Blackmail: Thriller (German Edition)
ließ mir die Namen von jedem fbi-Agenten geben, mit dem du je zusammengearbeitet hast. Ich rief alle an, und sie machten der Spezialeinheit hier mächtig Feuer unter dem Hintern. Ich war immer noch nicht überzeugt, dass es genug wäre, also rief ich auch Daniel Kellys Sicherheitsfirma in Houston an.«
Daniel Kelly ist der ehemalige Delta Force Operator, den ich zu Annies Schutz nach Natchez hatte holen wollen. Mein Vater hat ihn während der Del-Payton-Geschichte kennen und schätzen gelernt.
»Kelly war noch in Afghanistan, trotzdem hat er zwölf Stunden später zurückgerufen. Als er erfuhr, dass du verschwunden bist, versprach er, in die Staaten zurückzukommen, egal wie. Es dauerte drei Tage, bis er einen Ersatzmann in Kabul hatte. Kelly ist vor achtundvierzig Stunden in Natchez eingetroffen und seitdem auf der Suche nach dir. Er hat sogar einen Freund mitgebracht, der Annie beschützt. Ob du es glaubst oder nicht, Kelly hatte vor, das Gelände von Triton Battery nach dir abzusuchen, einen Tag nach deiner gelungenen Flucht. Ich habe es in seinem Journal gelesen.«
»Daniel hat fantastische Instinkte. Trotzdem wäre ich wahrscheinlich tot gewesen, bis er mich gefunden hätte.«
Dad schüttelte ernst den Kopf. »Ohne Zweifel.«
»Ist er immer noch in der Stadt?«
»Ja. Er hat mich gebeten dir auszurichten, dass er auf Instruktionen wartet.«
Aus irgendeinem Grund verschaffte mir Kellys fortgesetzte Anwesenheit in meiner Nähe ein Gefühl gesegneter Erleichterung.
»Und jetzt«, sagte Dad, »gibt es ein paar Leute, die dich unbedingt sehen wollen.«
Er wandte sich zum Gehen, doch ich sagte: »Warte.«
»Was denn?«
»Was ist mit Cyrus White? Hat man ihn ebenfalls eingeliefert?«
Dad nickte, doch er schwieg.
»Hat er es geschafft?«
»Nein. Er ist gestorben. Qualvoll.«
Dad ließ mich mit meinen Erinnerungen an Cyrus und Blue alleine. Ich spürte keine Befriedigung, dass ich die beiden getötet hatte. Bald würden neue Raubtiere ihren Platz in der lokalen Drogenhierarchie einnehmen oder hatten es vielleicht schon getan. Cyrus und Blue hatten mich nie töten wollen – trotzdem hatten sie billigend in Kauf genommen, dass ich langsam und qualvoll an den Folgen eines Prozesses starb, den sie nicht verstanden. Jetzt sind beide tot und ich bin am Leben, und das ist alles, was für mich zählt.
Zwei Minuten, nachdem Dad mein Abteil verlassen hatte, führte Caitlin meine Tochter in den Raum. Als Annie mich anstarrte, als wäre sie unsicher, ob ich echt bin oder nicht, sagte ich zu ihr, dass sie in mein Bett klettern sollte. Ich hielt sie fest umarmt, und Caitlin legte sich hinter Annie und umarmte uns beide. Wir sahen im Nachtprogramm von Nickelodeon eine Folge von Leave it to Beaver und sprachen kaum, doch Worte waren zu diesem Zeitpunkt auch nicht wichtig. Während der Sendung kam meine Mutter ins Zimmer, setzte sich für eine Weile auf meine Bettkante und legte eine Hand auf mein Knie. Sie war sichtlich gealtert, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte, doch ich spürte auch, dass sie noch längst nicht zerbrochen war. Als Leave it to Beaver endete, küsste sie mich auf die Stirn; dann hob sie die schlafende Annie aus meinem Bett und brach mit ihr nach Hause auf.
Endlich allein, hielten Caitlin und ich uns in den Armen. Wir zitterten vor Emotionen, die wir nicht zu benennenvermochten. Nach einer Weile bat sie mich, ihr die Stellen zu zeigen, wo meine Haut als Folge der Vaskulitis abgestorben war. Sie fing an zu weinen, doch sie wusste, dass es auch viel schlimmer hätte enden können. Ich litt zwar immer noch unter der Immunreaktion, doch bis jetzt war keine weitere Haut mehr abgestorben.
Was Drews Gerichtsverhandlung anging, waren die Neuigkeiten fast ausnahmslos schlecht. Ein paar Stunden vor Caitlins Besuch hatte Shad dem verblüfften Gericht erklärt, dass Kate Townsend nach Brightside Manor zu Cyrus White gegangen war, um Drogen für Drew zu besorgen, welche dieser seiner süchtigen Frau gegeben hatte. Als Beweis hatte Johnson vier verschiedene Zeugen geladen, die jeder für sich nur einen Teil der Geschichte kannten. Der wichtigste dieser vier Zeugen, so berichtete Caitlin mir, war Ellen Elliott selbst gewesen. Weil Ellen nicht direkt gegen ihren Mann aussagte, sondern zu ihrer Drogenabhängigkeit, wurde ihre Aussage zugelassen. Ich dachte mir, dass Ellen nur zu bereitwillig Zeugnis gegen ihren untreuen Ehemann ablegen würde, doch Caitlin sagte, Ellen hätte sich während des Kreuzverhörs
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