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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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dass sie ein paar Bücher über Stammestänze geschrieben und eine Zeit lang an der University of Chicago gelehrt hat.«
    »Na, da war sicher was los«, sagte Amy trocken. »Eine schwarze Frau in den Vierzigern und Fünfzigern an dieser Uni. Kein Wunder, dass sie vorzeitig in den Ruhestand gegangen ist.« Sie nahm mir den Text aus der Hand und überflog den Absatz, in dem Whitby diesen Lebensabschnitt von Kylie Ballantine skizziert hatte. »Sieht aus, als hätte sich Marc wirklich nur für ihre Laufbahn als Tänzerin interessiert. Und dann - ah ja. Sie hat in ihrem Haus in Bronzeville ein privates Tanzstudio eingerichtet und dort unterrichtet, bis sie neunundsiebzig gestorben ist. Okay. Ich werd sehen, was ich noch rausfinde. Was machen Sie?«
    »Ich will sehen, was ich noch von seinen Nachbarn erfahren kann. Mir kam der Gedanke, dass er vielleicht doch eine Freundin hatte, von der niemand etwas erfuhr, weil er so zurückgezogen lebte. Die Kids da in der Gegend kriegen alles mit. Irgendjemandem wird schon was aufgefallen sein.«
    Amy blickte mich unter ihren dichten Wimpern prüfend an. »Wissen Sie, ich bin eine gute Rechercheurin, und ich würde mich liebend gerne ins Internet stürzen oder in die Vivian Harsh Collection. Aber ich frage mich doch, ob ich auf der Straße nicht mehr erfahren würde als Sie.«
    Ich merkte, dass ich rot anlief, aber ich dachte auch an die ausweichenden Reaktionen der Leute von heute Morgen. Die Kinder redeten unvoreingenommen mit mir, aber die Erwachsenen waren Amy gegenüber bestimmt gesprächsbereiter.
    »Schon verstanden. Haben Sie ein Handy?« Wir tauschten Nummern aus. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen bezahlen kann - ich hatte solche Extras in meinen Kostenvoranschlag für den Fall nicht einkalkuliert. Aber Ihre Mitarbeit ist eine große Hilfe, und ich erwarte nicht, dass Sie Ihre Zeit umsonst opfern.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin froh, dass ich was unternehmen kann. Auch als Marc nach Chicago zog, haben wir uns nicht näher kennen gelernt, aber Harry - Harriet - ist wie eine Schwester für mich. Das Einzige, was ich für sie tun kann, ist die Umstände von Marcs Tod mit aufzuklären. Sie müssen mir nichts bezahlen.«

17
Timmy ist in den Brunnen gefallen
    Wir brachten einige Zeit online zu, wobei ich mich mit dem Negro Theater Project beschäftigte und Amy sich mit den Zugfahrplänen für die Vorstädte im Westen. Marc hätte einen Zug um halb zehn nehmen können, mit dem er um zwanzig nach zehn an dem Bahnhof unweit von New Solway angekommen, aber immer noch kilometerweit entfernt von Larchmont Hall gewesen wäre. Eine von uns würde versuchen müssen, dort draußen Taxi- oder Busfahrer aufzuspüren, die ihn vielleicht mitgenommen hatten. Die Vorstellung war zum Haareraufen.
    Das Netz lieferte mir nur zwei klägliche Erwähnungen des Negro Theater Project und gar nichts über Kylie Ballantine, also nahm ich die fünfundzwanzig Kilometer Fahrt zur Vivian Harsh Collection im Süden der Stadt in Kauf, um mir echte Dokumente anzusehen.
    Als ich zur Bücherei aufbrach, fuhr Amy Richtung Bronzeville. Sie erläuterte mir die Harsh Collection, bevor wir uns trennten. Harsh war die erste Person afroamerikanischer Herkunft, die einen Teil der Bücherei geleitet hatte, und sie hatte eine private Materialsammlung über schwarze Schriftsteller und Künstler angelegt. Als sie starb, vermachte sie alles - Fotos, Unterlagen, Bücher - der Stadt. Die Harsh Collection war außer einem vergleichbaren Archiv in Harlem die beste Sammlung dieser Art in ganz Amerika.
    Zu meinem Erstaunen befand sich die Sammlung in einem Nebenhaus; ich hatte erwartet, dass sie im Hauptgebäude der Bücherei untergebracht war. In der Bücherei herrschte reger Betrieb; Mütter kamen mit ihren kleinen Kindern, um sich Bücher anzuschauen, aber auch Obdachlose und alte Leute zog es hierher. Eine Bibliothek ist ein respektabler Ort. Es ist warm dort, und man ist unter Menschen. Das sind alles Gründe, warum das Web niemals eine Stadtteilbücherei ersetzen kann. Und es gab Bücher dort. Sowie einen Archivar, der seine Sammlung liebte und sich bestens damit auskannte.
    Zunächst legte Gideon Reed die Stirn in Falten, als er mein Ansinnen hörte. Ja, er kannte sich mit diesen Dokumenten aus, aber weshalb interessierte ich mich dafür?
    »Ich weiß, dass Marcus Whitby sich eine Weile damit befasst hat«, sagte ich. »Deshalb bin ich hier.«
    Als ich die Hintergründe ausführte - dass ich Marcus Whitby gefunden hatte

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