Blacklist - Blacklist - Blacklist
versank aber mit meinen Bruno-Magli-Pumps in dem matschigen Boden, und der Mann verfolgte mich mit einem Golfwagen. Als ich mich schließlich verzweifelt zu meinem Verfolger umdrehte, erkannte ich in ihm Marc Whitby.
Schweißüberströmt und keuchend wachte ich um fünf Uhr morgens auf. Ich versuchte, wieder einzuschlafen, befand mich aber in diesem unangenehmen Zwischenzustand, in dem das Hirn nicht mehr abschalten kann. Als sich am Winterhimmel die ersten roten Streifen zeigten, stand ich auf und ging mit den Hunden laufen.
Ich wollte so schnell wie möglich so weit wie möglich rennen. Ich wollte mich von mir und meinem müden grauen Hirn entfernen, aber nach fünf Kilometern traten Mitch und Peppy in Streik: Sie ließen sich auf dem Fahrradweg nieder und weigerten sich trotz Befehlen und Bestechungen hartnäckig, noch eine Pfote vor die andere zu setzen.
Schließlich gab ich nach und lief auf dem Rückweg so langsam, dass sie einigermaßen zufrieden waren, aber dafür suchten mich wieder Bilder aus dem scheußlichen Traum heim. Ich wurde sie einfach nicht los, und auch das Gefühl nicht, dass sie irgendetwas zu bedeuten hatten.
Zu Hause duschte ich und briet Frühstückseier in der Hoffnung, dass das Protein meine düstere Stimmung vertreiben und mir genügend Energie verschaffen würde, um den Tag gut zu bewältigen. Nach Arbeit war mir heute Morgen nicht zumute, aber weder mein Einkommen noch meine Erziehung ließen es zu, dass ich mich jetzt gehen ließ.
Hinter meinen trüben Gedanken sah ich meine Mutter, wie sie am Küchentisch saß und Socken stopfte. Es war drei Uhr morgens; mein Vater war von seiner Schicht nicht nach Hause gekommen, und an der West Side fanden Straßenschlachten und Plünderungen statt. Ich hatte sie gehört oder ihre Angst gespürt, ich weiß nicht mehr genau; jedenfalls kam ich aus meinem Bett unter dem Dachfenster gekrochen. Sie hielt mich eine Weile im Arm, dann machte sie mir eine Tasse leichten Schwarztee mit Milch und Zucker und zeigte mir, wie man die Ferse einer Socke stopfte.
»Wir lassen unseren Sorgen nicht freien Lauf, cara«, sagte sie. »Das tun nur vornehme Damen, die unpässlich sind, wenn ihr Liebster nicht geschrieben hat oder andere dasselbe Kleid tragen wie sie. So sind wir nicht, so selbstbezogen. Wir tun etwas, wir machen das gut, und schon lassen uns die Sorgen in Ruhe.«
Mein Vater kam gegen fünf nach Hause und fand uns schlafend am Küchentisch vor, mit dem Gesicht in seinen Socken. Als Tochter eines Polizisten und Liebste eines Reporters hat man reichlich Gelegenheit zu beweisen, dass man keine vornehme Dame und mit Sicherheit nicht selbstbezogen ist. Ich hatte keine Socke mehr gestopft, seit ich fünfzehn war, aber es gab genügend andere Dinge, die ich tun konnte.
Ich fing mit einem Anruf bei Luke Edwards an, dem griesgrämigen Automechaniker, der sich seit vielen Jahren meiner fahrbaren Untersätze annimmt. Autoschlösser sind vertrackt; mit meinen Dietrichen wollte ich mich Whitbys Wagen nicht nähern, um nicht das Schloss zu blockieren und womöglich verhaftet zu werden, falls ein Cop mich mit illegalem Werkzeug ertappte.
Wenn ich mit Luke rede, darf ich mir immer zuerst eine lange Strafpredigt über meine diversen Vergehen an meinem aktuellen Fahrzeug anhören, bevor er sich an die Arbeit macht, aber was Autos betrifft, ist er unschlagbar. Als er hörte, dass ich mir Zutritt zu einem verschlossenen Saturn verschaffen wollte, musste ich einer fünfminütigen Ausführung über die mangelhaften Sicherheitsvorrichtungen moderner amerikanischer Autos lauschen, doch zuletzt willigte er ein, mir seinen eigenen Schlosser zur Giles Street zu schicken.
Als Nächstes stand Renee Bayard auf meiner Liste. Natürlich erreichte ich nur eine Sekretärin; natürlich war Ms. Bayard gerade in einer wichtigen Besprechung, aber ich hinterließ eine präzise Nachricht: Ich sei die Detektivin, die Ms. Bayard am Mittwoch kennen gelernt habe, die Person, die Marcus Whitbys Leiche gefunden hatte. Meinen Ermittlungen nach habe Whitby Olin Taverner kurz vor dessen Tod besucht, und ich nähme an, dass sie über Kylie Ballantine gesprochen hatten. Ich wolle nun Ms. Bayard fragen, ob sie mir etwas über die Verbindung zwischen Kylie Ballantine und Taverner sagen könnte. Die Sekretärin las mir die Nachricht mit zweifelndem Unterton noch einmal vor, sagte aber, sie würde sie Ms. Bayard geben.
Nachdem ich eine Weile mit mir gerungen hatte, rief ich auch bei Augustus
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