Blacklist - Blacklist - Blacklist
behaupten, er habe Olin Taverner nicht korrekt betreut.
»Er hat - hatte - sehr hohe Ansprüche, aber ich auch. Seine Wohnung ist immer sauber, wenn ich gehe, auch seine Kleider. Sein Essen, ich koche alles selbst, ich bin ein guter Koch für die Alten, die stark gewürztes Essen nicht mehr vertragen.«
»Niemand hat etwas an Ihrer Arbeit auszusetzen«, beruhigte ich den Mann. »Ich wollte über etwas ganz anderes mit Ihnen sprechen.«
Ich holte das Foto von Marc und Harriet Whitby heraus. »Dieser Mann hat Olin Taverner letzte Woche besucht, nicht wahr?«
Als er nickte und sagte, ja, dieser Mann sei am Donnerstag bei Mr. Taverner gewesen, fuhr ich fort: »Sie wissen, dass er am Sonntag ums Leben kam. Ich würde gerne wissen, ob er Mr. Taverner am Sonntagabend noch einmal besucht hat.«
Rivas schüttelte langsam den Kopf. »Sonntag arbeite ich nicht, bin ich bei meiner Familie. Vielleicht kam dieser Mann noch einmal, als ich nicht da zwar, obwohl Mr. Taverner - er hat nichts gesagt am Montag, nichts von einem Gast.«
Das war eine Enttäuschung. »Am Mittwoch, als Mr. Whitby Mr. Taverner besuchte, wissen Sie, worüber die beiden sprachen?«
»Papiere. Alte Papiere, die Mr. Taverner diesem Mann zeigen wollte. Er hat sie in einer abgeschlossenen Schublade in seinem Schreibtisch. Ich sehe sie nie. Ich helfe Mr. Taverner nur, zum Tisch zu gehen; wenn er Besuch hat, möchte er nicht den Rollstuhl benutzen, er will nicht hilflos aussehen. Viele meiner alten Leute sind so, sehr stolz. Und er ist der stolzeste von allen, Mr. Taverner. Ich helfe ihm, zum Tisch zu gehen, ich helfe ihm, das Schloss zu öffnen. Ich helfe ihm zurückzugehen zu dem Mann, dann warte ich in der Küche, während sie reden. Für den Fall, dass er Tee braucht, Wasser, Whisky oder schnell Hilfe, Sie verstehen, einem dringenden Bedürfnis nachgehen muss, manchmal kommt - kam - das bei ihm ganz plötzlich.«
Rivas' ernsthafte, höfliche Art war sicher wohltuend für Menschen, deren Kräfte nachließen, die aber ihren Stolz nicht aufgeben wollten. »Waren diese Papiere von Hand geschrieben oder getippt?«
»Von Hand geschrieben. Das weiß ich. Was drinstand, weiß ich nicht.«
»Und hat er sie Marc Whitby gegeben?«
»Nein, Mr. Taverner hat sie nur gezeigt. Der andere Mann schreibt Sachen von den Papieren ab in sein kleines Notizbuch, das er in der Tasche hat, aber als er weggeht, schließt Mr. Taverner die Papiere wieder in seinem Schreibtisch ein.«
»Und hat Mr. Taverner etwas zu Ihnen gesagt über diese Papiere?«
»Er sagt, was die Alten so oft sagen, er sagt ›ich werde bald sterben, die Zeit für Geheimnisse ist vorbei‹.«
Ich dankte ihm, aber als ich ihm Geld anbot, um ihn für seinen Zeitaufwand zu entschädigen, richtete er sich zu voller Größe auf und sagte leise, er nehme kein Geld für so etwas. Ich schämte mich, weil ich mir einen sozialen Fauxpas geleistet hatte, und ging vor ihm aus dem Raum. Am Empfang bat ich die Frau um Taverners Adresse.
Rivas holte mich dort noch einmal ein. »Ich glaube, jemand war am Montagabend bei Mr. Taverner. Nicht am Sonntag, als dieser schwarze Mann gestorben ist, aber am nächsten Abend. Am Montag gehe ich wie immer um halb neun abends. Mr. Taverner ist fürs Bett zurechtgemacht, aber noch nicht im Bett, er geht immer gerne alleine zu Bett. Er sitzt gerne mit seinem Whisky im Sessel, liest oder schreibt, und geht ins Bett, wenn er möchte. Für die Bedürfnisse nachts hat er eine Flasche an seinem Stuhl und eine am Bett.
Aber am Dienstagmorgen, als ich ihn finde, sitzt er immer noch im Sessel, und ich weiß, dass er nicht im Bett war, und sein Glas ist sauber. Er hat sein ganzes Leben lang kein Glas gespült, glaube ich, und jetzt, wo er alt ist und schlecht gehen kann, wird er das bestimmt nicht anfangen. Als ich ihn finde, war zu viel - zu viel Drama, ich habe nicht gedacht an das Glas, erst heute Abend denke ich wieder daran, als Sie mich fragten, ob der schwarze Mann am Sonntag wieder da war. Aber am Montag war jemand bei Mr. Taverner.«
Mein Herz schlug schneller. »Was haben Sie mit dem Glas gemacht?«
»Ich habe es ins Regal gestellt, zu den anderen. Wenn jemand kommt, um seine Sachen zu holen, werden sie alles so vorfinden, genau so.«
»Haben Sie noch einen Schlüssel zu Mr. Taverners Wohnung? Ich weiß, dass Sie gleich einen Termin haben, aber könnten Sie sich noch fünf Minuten Zeit nehmen und mir das Glas zeigen? Vielleicht finden wir noch etwas daran, einen Fingerabdruck
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