Blacklist - Blacklist - Blacklist
diese Notizen oder überhaupt irgendwelche Unterlagen von ihm zu finden. Es ist einfach nicht normal, dass alles verschwunden ist.«
Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen in Marcs Haus. Während ich mir Zugang zu seinem Wagen verschaffen und ihn durchsuchen würde, sollte Amy im Haus noch einmal alles genau unter die Lupe nehmen, für den Fall, dass wir gestern etwas übersehen hatten. Dann würde Amy in die Unibibliothek fahren, während ich versuchen wollte, mit Renee Bayard zu reden. Schließlich hatte Renee Calvin kennen gelernt, als sie für Leute arbeitete, die vor dem HUAC aussagen mussten; sie müsste wissen, ob es zwischen Taverner und Kylie Ballantine irgendeine Verbindung gab.
Während wir sprachen, war mir zu den geheimen Papieren noch eine Idee gekommen: Larry Yosano, der junge Anwalt, der bei Lebold & Arnoff als Mann für alles im Einsatz war. Es war schon etwas spät für Geschäftsgespräche, aber er hatte diese Woche die Notschicht übernommen. Ich dachte mir, dass ich mehr erfahren würde, wenn ich davon ausging, dass Lebold & Arnoff auch die rechtlichen Angelegenheiten von Taverner regelten, und so sagte ich als Einstieg, dass Taverners Tod sicherlich viel Arbeit mache in der Kanzlei.
Er bejahte das, fügte aber hinzu: »Wissen Sie, Ms. Warshawski, das ist nicht gegen Sie gerichtet, aber ich habe tatsächlich so etwas wie ein Privatleben. Es ist schon anstrengend genug, wenn all unsere Klienten aus New Solway meinen, ich sei der japanische Hausmeister, den man mitten in der Nacht anrufen kann. Können wir dieses Gespräch nicht morgen in meinem Büro führen?«
Ich musste mich darauf einlassen, obwohl mir nicht der Sinn danach stand, den ohnehin voll gepfropften Terminplan am Freitag um eine weitere Fahrt nach auswärts zu ergänzen. Wir einigten uns auf drei Uhr nachmittags. Yosano hätte es früher besser gepasst, aber ich wollte die Untersuchung von Whitbys Haus und Auto abschließen, um zu wissen, ob ich mich wirklich an Strohhalme klammern und noch mal in den Teich in Larchmont steigen musste.
Als ich gerade wieder ins Bett gehen wollte, klingelte das Telefon. Verblüfft vernahm ich Darraughs Stimme, die enorm aufgebracht klang.
»Hatte ich nicht klar und deutlich gesagt, dass Sie meine Mutter nicht weiter beunruhigen sollten? Sie haben dreißig Sekunden, um mir zu erklären, warum Sie sich meinen Anweisungen so dreist widersetzen.«
Ich richtete mich auf. »Darraugh, Sie sind kein Kommandeur und ich bin kein Rekrut. Ich war Ihrer Mutter einen Höflichkeitsbesuch schuldig, um ihr zu erklären, was ich unternommen habe und weshalb ich für ihr Problem nicht mehr zuständig bin. Und ich werde mich für diesen Besuch nicht entschuldigen.«
»Es war rücksichtslos von Ihnen, sie so aufzuregen. Das war kein Anstandsbesuch, sondern ein Verhör.«
»Hat sie Sie angerufen, um sich zu beklagen? Ah, nein. Lisa hat sich beklagt. Ihre Mutter hat sich aufgeregt, als sie erfuhr, wie krank Calvin Bayard ist, nicht wegen einer meiner Fragen. Es ist einer Frau wohl erlaubt, traurig zu sein, wenn es einem alten Freund schlecht geht.«
»Unterhaltungen mit meiner Mutter können nichts mit Ihren Ermittlungen in diesem Mordfall zu tun haben. Ich habe Sie schon einmal gewarnt. Wenn Sie weitere Aufträge von mir bekommen möchten, verlange ich, dass Sie sich von meiner Mutter fern halten.«
»Ich werde es mir überlegen, Darraugh. Was ich möchte, meine ich. Gute Nacht.« Ich legte auf, bevor mich meine Wut dazu veranlasste auszusteigen. Sein Vorschuss von tausend pro Monat - manchmal war der Preis zu hoch, den man für Geld bezahlen musste.
22
Doch wo sind die Teile des Puzzles?
Als ich - mit Verspätung - in der Kanzlei von Lebold & Arnoff im Oak Brook Tower eintraf, nahm Larry Yosano mich gleich zu Julius Arnoff mit; es sei besser, den Seniorpartner ins Bild zu setzen, wer sich in die Angelegenheiten eines der bedeutendsten Klienten des Hauses einmischte. Besser für Yosano jedenfalls.
Ich hatte bereits einen langen Tag hinter mir, denn ich war früh aufgewacht oder vielmehr aus meinen Träumen aufgeschreckt: Zuerst suchte ich in den Höhlen von Kandahar nach Morrell, und dann verwandelten sich die Höhlen plötzlich in den Tunnel unter der Straße in Anodyne Park. Er war endlos lang, und am Boden lagen verrottende Fische und Rattenkot. Dann war ich nicht mehr auf der Suche nach Morrell, sondern flüchtete vor dem Mann, der mich in den Magen gerammt hatte. Ich rannte aus Leibeskräften,
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