Blackmail: Thriller (German Edition)
werden zieht das sehr reale Risiko der Todesstrafe durch Giftinjektion nach sich.
Falls Kate tatsächlich ermordet wurde, liegt ein verdammt schwieriger Job vor der Polizei. Indem die Angler ihren Leichnam in die Notaufnahme gebracht haben, anstatt ihn an Ort und Stelle liegen zu lassen, haben sie die Ermittler jeder Chance beraubt, die Tote in situ zu untersuchen. Möglicherweise sind kritische Beweise vernichtet worden oder verloren gegangen. Und da Kate bei Hochwasser eingeklemmt in der Astgabel eines Baumes gefunden wurde, liegt der eigentliche Tatort wahrscheinlich irgendwo stromaufwärts am St. Catherine’s Creek. Nach dem starken Regen des heutigen Tages findet die Polizei die Stelle, wo Kate ermordet wurde, vielleicht nie.
Im Augenblick konzentrieren die Ermittler sich wahrscheinlich auf die »hilfreichen« Angler, denn diese Samariter könnenKate durchaus selbst vergewaltigt und ermordet haben, bevor sie sie zum Krankenhaus gebracht haben. Der St. Catherine’s Creek war nie wegen seines Fischreichtums bekannt, und während starker Regenfälle ist er für Boote ziemlich gefährlich. Nachdem die Polizei die Angler verhört hat, wird sie sich Kates Mutter zuwenden, ihrem Freund und sämtlichen engen Freundinnen und Freunden, die Informationen über Kates letzte Stunden besitzen könnten. Diese Aufgabe wird den größten Teil der Nacht und wahrscheinlich den morgigen Tag in Anspruch nehmen. Falls der Erpresser nicht existiert – und falls Drew recht hat, dass Kate mit niemandem über ihre Affäre gesprochen hat –, wäre es gut möglich, dass Drew in Sicherheit ist.
Doch den Erpresser gibt es, und meine Erfahrung als Staatsanwalt sagt mir, dass Drew sehr wahrscheinlich mit dem Fall in Verbindung gebracht wird. Falls Kate in den letzten zweiundsiebzig Stunden Sex mit ihm hatte, gibt es möglicherweise noch Spermaspuren. Jedes Beweisstück, das Drew auf unangemessene Weise mit Kate in Verbindung bringt, wird dazu führen, dass die Polizei eine dna-Probe von ihm fordert. Damit wäre das Desaster in drei oder vier Wochen da – die Zeitspanne, die eine dna-Analyse in einem dringenden Fall wie diesem üblicherweise in Anspruch nimmt. Und wenn die Polizei anfängt, flussaufwärts den St. Catherine’s Creek entlang nach dem Tatort zu suchen, wird sie irgendwann die Biegung erreichen, wo die beiden exklusivsten Stadtbezirke von Natchez aneinandergrenzen. In einem dieser Bezirke – Pinehaven – hat Kate Townsend gelebt. Der andere – gleich auf der anderen Seite des Flüsschens und ein Stück durch die Wälder – ist Sherwood Estates, wo Drew Elliotts viktorianische Villa steht. In Abwesenheit anderer Beweise besagt dieses Nebeneinander vielleicht überhaupt nichts, doch wenn der Erpresser die Gerüchteküche anheizt …
Die Uhr des Mikrowellenherds verrät mir, dass es vierzig Minuten her ist, seit ich mit Drew gesprochen habe. Ein wenig nervös nehme ich den Hörer des Küchentelefons ab und wähleDrews Handynummer. Er antwortet nicht. Ich warte ungefähr eine Minute; dann versuche ich es erneut. Nichts. In Anbetracht all dessen, was ich heute über Drews Ehe erfahren habe, hasse ich den Gedanken, seine Frau anzurufen. Doch ich muss wissen, ob Drew sicher und betrunken zu Hause ist und nicht mit einer Tasche voll Bargeld irgendwo auf dem Weg zum Footballfeld der St. Stephen’s.
»Hallo?«, meldet sich eine erschöpfte weibliche Stimme.
»Ellen? Ich bin es, Penn Cage.«
»Penn? Was ist los? Ist Drew bei dir?«
Ich wusste es! »Nein, ich wollte eigentlich mit ihm sprechen.«
»Nun ja …« Lautes Schniefen, Rascheln von Stoff. »Ich glaube, ich habe ihn vor einer Weile draußen vorfahren hören, aber er ist nicht ins Haus gekommen. Vielleicht ist er in seiner Werkstatt. Er geht manchmal dorthin, wenn er missmutig ist.«
»Gibt es eine Möglichkeit, das zu überprüfen, ohne dass du aufstehen musst?«
»Die Gegensprechanlage. Warte einen Moment, ja?« Ein statisches Rauschen. »Drew? Drew, bist du da draußen?«
Neuerliches Rauschen. »Er antwortet nicht. Er hat vor einer Weile hier angerufen und gesagt, dass er das Haus der Townsends jetzt verlassen würde. Vielleicht hat man ihn auf dem Heimweg ins Krankenhaus gerufen. Ich nehme an, er macht eine Nachtschicht.«
»Ja, wahrscheinlich. Leg dich wieder schlafen, Ellen.«
»Schlaf … Gott. Ich musste eine Pille nehmen, um wenigstens ein bisschen Schlaf zu finden. Kate und ich waren uns sehr nahe, weißt du?«
»Ich wusste nur, dass ihr
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