Blacklist - Blacklist - Blacklist
Eingangshalle, drückte die Tür zu Taverners Wohnung auf und machte Licht.
Ein imposanter, alter Schreibtisch mit Lederauflage stand in einer Ecke des Wohnzimmers. Ich war neben den beiden Sesseln stehen geblieben, in denen Taverner und Whitby wahrscheinlich gesessen hatten, als sie sich unterhielten. Ich ging auf den Schreibtisch zu, beschloss dann aber, dass Vorsicht angebracht war. In der Küche unter der Spüle fand ich ein Paar Gummihandschuhe, die ich überstreifte.
Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, merkte ich, dass es hier kühler war als in der Küche und im Schlafzimmer. Ich blieb stehen: Unter den Brokatgardinen, die sich im Windzug bewegten, wehte kalte Luft herein.
Ich durchquerte rasch den Raum und riss die Gardinen beiseite. Jemand hatte die Glastür zur Veranda eingeschlagen, um an den Griff zu kommen. Ich zerrte den schweren Vorhang von der Wand weg. Ein Mann hatte sich dahinter in die Ecke gedrückt. Er fluchte und attackierte mich mit gesenktem Kopf wie ein Stier. Ich ließ die Vorhänge nicht schnell genug los. Der Mann traf mich in die Magengrube, schob dann die Verandatür auf und flüchtete.
Ich krümmte mich keuchend und würgend und verhedderte mich in den Gardinen. Als ich mich von dem schweren Stoff befreit hatte, stolperte ich dem Einbrecher hinterher über die Veranda durch einen kleinen Garten. Ich hörte ihn noch rennen, war aber zu geschafft, um mich schnell zu bewegen. Er entkam auf den gewundenen Pfaden.
Verfluchter Mist. Ich hatte ihn nicht richtig zu sehen bekommen, hatte nur einen flüchtigen Eindruck von einem relativ jungen Weißen mit dunklem, dichtem Haar, der Jeans und Sneakers trug. Ein gewöhnlicher Einbrecher, der wusste, das die Wohnung leer stand, oder jemand, der hinter Taverners geheimen Papieren her war?
Ich tappte zurück zu Taverners Wohnung. Es war nicht allzu schwer, die verschlossene Schublade zu finden. Die allerdings nicht mehr verschlossen, sondern aufgebrochen und leer war.
Wie Domingo Rivas legte auch ich keinen gesteigerten Wert darauf, viel Zeit mit der Polizei zu verbringen, vor allem nicht mit der Polizei aus den Vororten. Ich überlegte, ob ich nach Chicago zurückfahren und es der Verwaltung von Anodyne Park überlassen sollte, dieses Tohuwabohu zu klären, wenn sie die Wohnung verkaufen wollte. Ich dachte an die Kuhle im Kissen, das gespülte Glas. Wenn nun Taverners Gast vom Montag ihm etwas in seinen Whisky geschüttet hatte, um ihn schläfrig zu machen, dann das Kissen von seinem Bett geholt und es ihm ins Gesicht gedrückt hatte, bis - tja, bis dann eben.
Mir wollte nichts einfallen, was ich an Olin Taverner nicht widerwärtig fand. Er hatte Existenzen mit der schwarzen Liste zerstört, Homosexuelle öffentlich attackiert und dabei sein Doppelleben geführt, die Liste ließ sich endlos fortsetzen. War es wirklich so entscheidend, ob jemand beim Tod eines alten HUAC-Hetzers etwas nachgeholfen hatte?
Andererseits war er gestorben, kurz nachdem er Marc Whitby irgendwelche geheimen Papiere gezeigt hatte. Mit wem hatte Whitby über diese Papiere gesprochen? Mit seiner Assistentin? Aber warum hatte Aretha Cummings sie dann nicht erwähnt? Vielleicht war sie Harriet und Amy gegenüber offener gewesen.
Ich rieb mein misshandeltes Zwerchfell. Der Mann, der mir den Kopfstoß verpasst hatte, war entweder ein versierter Dieb, oder er hatte einfach Glück gehabt. Vielleicht hatte er Whitby und Taverner ermordet und war dann zurückgekommen, um die Wohnung zu durchsuchen. Aber das ergab keinen Sinn - nach dem Dahinscheiden Taverners war dafür genug Zeit übrig gewesen. Es sei denn, er hatte erst später erfahren, dass Whitby diese Papiere gesehen hatte.
Ich holte mein Handy raus und rief Stephanie Protheroe von der Sheriff-Dienststelle des DuPage County an.
»Warshawski, ist Ihr Freund nicht allmählich sauer auf mich, weil Sie so viel Zeit mit mir verbringen? Ich habe Ihnen Kleider geliehen, ich habe für Sie Unterlegen verlegt und wiedergefunden. Was wollen Sie nun?«
»Sie haben Recht«, sagte ich. »Ich war eine Nervensäge, vielleicht sollte ich mich in dieser Angelegenheit lieber an die Polizei von New Solway wenden.«
Sie seufzte. »Schon gut, ich beiße an. Worum geht es?«
»Ich habe heute Nachmittag Geraldine Graham einen Besuch abgestattet. Sie wohnt in derselben Anlage wie Olin Taverner - der Typ, der am Montag oder Dienstag gestorben ist. Als ich bei ihr wegging, habe ich festgestellt, dass jemand in Taverners Wohnung eingebrochen
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