Blackmail: Thriller (German Edition)
zusammen Tennis spielt.«
»Das Mädchen war begabt, Penn. Sie hätte es bis ins Team von Harvard geschafft. Mein Gott, das wäre was gewesen!«
»Ja, Ellen. Es tut mir leid.«
Ich höre ein Geräusch, das ich nicht identifizieren kann. »Wir ziehen unsere Kinder auf«, höre ich sie murmeln, »wirinvestieren alles in sie, all unsere Hoffnungen und Träume, und dann passiert so etwas. Ich weiß nicht, ob ich damit fertig werden könnte, wenn ich an Jenny Townsends Stelle wäre. Ich würde vielleicht etwas Verrücktes tun. Es ist so furchtbar.«
»Ich hoffe, Jenny findet die Kraft, damit fertig zu werden, Ellen.«
»Es tut gut, mit dir zu reden, Penn. Du kommst viel zu selten zu uns. Du solltest auf einen Drink vorbeischauen. Dein letztes Buch hat mir wirklich gut gefallen. Ich würde gerne über einige Charaktere mit dir reden. Ich glaube, ich habe einige wiedererkannt.«
Ich lache pflichtschuldig und verabschiede mich von Ellen. Wo ist Drew? Ich fürchte, ich kenne die Antwort bereits. Ich überlege, ob ich die Nummer meiner Eltern wählen soll, doch es ist zu spät, um meine Mutter zu bitten, jetzt noch rüberzukommen. Stattdessen wähle ich die Nummer von Mias Handy. Sie antwortet nach zweimaligem Läuten.
»Penn?«
»Ich fürchte ja. Wäre es möglich, dass du noch mal für eine Stunde vorbeikommst? Annie schläft, aber ich muss dringend weg.«
»Ja, das geht. Ist es wichtig? Natürlich ist es wichtig. Sonst würdest du ja nicht anrufen.«
»Bist du bei deinen Freundinnen?«
»Sofern es welche sind. Alle sind ziemlich fertig. Aber ich bin nicht weit weg von dir. Ich kann in fünf Minuten da sein.«
»Danke, Mia. Ich zahle dir die Stunde doppelt.«
»Das musst du nicht, Penn. Ich bin schon unterwegs.«
Ich lege auf und gehe nach hinten in mein Schlafzimmer, das einzige im Erdgeschoss. Oben in meinem Kleiderschrank liegt eine Springfield XD-9, Kaliber neun Millimeter, mit fünfzehnschüssigem Magazin. In Houston habe ich einen 38er Revolver getragen, doch jüngste Erfahrungen haben mich die Vorteile eines größeren Magazins gelehrt. Ich habe die Waffe stets in der Nähe, jedoch mit einem Abzugschloss gesichert, um Annie zuschützen. Ich entriegle das Schloss, schiebe den Lauf der Pistole in meine Jeanstasche und zerre eine wasserdichte Windjacke aus dem Schrank.
Während ich auf den vorderen Stufen auf Mia warte, wähle ich erneut Drews Handy an. Als er wieder nicht antwortet, überlege ich, ob ich die Polizei zu Hilfe rufen soll – doch nur für einen Moment. Das Risiko für Drew wäre zu groß. Als Mia am Bordstein hält, winke ich ihr zu und gehe zu meinem Saab in der Hoffnung, Erklärungen zu vermeiden.
»Ist alles in Ordnung?«, ruft sie mir hinterher.
Ich drehe mich zu ihr um. »Alles bestens. Annie schläft immer noch in ihrem Bett. Ich muss nur eine kurze Besorgung machen.«
Mia nickt, doch ich sehe Misstrauen in ihren Augen aufleuchten. Ich habe sie noch nie so kurzfristig kommen lassen.
»Was haben die anderen Schüler erzählt?«, frage ich.
»Alles Mögliche. Aber das Meiste ist Unsinn. Du weißt ja, wie die Leute sind. Genau wie du gesagt hast … Natchez.«
»Ich bin in weniger als einer Stunde zurück, aber falls nicht, kannst du auch länger bleiben, oder?«
»Ich bleibe hier, bis du zurück bist, Penn.«
Ich gehe rückwärts zu meinem Wagen. »Ich weiß es wirklich zu schätzen, Mia.«
»Hey, ist das etwa eine Kanone in deiner Hose?«
Ich schaue an mir hinunter. Der Griff der Springfield ragt vorn unter meiner Windjacke hervor.
Mia starrt nicht die Pistole an, sondern mich. In ihren Augen stehen Fragen. Ich setze zu einer Erklärung an, doch nichts würde einen Sinn ergeben. So beiläufig, wie ich kann, ziehe ich die Jacke über die Pistole.
»Penn, ist alles okay?«
»Ja. Mia, du …«
»Ich hab nichts gesehen. Ich bin sicher, du weißt, was du tust, Penn.«
Wenn es doch so wäre. »Pass gut auf Annie auf.«
»Mach ich. Bye.« Sie wendet sich ab und eilt ins Haus.
Ich steige in meinen Saab und lasse den Motor an, während ich mich frage, welcher Wahnsinn mich in der St. Stephen’s erwartet.
4
D as Buck Stadium hieß bei uns nur »die Schüssel«, als ich Schüler an der St. Stephen’s war, und der Grund dafür war offensichtlich. Damals war das Stadion bloß ein ovales Loch im Boden gewesen, umgeben von Kiefern und Laubbäumen. Die Zuschauer saßen auf den grasbewachsenen Hängen und feuerten ihre Mannschaft an, bis genügend Geld gesammelt worden war, um
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