Blackmail: Thriller (German Edition)
du!«
Er zerrt irgendwas aus der Tasche und hält es über die Schulter, bis ich es nehme. Es sieht aus wie ein kleines Kaleidoskop.
»Was ist das?«
»Ein Nachtsichtgerät! Wenn er den Scheinwerfer ausmacht, halte das Ding auf ihn gerichtet!«
Ein Nachtsichtgerät? Wieso bin ich überrascht? Es ist genau die Sorte von nutzlosem Spielzeug, die ein wohlhabenderJagdfan des Staates Mississippi besitzt. »Hast du den Kerl auf dem Motorrad erkannt?«
»Er trägt einen Helm mit schwarzem Visier und Handschuhe, deshalb kann ich nicht sagen, ob er ein Schwarzer oder ein Weißer war.«
Wir landen mit einem markerschütternden Aufprall am Boden der Schüssel und jagen über die Tartanbahn aufs Footballfeld. Hundert Meter voraus verringert der Motorradfahrer die Geschwindigkeit, bis er sich nur noch im Schritttempo bewegt. Er scheint eine Öffnung im Zaun zu passieren. Drew gibt Gas, und das atv jagt mit fünfundsiebzig Stundenkilometern übers Spielfeld.
»Was hast du vor, wenn du ihn geschnappt hast?«
»Ein paar Fragen stellen!«, brüllt Drew und gibt noch mehr Gas. »Herausfinden, was er weiß!«
Drews restliche Worte verlieren sich im Rauschen des Fahrtwinds, während wir uns der anderen Seite der Schüssel nähern.
»Da!«, ruft er und deutet auf den Scheinwerfer des fremden Motorrads, der sich kaum noch bewegt. »Wir haben ihn!«
Die kleine Maschine heult auf wie eine Kettensäge; dann bewegt der Scheinwerfer sich ruckartig den Hang hinauf.
»Scheiße!« , brüllt Drew.
Plötzlich ist die gesamte Schüssel in grelles weißes Licht getaucht, als hätte Gott persönlich den schwarzen Schleier der Nacht beiseitegerissen und eine verborgene Sonne dahinter sichtbar gemacht. In dem blendenden Licht erkenne ich einen schmalen Schlitz, der in den Zaun geschnitten wurde. Drew steuert darauf zu.
»Das schaffst du nicht!«, schreie ich, als mir klar wird, dass das Loch für ein Motorrad geschnitten wurde. »Tu das nicht!«
Drew rast wie besessen über die Tartanbahn. Als ihm dann klar wird, dass er die Gesetze der Physik nicht durchbrechen kann, steigt er in die Bremse, und der Honda gerät ins Schleudern. Die Zeit dehnt sich mit einem Mal wie in einem Alptraum. Das hintere Ende des Fourwheelers rutscht herum, undplötzlich bin ich es, der mit größter Wahrscheinlichkeit in den Zaun krachen wird. Doch das Gras ist rutschig vom Regen, und wir drehen uns weiter, bis schließlich die vordere Stoßstange des atv den losen Draht des Zauns so eben berührt, als wir endlich stehen.
»Komm schon, Baby!« Drew bemüht sich verzweifelt, den Motor wieder zu starten, der ausgegangen ist.
»Gib’s auf, Mann. Lass den Kerl.«
Während der Lärm des Motorrads verklingt, singt der eiserne Zaunpfahl neben mir plötzlich, als wäre er von einem Hammer getroffen worden. Nahezu im gleichen Moment geht dieses Geräusch in einem ohrenbetäubenden Krachen unter, das durch die Schüssel hallt wie ein Kanonenschlag. Erst dann wird mir bewusst, dass ich den Überschallknall der Gewehrkugel völlig überhört habe. Für einen Moment frage ich mich, ob Drew – entgegen dem, was meine Augen mir sagen – das Jagdgewehr gezogen und auf den flüchtenden Motorradfahrer gefeuert hat. Doch das hat er nicht.
»Jemand schießt auf uns!«, brülle ich und schlage Drew auf die Schulter.
»Scheiße!«, stößt er hervor, und endlich springt der Motor des Honda wieder an. »Steig ab und zieh den Zaun zurück!«
Als ich absteige, hallt der Knall eines weiteren Schusses durch die Schüssel. Drew reißt das Jagdgewehr aus dem Futteral und drückt es mir in die Hände. »Du weißt, wo der Schalter ist? Für die Stadionbeleuchtung?«
Ich nicke verdutzt.
»Schieß zurück! Früher oder später trifft dieses Arschloch einen von uns!«
Ich zwänge mich durch das Loch im Zaun und trete zur Seite, dann schiebe ich das Gewehr durch eine der rautenförmigen Maschen des Zauns und ziele auf die Treppe am Fuß der Pressekabine. Der Schalterkasten ist unmittelbar darüber an der Wand montiert. Ich kann niemanden dort erkennen, und ich bin erleichtert. Ich bin nicht sicher, ob der andere Schütze unstöten will, aber ich will niemanden umbringen, ganz gleich, welches Motiv der andere hat.
Während Drew versucht, seinen Honda durch das Loch im Zaun zu bugsieren, ziele ich auf den Metallkasten, in dem die Lichtschalter untergebracht sind. Die Remington bockt dreimal an meiner Schulter, bevor das grelle Licht verlöscht.
»Los, steig auf!«, brüllt Drew, als
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