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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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geben.«
    »Mach dir nichts vor. Keine gute Tat bleibt ungestraft. Wie kommst du überhaupt auf den Gedanken, du könntest die Wahl gewinnen? Dazu brauchst du schwarze Stimmen, und zwar eine ganze Menge.«
    Ich habe viel darüber nachgedacht. »Ich denke, meine Arbeit in Houston spricht für sich selbst. Ich habe schwarze Mörder verurteilt, aber ich habe auch weiße in den Todestrakt geschickt. Ich habe einen berüchtigten weißen Herrenmenschen hinter Schloss und Riegel gebracht und seinen Bruder eigenhändig getötet. Als ich hierher kam, habe ich den Mord an Del Payton aufgeklärt. Ich denke, dass es in der schwarzen Gemeinde eine ganze Reihe von Leuten gibt, die mir dankbar sind dafür.« Ich nehme einen raschen Schluck Wein. »Außerdem ist da noch mein Vater.«
    Caitlin muss unwillkürlich lächeln.
    »Dad behandelt seit mehr als vierzig Jahren Schwarze – als Gleichberechtigte, freundlich und respektvoll. Er hat sich eine Menge Wohlwollen verdient. Ich bin der Sohn meines Vaters,in fast jeder Hinsicht, und ich denke, die Wähler werden das sehen. Abgesehen davon lautet die Alternative zu mir Shad Johnson. Ich schätze, es gibt genügend Schwarze in dieser Stadt, die Shads wahre Natur erkannt haben und bereit sind, mir eine Chance zu geben.«
    »Soll ich dir sagen, was mir Angst macht?«, murmelt Caitlin. »Ich glaube, du hast recht. Ich glaube, wenn du kandidierst, wirst du gewinnen.«
    »Wäre das eine solche Katastrophe?«
    Ein leiser Seufzer kommt über ihre Lippen. »Für die Stadt oder für uns?«
    »Caitlin, diese Stadt ist an einem Scheideweg in ihrer Geschichte angelangt. Das bedeutet eine Menge, schließlich reicht unsere Geschichte zurück bis ins Jahr 1716. Die Baumwollwirtschaft existiert nicht mehr. Die Ölfelder sind trocken. Die Industrie kommt frühestens wieder nach Natchez zurück, wenn wir das Problem der öffentlichen Schulen gelöst haben. Damit bleibt nur der Tourismus. Und damit der Tourismus funktioniert, braucht es jemanden mit Visionen, jemanden, der imstande ist, Weiße und Schwarze zu vereinen und eine Geschichte zu verkaufen, in der die Schwarzen Sklaven der Weißen waren. Das ist eine gewaltige Aufgabe, aber wenn sie nicht von irgendjemandem angepackt wird, schwindet die Einwohnerzahl von zwanzig- auf zehntausend. Ein weiteres schwarzes Ghetto, umringt von einem Ring aus hübschen weißen Vororten, und es wird keine richtige Gemeinschaft mehr sein. Ich will nicht, dass es so weit kommt. Mehr als alles andere spüre ich die Verpflichtung, diese Entwicklung aufzuhalten.«
    Sie greift über den Tisch und drückt meine Hand. »Ich weiß, wie du empfindest. Du bist hier aufgewachsen, und du weißt, wie diese Stadt früher einmal war.«
    »Und was sie wieder sein kann«, sage ich leise. »Natchez ist zu einem Ort geworden, wo wir unsere Kinder großziehen, damit sie woanders leben. Unsere Kinder können nicht hierher zurückkehren, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.Das ist eine Tragödie. Viele Leute, mit denen ich zur Schule gegangen bin, würden nur zu gerne nach Natchez zurückkehren und hier ihre eigenen Kinder aufziehen. Sie können es sich nur nicht leisten. Ich will, dass sich das ändert.«
    Caitlin stochert mit der Gabel in ihrer Krabbenpastete. »Was hält dein Vater von dieser Idee?«
    »Er ist nicht überzeugt, dass diese Stadt noch zu retten ist. Außerdem meint er, der Del-Payton-Fall hätte bewiesen, dass ich im Innern ein Kreuzfahrer bin.«
    Sie lächelt bei diesen Worten. »Du bist ein Romantiker, Penn. Das habe ich immer an dir geliebt. Aber manchmal …« Sie schüttelt erneut den Kopf. »Möchtest du wissen, was ich sehe?«
    »Ja.«
    »Es wird dich schockieren.«
    »Macht nichts.«
    »Ich sehe eine Stadt, die gar nicht gerettet werden will. Schwarze wie Weiße ohne Unterschied, aber größtenteils Schwarze.«
    »Tatsache?«
    »Tatsache. Als ich vor fünf Jahren nach Natchez kam, habe ich dir Vorträge über weißen Rassismus gehalten.«
    Ich lache leise auf. »Das hast du allerdings.«
    »Aber jetzt, nachdem ich die Realität aus der Nähe gesehen habe, verstehe ich die Frustration der Weißen besser. Die Schwarzen hier im Süden sind einfach anders. Nicht alle, aber die meisten. Ich weiß nicht warum. Vielleicht liegt es daran, dass hier eine der größten Sklavenhalter-Gegenden am gesamten Mississippi war. Ich weiß es nicht. Ich dachte immer, es wäre Ignoranz, aber so langsam glaube ich, dass Absicht dahintersteckt, vielleicht sogar Schlimmeres. Die

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