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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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stehen oder im Besuchersessel sitzen und fernsehen. Ich war so aufgebracht deswegen, dass Dad mir schließlich ein Beruhigungsmittel geben musste. Halb bewusstlos lag ich im Bett und wartete auf einen Anruf von Caitlin, die im Gerichtssaal war.
    Ich wartete vergeblich. Caitlin dachte gar nicht daran, ihren Platz in dem überfüllten Gerichtssaal aufzugeben, um nach draußen zu gehen und jemanden anzurufen, der sowieso nichts an dem zu ändern vermochte, was dort geschah. Ich schaltete den Fernseher ein und versuchte an etwas anderes zu denken, doch es war zwecklos. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch niemals so ohnmächtig gefühlt. Ich lag zitternd unter der Bettdecke und dachte an Blue. Beinahe wünschte ich mir den massigen Schwarzen mit seiner segensreichen Spritze ans Bett. Doch das war natürlich nicht möglich. Blue war tot. Ich hatte ihm mit einer Batterieplatte den Schädel zerteilt.
    Als mich das Beruhigungsmittel schließlich übermannte, weinte ich beinahe vor Erleichterung.
    »Penn? Penn, wach auf!«
    Ich blinzle verwirrt. Meine Mutter steht neben mir am Bett.
    »Was ist los?«
    »Caitlin ist am Telefon. Die Geschworenen sind zurück.«
    Eine Woge von Adrenalin schießt durch meinen Körper. »Gib her!«
    Mutter reicht mir das Handy. »Caitlin?«
    »Die Geschworenen kommen in den Gerichtssaal«, flüstert Caitlin. »Sie haben vierundneunzig Minuten gebraucht.«
    Mein Gesicht wird kalt.
    »Was denkst du?«
    »Schuldig.«
    »Wenn jemand sieht, wie ich mit dir telefoniere, werfen siemich raus«, sagt Caitlin. »Ich lasse die Verbindung stehen. Wenn du das Urteil nicht verstehst, sage ich es dir, sobald ich kann.«
    Mein Telefon zischt wie eine offene Leitung in den Weltraum. Ich habe noch nie das Urteil einer Jury auf diese Weise mitverfolgt. Ein Freund von mir rief mich einmal an und hielt sein Telefon bei einem Konzert von Paul McCartney in die Höhe. Eleanor Rigby?, fragte ich mich.
    »Wer ist der Sprecher?«, fragt Judge Arthel Minor, und seine Stimme ersetzt das Rauschen mit erstaunlicher Deutlichkeit.
    Aus irgendeinem Grund kann ich die Antwort nicht hören. Vielleicht liegt es daran, dass der Richter ein Mikrofon benutzt und der Geschworenensprecher nicht.
    »Sind Sie zu einem Urteil gekommen?«, fragt Judge Minor.
    Wieder höre ich nichts.
    »Bitte reichen Sie den Urteilsspruch an den Gerichtsdiener weiter.«
    Schweigen jetzt, doch ich weiß, was passiert. Der Gerichtsdiener gibt das Blatt an den Richter weiter, der sich davon überzeugt, dass es mit den Worten des Geschworenensprechers übereinstimmt. Anschließend gibt Minor das Blatt an den Gerichtsdiener zurück, und dieser liest das Urteil laut vor. Wenigstens drei Deputys werden Drew umzingeln, damit er im Fall eines Schuldspruchs nicht in Panik zu fliehen versucht, oder um ihn bei einem eventuellen Freispruch vor den wütenden Verwandten des Opfers zu schützen.
    »Ladys und Gentlemen«, sagt Judge Minor in diesem Augenblick. »Ich möchte Sie warnen. Es wird keine Ausbrüche und keinen Tumult geben, während das Urteil verlesen wird und auch nicht danach. Alles wird ruhig und angemessen zugehen. Bringen Sie mich nicht in Versuchung, oder Sie finden sich im Gewahrsam des Sheriffs wieder.«
    Nach kurzer Pause sagt Judge Minor: »Lesen Sie das Urteil vor.«
    Eine Frauenstimme antwortet. »In der Angelegenheit Bundesstaat Mississippi gegen Drew Elliott befinden wir denAngeklagten für schuldig des Mordes ersten Grades im Sinne der Anklage.«
    Ich sinke in mein Kissen zurück.
    »Hast du das gehört?«, flüstert Caitlin.
    »Ich habe es gehört, ja.«
    »Ich kann es nicht fassen!«
    »Das solltest du lieber.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Sicher. Geh nur. Ich weiß, dass du arbeiten musst.«
    »Warte. Judge Minor fragt jetzt die einzelnen Geschworenen.«
    »Das machen sie immer bei Kapitalverbrechen. Es ist vorbei, Caitlin.«
    »Ich ruf dich an, sobald ich kann«, verspricht sie.
    Ich lasse das Telefon fallen und greife nach meinem Wasserglas.
    Ich wünschte, ich könnte mit Drew reden. Jetzt im Moment steht er im Schock an seinem Tisch, neben ihm Quentin Avery, und muss zusehen, wie Judge Minor mit der Familie des Opfers spricht und sie entlässt – Jenny Townsend und vielleicht ihrem Exmann. Als Nächstes wird er sich an Drews Familie wenden und sie entlassen. Ich frage mich, wer für ihn gekommen ist. Seine Eltern sind tot. Ellen? Wahrscheinlich nicht. Timmy ist ganz bestimmt nicht dort. Doch nachdem wer auch immer dort ist den Saal

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