Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
einverleibt. Pulverisiere seinen Penis und verschlinge dieses Pulver, dann hast du seine Männlichkeit in dich aufgenommen.
    Ich mußte an Timothy Kruger denken - an den jungen Burschen, den er getötet hatte, und wie er selbst die Identität eines Stipendiaten annahm, als er mir seine Studienzeit beschrieb - und aus der grünen Idylle des Jedson Colleges stiegen Visionen eines schmatzenden, Knochen zermahlenden Wilden vor mir auf. Ich war noch damit beschäftigt, diese Visionen zu bekämpfen, als ich die Marmorstufen der Crespi Hall hinaufging.
    Margaret Dopplemeier antwortete auf mein codiertes Klopfen mit »Einen Augenblick, bitte!«, dann erst öffnete sie die Tür. Sie ließ mich ein und schob gleich danach den Riegel wieder vor.
    »Na, hat Ihnen van der Graaf irgendwie helfen können oder wollen?« fragte sie ungezwungen.
    »Er hat mir alles gesagt. Über Jeffrey Saxon und Tim Kruger und auch, daß Sie seine Vertraute sind.« Sie errötete.
    »Sie können nicht erwarten, daß ich mich jetzt schuldbewußt fühle, nachdem Sie ja genau das gleiche mit mir gemacht haben«, sagte sie dann.
    »Das erwarte ich auch nicht«, versicherte ich ihr. »Sie sollen nur wissen, daß er mir vertraut und alles gesagt hat. Sie konnten das natürlich nicht tun, bevor er sich dazu entschlossen hatte.«
    »Ich bin froh, daß Sie das einsehen«, sagte sie ein bißchen geziert.
    »Und ich bin Ihnen natürlich sehr dankbar dafür, daß Sie mich zu ihm gebracht haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen, Alex. Sehen Sie zu, daß Sie diese Informationen gut nutzen.«
    Zum zweitenmal innerhalb von zehn Minuten hatte ich diesen Auftrag erhalten. Wenn man noch den ähnlichen Auftrag von Raquel Ochoa hinzuzählte, wurde daraus allmählich eine verdammt schwere Last.
    »Ich werde es versuchen. Haben Sie einen Ausschnitt gefunden?«
    »Hier.« Sie reichte mir die Photokopie. Der Tod von Lilah Towle und ›Little Willie‹ hatte auf der Titelseite gestanden, zusammen mit einem Bericht über die wichtigsten Ereignisse bei den Studentenkorps und dem Reprint eines Berichts der Associated Press über die Gefahren des Marihuana-Rauchens. Ich begann zu lesen, aber die Kopie war verwischt und kaum zu entziffern. Margaret sah, daß ich mich bemühte. »Das Original war auch verwischt.«
    »Ist schon okay.« Ich überflog den Artikel, so gut es ging, und stellte fest, daß er mit der Erinnerung von van der Graaf weitgehend übereinstimmte.
    »Da ist ein zweiter Bericht, mehrere Tage danach geschrieben- über die Beerdigung. Der ist besser zu lesen.« Ich nahm ihn und sah ihn durch. Inzwischen stand die Affäre Towle auf Seite sechs, eine Meldung aus den Gesellschaftsspalten. Der Bericht über die Trauerfeier war rührselig und mit vielen hier in der Umgebung bekannten Namen gespickt. Ein Photo am Ende des Artikels interessierte mich mehr.
    Towle führte die Prozession der Trauergäste an, hager und verschlossen, die Hände vor sich gefaltet. Auf seiner einen Seite war ein jüngerer, aber damals schon froschäugiger Edwin Hayden. Auf der anderen, etwas weiter hinten, ging eine große Gestalt, die alle überragte. Und im Hinblick auf die Identität dieses Trauergasts gab es keinen Zweifel. Das drahtig-steife Haar war schwarz, das Gesicht aufgedunsen und glänzend. Die Brille mit dem dicken Rand, die ich vor ein paar Tagen an ihm gesehen hatte, gab es damals noch nicht, dafür eine goldgerahmte mit runden Gläsern, die auf seiner fleischigen Nase saß. Reverend Augustus McCaffrey in jüngeren Tagen.
    Ich faltete beide Kopien zusammen und steckte sie in meine Jackentasche.
    »Rufen Sie bitte van der Graaf an«, sagte ich.
    »Er ist ein alter Mann. Finden Sie nicht, daß Sie ihn genug ausgefragt -«
    »Rufen Sie ihn nur an«, unterbrach ich sie. »Wenn nicht, muß ich persönlich noch einmal hin.«
    Sie zuckte zusammen wegen meines barschen Tons, nahm aber den Hörer des Telefons ab und wählte eine Nummer. Als die Verbindung zustande gekommen war, sagte sie: »Tut mir leid, wenn ich Sie noch einmal stören muß, Professor. Es ist noch einmal er.« Sie hörte zu, bedachte mich mit einem vorwurfsvollen Blick und reichte mir dann den Hörer, wobei sie ihn auf Armeslänge von sich streckte. »Danke«, sagte ich zu ihr. Dann, in den Hörer: »Professor, ich möchte Sie über noch einen Studenten befragen. Es ist sehr wichtig.«
    »Nur zu. Momentan befasse ich mich nur mit den Photos von Miss November neunzehnhundertdreiundsiebzig. Um wen geht’s?«
    »Augustus

Weitere Kostenlose Bücher