Blacklist - Blacklist - Blacklist
oder so.«
Und dann könnte ich zurückbleiben und die Schublade knacken, in der Taverner die Papiere aufbewahrte, die er Marc Whitby gezeigt hatte. Meine Mattigkeit von vor einer Stunde war wie weggeblasen. Meine Finger kribbelten vor Aufregung.
Rivas geleitete mich würdevoll von der Pflegestation zu einem Apartmentgebäude in der Nähe. Er sprach kaum, erwähnte nur, dass er die Familie des »neuen Herrn« auch in diesem Gebäude treffen würde und noch ausreichend Zeit habe.
Von außen glich dieses Haus für betreutes Wohnen dem Gebäude, in dem Geraldine Graham untergebracht war, doch innen war es angelegt für Leute, die mit Rollstühlen und Gehhilfen unterwegs waren. Taverner hatte im Erdgeschoss gewohnt. Rivas holte einen Schlüsselbund aus der Tasche und schloss die Tür auf, so ruhig und gemessen, wie er sich auch bewegte.
Als er Licht anmachte, sah ich, dass auch die Wohnung dem Apartment von Geraldine Graham glich, Flure und Türen aber breiter waren, um Platz für Rollstühle zu schaffen. Entsprechend waren die Zimmer etwas kleiner geraten. Rivas führte mich an einem Wohnzimmer vorbei zur Küche, die tatsächlich blitzsauber war, und öffnete einen Schrank, wo die Gläser ordentlich in Reih und Glied standen. Er wies auf das Glas, dann sagte er: »Glauben Sie, etwas stimmt nicht mit Mr. Taverner, mit seinem Tod, wegen diesem Glas?«
»Ich bin wie Sie; das abgespülte Glas macht mich argwöhnisch. Können Sie mir zeigen, wo Sie Mr. Taverner gefunden haben?«
Rivas ging mit mir ins Schlafzimmer, einen großen Raum mit Schiebetüren, die von schweren Vorhängen verdeckt waren. Das Bett war so, wie er es am Montag zurückgelassen hatte, mit zurückgeschlagener Decke, damit ein alter Mann keine Mühe hatte, sich hineinzulegen. Etwa fünf Schritte vom Bett entfernt stand ein Ledersessel. Daneben befand sich ein Tisch mit einer Stange, an der zwei Stöcke hingen; er war auf Hochglanz poliert, und auf der schimmernden Tischplatte sah ich ein Telefon, die Zeitungen vom Montag und eine Flasche vierzehn Jahre alten Bourbon von Berghoff's.
»Sie haben sicher schon viele Menschen tot vorgefunden, nicht wahr?«, fragte ich. »War irgendetwas ungewöhnlich an Mr. Taverners Leiche, als Sie sie fanden?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Er ist eingeschlafen, denke ich, wie wir alle es uns wünschen, ohne Krankenhaus, die - die Maschinen, all die Dinge, die uns wehtun.«
»Aber irgendetwas stimmte nicht«, hakte ich nach, als ich sein beunruhigtes Stirnrunzeln sah.
Er sah sich im Zimmer um und schüttelte wieder den Kopf. »Sie haben Recht. Irgendetwas ist nicht richtig, nicht nur mit seinem Glas. Das Kissen? Ich glaube, ja, es hat diese -«, er suchte nach einem Wort und beschrieb mit der Faust die Kuhle, die der Kopf im Kissen hinterlässt, »- ja, die Kuhle; das Kissen sieht aus, als schläft er im Bett, aber er sitzt im Sessel. Jetzt«, er ging zum Bett hinüber »jetzt ist es richtig, aber - nicht ganz, nicht so, wie ich hinterlasse. Und ich glaube auch, jemand hat diesen Stuhl bewegt.«
Er wies auf einen Korbstuhl, der am Fußende des Bettes neben den Vorhängen stand. Im Teppichboden konnte man vier Abdrücke sehen, an der Stelle, wo dieser Stuhl seit Monaten gestanden hatte; derjenige, der ihn wegschob, hatte nicht darauf geachtet, als er ihn zurückstellte.
Ich wollte mir noch den Rest der Wohnung ansehen, aber Rivas wollte nicht zu spät zu seinem Treffen kommen. Ich versuchte, ihm den Schlüssel zu entlocken, indem ich sagte, die Polizei würde ein Spurensicherungsteam schicken wollen, aber Rivas wollte nichts mit einer polizeilichen Untersuchung zu tun haben. Wenn jemand bei Mr. Taverner war an dem Abend, als er starb, und hier Möbel und Kissen verschoben hatte, würde das aussehen, als hätte er, sein Betreuer, sich nicht richtig um den Herrn gekümmert, aber Mr. Taverner wollte eben immer alleine zu Bett gehen. Außerdem würde es der neuen Familie womöglich nicht recht sein, wenn Rivas in eine polizeiliche Untersuchung verwickelt sei. Die Verwaltung würde die Wohnung dann aufschließen, sagte er, wenn die Ermittler Mr. Taverners Räume genauer untersuchen wollten.
Ich nickte, um ihm mein Verständnis zu bedeuten. Als ich ihm durch den Flur zur Wohnungstür folgte, nutzte ich seine Eile, um den Stift im Schloss rasch reinzudrücken, damit er nicht einrastete, wenn wir rausgingen. Rivas ging zu den Fahrstühlen, ich verließ das Haus. Sobald er verschwunden war, flitzte ich zurück in die
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