Blackmail: Thriller (German Edition)
einfache Tribünen zu errichten. Heute stehen drei neue Schulgebäude auf der Südseite der Schüssel, und breite Betonstufen führen hinunter bis zum Spielfeld. Die Tribünen sind massive Fertigbauteile wie bei allen College-Footballstadien, und gewaltige Flutlichtmasten verwandeln auf ein bloßes Umlegen eines Schalters hin die Nacht zum Tag. Schicke Umkleideräume und ein Trainingszentrum stehen auf einer Terrasse auf halber Höhe, und eine blaue Tartanbahn umgibt das Footballfeld. In dem Jahr, als wir uns bis zur Staatsmeisterschaft im Football kämpften, übten Drew und ich auf einer Kuhweide voller Löcher und spielten unter dem trüben Licht gewöhnlicher Sicherheitslaternen, ähnlich denen auf den Parkplätzen der Supermärkte.
Trotz aller Verbesserungen gibt es auch heute noch nur eine einzige schmale Zufahrtsstraße zum Boden der Schüssel, dem Spielfeld – wahrscheinlich der Grund, warum der Erpresser das Footballfeld ausgewählt hat, um seine Bezahlung abzuholen. Das Herannahen von Polizeifahrzeugen ist leicht auszumachen, und der umgebende Wald bietet unendlich vieleFluchtmöglichkeiten, sobald erst der hohe Maschendrahtzaun überwunden ist, der die Tartanbahn umgibt.
Ich schalte die Scheinwerfer aus, als ich die Hauptzufahrt zum Campus hinauffahre und an der Südseite der Grundschule parke, um unsichtbar für fremde Augen in der Schüssel zu bleiben. Mit dem schweren Gewicht der Springfield in meiner rechten Vordertasche husche ich leise an der Seite des Gebäudes entlang zur Schüssel.
In den Schatten neben dem Gebäude parkt ein Honda atv, in dieser Gegend gemeinhin Fourwheeler genannt. Das Muster der Tarnfarbe, der Vanderbilt-Aufkleber auf der Stoßstange und der Gewehrschuh am Lenker verraten mir, dass dieser Fourwheeler der von Drew Elliott ist. Wie die meisten Männer in und um Natchez herum ist Drew ein leidenschaftlicher Jäger. Die einzige gute Nachricht ist, dass in dem Gewehrschuh ein Remington-Jagdgewehr steckt, was bedeutet, dass Drew wohl nicht bewaffnet losgezogen ist, um sein Erpressungsgeld unten an der Fünfzig-Yard-Linie abzuliefern.
Zwanzig Meter hinter der Grundschule fällt der Boden jäh zur Schüssel hinunter ab. Dort verläuft das Asphaltband, das in Kurven hinunter in die Schüssel führt. Ich halte mich in den Schatten bei Drews Fourwheeler, während ich ein letztes Mal versuche, ihn auf seinem Handy zu erreichen.
Niemand antwortet, doch für einen Moment meine ich, irgendwo das Summen eines Handys zu hören. Ich ducke mich und husche zum Rand der Böschung, um nach unten in die Schüssel zu spähen. Es ist wie ein bodenloser schwarzer See. Das Licht der Lampen an der Pressekabine des Stadions reicht nur wenige Meter weit. Was immer dort unten am Grund der Schüssel geschieht, ich kann es nicht sehen.
Während ich in die Schwärze starre, steigt von unten das Aufheulen eines kleinen Motors herauf. Es scheint in meine Richtung zu kommen. Dann ein einzelner Scheinwerfer, der einen hellen Lichtkegel entlang dem Footballfeld wirft. Mitten auf dem Spielfeld steht eine kleine Sporttasche.
Wo steckt Drew, verdammt?
Plötzlich erklingt von unten aus der Schüssel ein Geräusch, das verblüffende Ähnlichkeit mit Hufschlag hat, gefolgt von schnell gehendem Atem. Ich greife nach meiner Springfield, als Drews Gesicht vor mir in der Dunkelheit erscheint. Er sieht mich und bleibt erschrocken stehen.
»Penn? Los, komm mit!«
Er rennt an mir vorbei zu seinem Fourwheeler. Weit unten stoppt das kleine Motorrad neben der Sporttasche.
»Was machst du hier?«, ruft Drew mir über die Schulter zu.
»Ich versuche, deinen Hintern aus Schwierigkeiten herauszuhalten!«, antworte ich und teile meine Aufmerksamkeit zwischen dem Motorrad unten in der Schüssel und Drew.
Der Motor des Fourwheelers erwacht rumpelnd zum Leben, und Drew legt einen Gang ein. »Du kannst mir entweder helfen, oder du steckst dir den Daumen in den Hintern und bleibst hier stehen!«, sagt er. »Du hast drei Sekunden, um dich zu entscheiden.«
Ein hohes Aufheulen unten aus der Schüssel, und dann entfernt sich das Scheinwerferlicht wieder, zurück in die Richtung, aus der es gekommen ist. In der Gewissheit, dass nichts und niemand Drew von der Verfolgung abbringen kann, schwinge ich das Bein über den Sattel und schlinge die Arme um Drews Leib. Er gibt Gas, und die Honda fliegt über den Rand der Schüssel und jagt wie im freien Fall nach unten.
»Das ist Wahnsinn!«, rufe ich Drew ins Ohr. »Und das weißt
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