich in der kurzen Zeit seit Mary Louises Abschied auf meinem Schreibtisch und meinem Arbeitstisch gebildet hatten. Christie Weddington von meinem Auftragsdienst hätte mich nicht daran erinnern müssen, dass ich seither ein Problem hatte. Mary Louise hatte ihr Organisationstalent sowie ihre Erfahrung - und ihre Kontakte - aus acht Jahren bei der Polizei von Chicago mitgebracht. Sie hatte nur in der Zeit für mich gearbeitet, in der sie nebenbei Jura studierte; jetzt hatte sie eine volle Stelle bei einer Kanzlei in der Innenstadt. Ich hatte mir schon ein paar Leute angeschaut, aber noch niemanden gefunden, der so welterfahren war und so gut organisieren konnte wie sie.
In den letzten Wochen kam ich noch zurecht, weil ich so antriebslos war, dass ich kaum gearbeitet hatte. An einem Tag wie diesem jedoch, an dem ich neben der Spur war und die Klienten ungehalten wurden, kapierte ich, dass ich mich ernsthaft nach einer neuen Hilfe umschauen musste: Papierstapel überall, und ich war mit dem Einsortieren in Akten so weit im Rückstand, dass ich nicht wusste, wie ich mich dazu aufraffen sollte.
Zumindest sollte ich wenigstens die Unterlagen zu dieser Sache nicht auch noch auf Mary Louises einstigen Arbeitsplatz werfen. Ich fischte einen Hängeordner aus dem Nachschubschrank und präparierte ihn so, wie Mary Louise es getan hätte: ein Etikett mit der Aufschrift »Larchmont«, Einzelakten für Darraugh und seine Mama, Marcus Whitby, Catherine Bayard. Auf die Vorderseite heftete ich einen Zeitplan. Solange Darraugh mich bezahlte, würde ich auch arbeiten.
7
Keine Schonzeit für Kranke
Bevor ich den Computer abschaltete, machte ich die Mail von Morrell auf. Sie war nicht so erfreulich, wie ich gehofft hatte.
Liebste, tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gerührt habe, aber mein Telefon geht nicht. Ich werde mich Giulio Carrera von Humane Medicine anschließen und weiß noch nicht, wann ich mich wieder melden kann. Ich liebe Dich, ich vermisse Dich, ich wünschte, Du wärst bei mir - es wäre eine große Hilfe, einen seelenverwandten Menschen um mich zu haben. Ich bin an einer schwierigen Sache dran, mehr kann ich nicht sagen übers Netz, aber es ist nicht lebensbedrohlich, großes Pfadfinderehrenwort. Giulio und ich gehen nirgendwo alleine hin - wir haben uns mit ein paar toughen Einheimischen angefreundet, die mit allem und jedem klarkommen, also mach Dir bitte keine Sorgen, Süße, auch wenn es eine Woche dauern kann, bis Du wieder von mir hörst.
Als ich die Mail gelesen hatte, fühlte ich mich einsam und irgendwie leer, was natürlich Unsinn war, denn Morrell war jetzt auch nicht weiter entfernt als noch vor zehn Minuten. Aber eine Woche, bevor er sich wieder melden konnte… tagtäglich darauf zu hoffen, dass er seine Rückkehr ankündigte, war immer noch besser, als zu wissen, dass er gar nicht schreiben würde.
»Okay, Penelope, fang an zu weben«, murmelte ich vor mich hin und merkte dabei, dass ich unterschwellig ziemlich sauer war - auf Morrell und auf mich selbst. Ich führte mich auf wie die klassische zurückgelassene Frau, die ängstlich alleine zu Hause hockt, während ihr Held und Geliebter auf der Suche nach Abenteuern durch die Welt zieht.
»Es ist aber nicht die Story meines Lebens«, krächzte ich laut. »Ich sitze hier nicht herum und warte, auf dich nicht und auf niemanden, Morrell.«
Ich kehrte wieder zu meiner Anrufliste zurück, wild entschlossen, alles abzuarbeiten, bevor ich das Büro verließ. Ich gab diversen Reportern Auskunft, die wussten, dass ich Whitbys Leiche gefunden hatte, und meldete mich sogar bei
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