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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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Mutter hielt sie für eine Heuchlerin wegen ihrer extremen Lebensgewohnheiten - in ihrem Haus durfte nicht geraucht und nicht getrunken werden, dabei war der Lebensstil ihres Gatten in unseren Kreisen ein offenes Geheimnis. Mrs. Edwards dagegen war der Meinung, dass Mutter eine Odaliske sei. Dabei war sie etwas weitaus Gefährlicheres.«
    Ich war versucht, dieses historische Nebengleis zu verfolgen: Wie hatte der Lebensstil von Mr. Edwards ausgesehen? Aber ich blieb beim Thema. »Würde Ruth Lantner lügen, was Whitby betrifft?«
    »Oh, fragen Sie mich nicht nach dem Charakter von Hausangestellten. Ich kenne sie nicht gut. Allerdings würde ich wagen zu behaupten, dass sie durchaus lügen würde, um Calvin zu schützen, vielleicht auch Renee.«
    Sie erwartete also auch, dass Lisa lügen würde, um sie zu schützen. Was bedeutete, wenn Geraldine Graham Fakten über Whitby oder Bayard verheimlichte, würde Lisa sie decken. Wie treu und ehrenwert.
    »Ich habe gestern mit der Enkelin der Bayards gesprochen«, sagte ich.
    »Catherine? Das ist eine traurige Geschichte; die Mutter starb, als die Kleine nicht mal ein Jahr alt war. Edwards verkraftete das eine ganze Weile sehr schlecht. Das muss man Renee lassen: Sie hat das Kind großgezogen, ohne sich zu beklagen. Wie ist es ihr gelungen?«
    Ich lächelte. »Catherine ist ein lebhafter und leidenschaftlicher junger Mensch - und hat mich bislang erfolgreich ausgetrickst. Sie steht ihrer Großmutter sehr nahe. Catherine behauptet, Calvin würde nachts nach Larchmont gehen.«
    »Tatsächlich? Verblüffend.« Sie stieß ein trockenes Lachen aus. »Vielleicht versucht er unterbewusst, Renee zu entkommen.«
    »Catherine behauptet, ihr Großvater habe einen Schlüssel für Larchmont Hall, mit dem er nachts das Haus betreten kann. Ist das möglich? Als ich Darraugh danach fragte, wurde er wütend und legte auf. Weshalb?«
    Ms. Graham stellte ihre Tasse ab. »Haben Sie Kinder, junge Frau? Nein? Kinder sind ein ewiges Rätsel. Man trägt sie in seinem Leib, man gibt auf sie Acht, aber sie bleiben Fremde. Darraughs Zorn ist für mich eines dieser Rätsel.«
    Wieder wich sie aus, als ich sie nach Darraugh und seiner Beziehung zu Larchmont fragte. Ich wandte mich erneut dem Schlüssel zu: Konnte es sein, dass Calvin Bayard einen besaß?
    »Das würde mich sehr wundern. Aber wir leben in einer sonderbaren Welt. Kümmern sie sich gut um ihn dort? Wie wirkte er auf Sie?«
    »Die Schwester macht einen kompetenten Eindruck. Er scheint körperlich bei Kräften zu sein. Er hielt mich für seine Frau. Umklammerte mich und nannte mich ›Deenie‹. Ich habe ihn immer sehr bewundert, daher war das ein erschütternder Anblick.«
    Ms. Grahams Hände zitterten heftig, als sie nach ihrer Tasse griff. Kaffee schwappte über den Rand auf ihr wasserblaues Seidenkleid. »So ungeschickt«, murmelte sie. »Die Vorstellung, dass Calvins Hirn zerfällt, ist enorm beunruhigend. Schicken Sie Lisa zu mir, wenn Sie rausgehen, junge Frau.«
    Mein Stichwort zum Abgang. Lisa brauchte ich nicht zu rufen; sie stand in Hörweite bereit. Als ich die Wohnung verließ, hörte ich noch, wie sie beruhigend auf Geraldine Graham einredete wie eine Mutter auf ihr Kind. Der Geruch, den Calvin Bayard verströmt hatte, Urin und Puder, war plötzlich wieder präsent, und ich schauderte. Alle werden wir zwangsläufig irgendwann dort ankommen, so schnell und so weit wir auch fortlaufen mögen, wir bewegen uns unweigerlich darauf zu.

20
Versteck eines Femerichters
    Die aufwühlenden Erlebnisse des Nachmittags hatten mich ausgelaugt. Ich ging nicht zu meinem Wagen, sondern wanderte ziellos die Wege in Anodyne Park entlang. Während meines Aufenthaltes bei Geraldine war es dunkel geworden, aber die Wege waren mit alten Laternen beleuchtet, und ich fand mich ohne Probleme zurecht. Ohne allerdings zu wissen, wo ich eigentlich hinwollte.
    Um diese Tageszeit gingen die Leute mit ihren Hunden spazieren oder auf einen Drink in die Bar in der Ladenzeile. Ich erwog kurz, einem mürrisch blickenden Paar in die Bar zu folgen, entschied mich aber dagegen. Ich war heute schon zu viel unter Menschen gewesen und wollte lieber spazieren gehen.
    Ich war zu müde, um aus meinen neuen Informationen irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen, aber ich sah wieder Geraldine und ihre Mutter vor mir, Geraldines vergebliches Aufbegehren und ihre unglückliche Ehe. Aus der ein unterkühlter, abweisender Mensch wie Darraugh erwachsen war. Ich stellte mir Szenen am

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