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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Luft ein, als hätte ich ihm einen Tiefschlag versetzt. »Ich weiß, dass Tim mich braucht.«
    »Dann verhalte dich auch so. Tim wäre ohne dich verloren. Und falls du wirklich glaubst, dass Ellen kein guter Mensch ist, musst du doppelt aufpassen, dass man dich nicht ins Gefängnis steckt.«
    Wieder Schweigen. Dann: »Du hast recht. Verdammt, ich muss irgendwas wegen Kate unternehmen!«
    »Du kannst aber nichts unternehmen, Drew. Sieh es endlich ein und trag es wie ein Mann. Du kannst Kate nicht mehrhelfen. Sie ist tot. Du kannst nur versuchen, deine Familie zusammenzuhalten.«
    »Daddy?« , fragt in diesem Moment eine helle Stimme.
    Ich drehe mich zur Eingangshalle um und sehe meine Tochter, die den Kopf durch die Küchentür streckt. Annie ist körperlich ein Spiegelbild ihrer Mutter, eine blonde Schönheit mit Augen, denen nichts entgeht. Es ist Fluch und Segen zugleich, weil ich auf diese Weise ständig mit etwas konfrontiert bin, das mir vorkommt wie der Geist meiner toten Frau.
    »Annie ruft nach mir, Drew. Ich muss Schluss machen. Du fährst nach Hause und beruhigst dich erst mal. Ich ruf dich nachher noch einmal an, und wir überlegen gemeinsam, was du als Nächstes tust.«
    Stille.
    »Drew?«
    »Mach ich.«
    »Wie nimmt Jenny es auf?«
    »Sie ist am Boden zerstört. Ich musste ihr ein Beruhigungsmittel geben. Sie müsste bald einschlafen.«
    »Wir reden später weiter.«
    Als ich auflege, steht Annie bereits vor mir und drückt die Wange in meinen Bauch. Das eine Auge, das ich sehen kann, ist völlig verschlafen. Sie gähnt, bevor sie fragt: »Wo ist Mia?«
    »Mia musste nach Hause, Boo.«
    »Schade. Mia ist lustig.«
    »Ich weiß. Wahrscheinlich kommt sie morgen wieder. Sie hat gesagt, du wärst beim Film eingeschlafen.«
    »Bin ich auch. Ich wusste, wie er ausgeht. Rufst du heute Abend Caitlin an?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Jetzt gleich?«
    »Bringen wir dich zuerst ins Bett, okay? Dann kann sie dir Gute Nacht sagen.«
    Annie lächelt; dann zerrt sie mich zu den Stufen. Ich folgeihr, doch sie bleibt am Fuß der Treppe stehen. »Trägst du mich, Daddy?«
    »Mit neun Jahren? Du bist ziemlich schwer, um heute noch getragen zu werden.«
    »Du kannst das.«
    Ja, ich kann das, sage ich stumm zu mir und muss aus irgendeinem Grund an Annies Mutter denken. Sarah wird ihr Kind niemals wieder eine Treppe hinauftragen. Ein Schmerz zuckt durch meine Brust, wie von einer alten Wunde; dann nehme ich Annie auf die Arme und steige mit ihr die Treppe hinauf zu den Schlafzimmern im ersten Stock. Die alten Viktorianer von Natchez haben ihre Treppen offensichtlich gebaut, um Profisportler in Topform zu halten. Ich biege in Annies Zimmer ab, beuge die knirschenden Knie weit genug, um die Bettdecke zurückzuschlagen, und schiebe meine Tochter darunter. Sie lacht und zieht sich die Decke bis zum Hals.
    »Und jetzt ruf Caitlin an!«, quengelt sie.
    Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und drücke auf die Kurzwahltaste von Caitlins Handy. Sie arbeitet an einem Auftrag in Boston, als Reporterin für den Herald. Ich habe Caitlin kennen gelernt, als ihr Vater, ein Zeitungsmagnat, der den Natchez Examiner und zehn weitere Blätter im Süden besitzt, seine Tochter hergeschickt hat, um den Examiner wieder auf Vordermann zu bringen. Ich beschäftigte mich damals mit einem Jahrzehnte zurückliegenden Mord wegen einer Bürgerrechtsgeschichte. Während der Gerichtsverhandlung kamen wir uns nahe. Caitlin lernte Natchez lieben – und mich. Doch nachdem die Aufregung der Gerichtsverhandlung verklungen und der Glanz des Pulitzerpreises verblasst war, den sie für ihre Berichterstattung erhalten hat, dämmerte ihr offenbar, dass Natchez nicht der aufregendste Ort war, um seine Tage zu verbringen, erst recht, wenn man noch keine dreißig war und hungrig nach Herausforderungen.
    Nach einem Jahr Tür an Tür mit Annie und mir begann Caitlin, Aufträge in anderen Städten anzunehmen, hauptsächlichEnthüllungsstorys für andere Zeitungen im Konzern ihres Vaters. Wir sind trotzdem zusammengeblieben und halten an unserem Plan fest, eines Tages zu heiraten. Doch diesen Plan in die Tat umzusetzen würde Veränderungen mit sich bringen, zu denen Caitlin noch nicht bereit ist. Annie würde Caitlin mehr als Mutter sehen und von ihr erwarten, dass sie häufiger da wäre. Caitlin hat mich gebeten, mit ihr in eine größere Stadt zu ziehen – schließlich habe ich fünfzehn Jahre lang in Houston gelebt –, doch zu meinem Erstaunen fällt es mir schwer, die

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