Blackmail: Thriller (German Edition)
sehr feindselig gegenüber Shad Johnson verhalten, und als sie den Zeugenstand verließ, hätte sie den Eindruck gemacht, als wäre sie am Boden zerstört. Ihre Aussage hatte nichtsdestotrotz Quentin Averys schlimmste Befürchtung wahr werden lassen, und ich machte mir größte Sorgen. Cyrus selbst hatte nicht gewusst, für wen Kate die Drogen gekauft hatte – wie also hatte Shad Johnson herausgefunden, dass das Hydrocodon nicht für Kate, sondern für Ellen bestimmt gewesen war? Ich beschloss, diesem Rätsel so schnell wie möglich auf den Grund zu gehen.
Nach Caitlins Worten hatte Quentin während der gesamten Verhandlung nur reagieren können. Er verfügte offensichtlich nur über wenig Informationen, mit denen er arbeiten konnte, und er war geschlagen mit einem Mandanten, der entschlossen schien, sich selbst zu zerstören. Drew war immer noch fest davon überzeugt, dass er die ganze Wahrheit über alles erzählenmusste, und er verlangte immer noch, zu seiner Verteidigung selbst in den Zeugenstand zu treten. Und das würde voraussichtlich schon morgen geschehen.
Nachdem Caitlin in ihre Zeitungsredaktion gefahren war, lehnte ich mich im Bett zurück und versuchte mich auszuruhen, doch meine Entzugssymptome machten das Schlafen unmöglich. Ich zitterte wie ein Epileptiker, als Daniel Kelly in mein Zimmer spazierte.
Ich hatte Daniel seit fünf Jahren nicht mehr gesehen, doch er sah immer noch aus wie früher: lockiges blondes Haar, tiefblaue Augen, ein irisches Grinsen und eine kühle Reserviertheit. Außerdem war er braun gebrannt, was die Aura des in sich Ruhenden noch verstärkte, die er schon immer ausgestrahlt hatte. Daniel weiß, wie man sich in einer Menge unauffällig bewegt, doch wenn er sich zeigt, weiß man, dass man es mit jemandem von höchster Kompetenz zu tun hat.
Ich fragte ihn, was er in Afghanistan gemacht hätte, und er antwortete auf die für ihn typische einsilbige Art: »Babysitten.«
Ich dankte ihm, dass er seinen Vertrag hatte sausen lassen, um für mich die siebte Kavallerie zu spielen, doch jetzt wäre alles wieder in Ordnung, und er könne beruhigt nach Asien zurückkehren.
Kelly schüttelte nur leicht den Kopf. »Ich hab mich jetzt ein paar Tage in der Stadt umgesehen, Penn. Ich war bei der Gerichtsverhandlung, ich war draußen in den Straßen. Diese Geschichte ist noch lange nicht vorbei, glaub mir.«
»Für mich schon.«
Kelly hob die Augenbrauen. »Das ist möglicherweise nicht deine Entscheidung. Ich war draußen auf dem Gelände von Triton Battery und hab mich in dem Labor umgesehen, wo sie dich gefangen gehalten haben – oder besser dem, was davon noch übrig ist. Und ich habe zwei Pfund achtundneunzigprozentiges Heroin gefunden.«
» Du hast es gefunden? Nicht die Cops?«
»Sie haben ihre Drogenspürhunde mitgebracht, aber Cyrus hat einen Weg gefunden, die Hunde an der Nase herumzuführen. Wahrscheinlich hat er das bei der Air Force gelernt. Ich kenne die meisten Tricks aus meiner eigenen Zeit, deswegen wusste ich, wo ich suchen musste.«
Ich habe gelernt, dass Kelly immer wieder für eine Überraschung gut ist. »Zwei Pfund reines Heroin. Wie hoch ist der Straßenverkaufswert?«
»Es reicht, um sich eine kleine Insel zuzulegen. Und die Leute, die dieses Dope verloren haben, sind ganz bestimmt ziemlich wütend.«
Er gab mir seine Handynummer und sagte, dass er zumindest in den nächsten paar Tagen ständig in Reichweite bleiben würde. Dann nahm er meine rechte Hand in seine beiden Hände und drückte sie, bevor er sich abwandte und zur Tür ging. »Übrigens«, sagte er und drehte sich noch einmal zu mir um, »das war ein hübscher Stunt, den du da abgezogen hast. Hätte ich selbst nicht besser gekonnt.«
Ich blies die Luft aus und kämpfte gegen die Erinnerung von Blues massigem Leichnam, der mich zu ersticken drohte. »Not macht erfinderisch.«
Kelly grinste. Er zwinkerte mir noch ein letztes Mal zu, dann war er verschwunden.
Nicht lange danach rief Quentin Avery mich an. Er entschuldigte sich, dass er nicht selbst ins Krankenhaus kommen konnte, doch ich hatte Verständnis. Ein Anwalt, der seinen Mandanten gegen den Vorwurf des Mordes verteidigt, gehört zu den vielbeschäftigtsten Menschen auf der Erde. Quentin ließ mich wissen, dass er sich freute, dass ich noch am Leben war, doch dann kam er rasch zur Sache und erkundigte sich, ob ich irgendwelche neuen Informationen hätte, die er verwenden könnte, beispielsweise, ob ich während meiner Gefangenschaft
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