Blacklist - Blacklist - Blacklist
gefunden haben - in dem sie so wütend über die Einstellung des Theaterprojektes war -, hat sie sich nie über Kommunismus geäußert.«
»Und was war ›das Komitee‹? Wissen Sie, was ich meine? Könnte das als subversive Vereinigung erachtet worden sein?«
Er sah die Plastikhüllen durch, bis er die Briefe gefunden hatte, konnte mir aber nicht weiterhelfen. »Ich weiß, dass Mr. Whitby gemäß dem Gesetz zur Freigabe von Informationen ihre Akte einsehen wollte, aber sie ist wie die meisten dieser Akten: Fast alles, was man wissen möchte, ist geschwärzt, sodass man es nicht mehr lesen kann. Seit dem 11. September macht man es den Bürgern noch schwerer zu erfahren, welche Akten über sie angelegt werden. Es ist irgendwie frustrierend, erst von der eigenen Regierung bespitzelt zu werden und dann noch nicht einmal sehen zu dürfen, was über uns behauptet wird.«
Als ich Reed fragte, ob es anderswo noch Dokumente von Kylie Ballantine gäbe, ein Tagebuch oder Bankunterlagen vielleicht, schüttelte er wieder den Kopf. »Wenn ja, dann nicht in einem öffentlichen Archiv. Sie hatte kein Vermögen, und obwohl sie in der schwarzen Gemeinde sehr angesehen war, brachte niemand das Geld für die Erhaltung oder Renovierung ihres Hauses auf - es musste verkauft werden, um ihre Schulden abzutragen. Falls irgendwo Dokumente gefunden wurden, dürften sie sich indessen auf der Müllhalde befinden.«
Reed unterbrach das Gespräch, um die Frage einer Frau zu beantworten, die schon einige Minuten wartete, dann wandte er sich wieder mir zu. »Mr. Whitby ist aber in ihrem ehemaligen Haus gewesen. Nach ihrem Tod hat die Bank oder jedenfalls der Eigentümer es in kleine Apartments aufgeteilt, aber Mr. Whitby hoffte, noch etwas im Keller oder irgendeinem Zwischenboden zu finden.«
»Und, hatte er Erfolg?«
Reed schüttelte langsam den Kopf. »Kann sein, dass er mich deshalb vor einer Woche oder zehn Tagen angerufen hat. Ich war nicht da, und er hat eine Nachricht hinterlassen. Ich habe ihn nie erreicht, wenn ich es versucht habe, aber vielleicht hatte der Anruf damit zu tun - er wusste, dass ich mich auch sehr für Kylie Ballantine interessiere. Wenn er irgendetwas gefunden hatte, hätte er es mir bestimmt zeigen wollen.«
Wieder benötigte jemand eine Information. Ich wandte mich zum Gehen, frustriert von meiner mageren Ausbeute.
Als ich am Rausgehen war, rief Reed mir nach: »Sagen Sie mir Bescheid, was Sie über Mr. Whitby in Erfahrung bringen. Wenn Sie auf die Wahrheit stoßen, kommt das noch lange nicht in den Nachrichten, wissen Sie.«
Eine Bemerkung, die mich traurig stimmte. Kylie Ballantines Leben hätte auf der Bühne stattfinden sollen, im hellen Scheinwerferlicht, aber sie starb in den Kulissen, und nun fürchtete Gideon Reed, dass ihr einsamer Gefährte auch dort im Dunkeln verschwinden würde.
Ich sah mich bei diversen dramatischen Verkündigungen und wie ich als Annie Oakley auf meinem Pferd herangaloppierte, um Ballantine und Marcus Whitby zu retten. Aber vielleicht war ich eher Lassie, die Collie-Hündin, die wie wild bellte, damit endlich Hilfe kam.
»Timmy ist in den Brunnen gefallen«, sagte ich laut, als ich meinen Wagen aufschloss. Eine Frau mit einer Horde kleiner Kinder kam gerade vorbei, aber sie beachtete mich kaum: Leute, die komische Sachen vor sich hin reden, sind in der Bücherei keine Seltenheit.
18
Krokodil im Wassergraben
Ich fahre nach New Solway raus«, informierte ich Amy Blount, als ich sie übers Handy erreichte. »Ich habe nichts Konkretes in den Dokumenten von Kylie Ballantine gefunden, aber es könnte sein, dass Marc mit Calvin Bayard sprechen wollte, der eines ihrer Bücher verlegt hat. Ich will mal versuchen, zu ihm vorzudringen - seine Frau hat eine Art Wassergraben mit Haien drin um ihn gezogen. Haben Sie etwas erfahren?«
»Nichts Genaues, wie bei Ihnen. Die Frau, die auf der Südseite wohnt, meint, sie hätte einmal nachts um drei Licht in Marcs Haus gesehen - ihr Baby hat sie aufgeweckt, und sie saß in einem Schaukelstuhl am Fenster, hat aber nicht genau hingeschaut. Sie war sich nicht hundertprozentig sicher, ob es wirklich Sonntagnacht war - sie ist häufig nachts wach und leidet an Schlafmangel. Außerdem hat sie nicht auf den Weg vor dem Haus geachtet und konnte also nicht sagen, ob es sich um Marc oder jemand Fremden handelte. Der alte Mann auf der anderen Straßenseite sagte, er hätte ein-, zweimal eine Frau mit Marc gesehen, aber dem Tratsch in der Nachbarschaft
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