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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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am Grund des Wasserlaufs einklemmt, wühle ich mich das schlammige Bachbett entlang, bis ich wieder an der Luft bin.
    Ich kann nirgendwo eine Spur von Drew oder dem Fourwheeler erkennen, nur eine Dampfwolke, die hinter mir aus dem Wasser aufsteigt. Ich tauche wieder unter und taste mich zu dem umgekippten Fahrzeug vor, wobei ich mir den Unterarm am Auspuffrohr verbrenne. Dann ertaste ich eine muskulöse Wade. Drew ist unter dem atv eingeklemmt.
    Ich kämpfe mich zur stromaufwärts gelegenen Seite des Honda und stemme beide Füße fest gegen den Boden; dann gehe ich in die Hocke und packe den Lenker. In der Hoffnung, dass die Strömung mir den nötigen zweiten Mann ersetzen wird, hebe ich das atv mit aller Kraft an, um es stromabwärts zu stoßen.
    Das atv hebt sich ungefähr dreißig Zentimeter, dann ist Schluss.
    Ich verdoppele meine Bemühungen, doch das Gewicht der Maschine ist zu groß, und mein Rücken will nicht mehr. Dann aber hebt die Strömung den Fourwheeler aus meinen Händenund trägt ihn mehrere Meter stromabwärts. Ich stürze und treibe sekundenlang hinter der Maschine her. Dann bekomme ich Halt unter den Füßen und drehe mich um in der Erwartung, dass Drew an die Oberfläche platzt und nach Luft schnappt.
    Doch das tut er nicht.
    »Drew!«
    Nichts, nur das Rauschen des Wassers.
    Ich kenne jemanden, der sich bei einem Unfall mit einem Fourwheeler beide Oberschenkel gebrochen hat. Und Drew hat den größten Teil der Wucht des Aufpralls abbekommen, als wir ins Wasser eingetaucht sind. Das Wasser ist nicht tiefer als einen Meter zwanzig, doch die Strömung ist stark. Wenn Drew das Bewusstsein verloren hat, kann er schon dreißig Meter weit abgetrieben sein.
    Ich nehme einen tiefen Atemzug, tauche unter und lasse mich von der Strömung tragen. Weniger als zehn Sekunden später pralle ich erneut gegen das atv. Es wird vom Wasser langsam den Bach hinuntergetragen. Ich taste mich um die Maschine herum, als eine kräftige Hand mein Hemd packt und mich an die Oberfläche zerrt.
    Drew mustert mich mit wildem Blick, die Augen weiß vor Angst. »Himmel noch mal! Ich dachte, du hättest dich schwer verletzt!«
    »Ich hab nach dir gesucht!«
    Sein Gesicht ist blutig. Das meiste Blut stammt aus einem Schnitt über dem Auge. Auf seiner Brust ist ebenfalls Blut.
    »Alles in Ordnung?«
    Er nickt, und sein Blick schweift zu den Wäldern. »Der Bastard ist entkommen.«
    Genau wie bei Annie, wenn sie ungehorsam ist und etwas Gefährliches tut, verwandelt sich meine Angst in Wut, da ich nun weiß, dass Drew nichts Schlimmes passiert ist. »Was für ein pubertierender Schwachsinn war das denn? Du benimmst dich, als wärst du noch auf der Highschool. Auf der Junior High!«
    Drew hält den Kopf geneigt, als würde er noch immer auf das Motorrad lauschen.
    »Er ist weg, du Arsch!«, fluche ich weiter. »Und dein Geld ebenfalls! Und du hättest uns beinahe beide umgebracht!«
    Drew sieht mich wieder an, und in seinen Augen glitzert es dunkel. »Das ist mir egal.«
    »Egal? Wieso?«
    »Weil dieser Schweinehund Kate ermordet hat. Ich weiß es.«
    Ich will widersprechen, doch irgendetwas lässt mich zögern. Vielleicht ist es das eigenartige Funkeln in seinen Augen. Oder es ist die Erkenntnis, dass er allen Ernstes unser beider Leben riskiert hat, um den Kerl auf dem Motorrad zu erwischen – was der Drew Elliott, den ich kenne, niemals getan hätte. Er war nie ein Hitzkopf. Er ist ein nüchtern denkender, intelligenter Mann.
    »Woher willst du wissen, dass der Erpresser auch der Mörder ist, Drew?«
    »Weil er dort war, als Kate starb. Deswegen weiß er über uns Bescheid.«
    In seiner Stimme liegt eine solche Gewissheit, dass sich wieder Stille auf mich herabsenkt. »Woher willst du wissen, dass er dort war?«
    Endlich wendet Drew sich zu mir um. Seine Augen sind in der Dunkelheit wie Schlitze, die Lippen zusammengepresst. Er sieht aus wie ein Mann, der überlegt, ob er einem Priester das finsterste Geheimnis seines Lebens verraten soll.
    »Weil ich derjenige bin, der Kates Leichnam gefunden hat.«

5
    B evor er mir erzählt, wie er Kate gefunden hat, lässt Drew mich warten, bis wir seinen Fourwheeler aus dem Wasser gezerrt und das Ding halb zerlegt haben. Drew kann mit Schlüssel und Schraubenzieher umgehen, und er nähert sich Maschinen mit der gleichen Vertrautheit wie den Körpern seiner Patienten. Jetzt steht er neben dem dampfenden ATV, während er darauf wartet, dass der Luftfilter leerläuft und der Vergaser trocknet.

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