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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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McCaffrey- war auch er ein Freund von Towle?«
    Stille am anderen Ende der Leitung, dann das Geräusch von van der Graafs raschelndem Gelächter.
    »Ach, du meine Güte! Das ist wirklich zu komisch! Gus McCaffrey, ein Jedson-Student! Wo der doch einen Schlag mit der Teerbürste abbekommen hat!« Er lachte noch mehr, und es dauerte eine Weile, bis er wieder Atem geschöpft hatte. »Heilige Mutter Gottes, ein Farbiger! Niemals! Er war doch kein Student hier.«
    »Ich habe ein Photo vor mir, auf dem er bei der Beerdigung von Towles Frau und -«
    »Kann schon sein, aber er war kein Student. Gus McCaffrey war - ich glaube, heutzutage nennen sie sich Wartungsingenieure, aber er war Hausmeister.’ Er hat die Wohnräume der Studenten saubergemacht, den Müll hinausgetragen, solche Arbeiten.«
    »Und was hatte er bei der Beerdigung zu suchen? Es sieht so aus, als ob er direkt hinter Towle stände, bereit, ihn aufzufangen, falls er fallen sollte.«
    »Kein Wunder.. Er war ursprünglich bei den Hickles angestellt- sie besaßen eines der größten Häuser auf Brindamoor. Manchmal steht ein solches Familienfaktotum seinen Leuten sehr nahe. Ich glaube, Stuart hat ihn mitgebracht aufs Jedson College, als er hier zu studieren begann. Gus hat schließlich auch beim Verwaltungspersonal einen gewissen Rang eingenommen- Leiter der Hausmeisterei oder so ähnlich. Daß er Brindamoor verlassen hat, war für ihn vermutlich eine großartige Chance. Was macht Gus denn Großes heutzutage?«
    »Er ist Prediger - und der Leiter des Kinderheims, von dem ich Ihnen erzählt habe.«
    »Ich verstehe. Dann räumt er heute den Müll eines höheren Herrn weg, sozusagen.«
    »Sozusagen, ja. Können Sie mir etwas über ihn berichten?«
    »Bedauerlicherweise nein. Nein, wirklich nicht. Ich hatte keinen Kontakt mit nichtakademischen Angestellten. Hier tut man so, als wenn sie unsichtbar wären. Er war ein Riesenkerl, daran erinnere ich mich. Ein bißchen verschlampt, aber sehr stark und vielleicht auch gar nicht so dumm - Ihre Information deutet zumindest in diese Richtung, und ich bin kein sozialer Darwinist mit dem Bedürfnis, darüber zu diskutieren. Doch das ist wirklich alles, was ich Ihnen sagen kann. Tut mir leid.«
    »Kein Grund - Sie haben ohnehin viel für mich getan. Noch eine letzte Frage: Wo bekomme ich eine Landkarte von der Insel Brindamoor?«
    »Ich glaube, es gibt keine außer der im Katasteramt - das heißt, Moment, eine meiner Studentinnen hat eine Arbeit über die Geschichte der Insel geschrieben und einen Plan der Häuser samt Besitzern ausgearbeitet. Ich besitze keine Kopie davon, aber ich nehme an, die Arbeit ist in der Bibliothek zu finden, in der Abteilung Diplom- und Doktorarbeiten. Die Studentin hieß - mal überlegen – Church? Nein, es war etwas anderes, aber auch irgendwie klerikal. .. Chaplain. Gretchen Chaplain. Wenn Sie unter C nachsehen, müßten Sie die Diplomarbeit eigentlich finden.«
    »Noch einmal vielen Dank, Professor. Und - leben Sie wohl.«
    »Goodbye.«
    Margaret Dopplemeier saß an ihrem Schreibtisch und schaute mich aus großen, bebrillten Augen an.
    »Tut mir leid, daß ich vorhin so barsch war«, sagte ich. »Aber es war sehr wichtig.«
    »Schon gut«, sagte sie. »Ich finde trotzdem, Sie könnten etwas höflicher sein angesichts dessen, was ich für Sie getan habe.« Jetzt kehrte der besitzergreifende Ausdruck wieder in ihre Augen zurück - wie eine Python, die sich in ihre angestammte Lagune wälzt.
    »Sie haben recht. Das sollte ich wirklich. Aber ich werde Ihnen keinen weiteren Ärger machen.« Ich stand auf. »Danke für alles.«Jetzt streckte ich ihr die Hand hin, und als sie zögernd die ihre hinhielt, ergriff ich sie. »Sie haben meinem Fall ein völlig neues Gesicht gegeben.«
    »Gut zu wissen. Wie lange bleiben Sie noch hier?«
    Ich unterbrach sachte den Händedruck.
    »Nicht mehr lange.« Ich ging rückwärts auf die Tür zu, lächelte Margaret an, erreichte endlich den Türknopf, schob den Riegel zurück, drehte am Knopf und stieß die Tür auf. »Alles Gute, Margaret. Und viel Spaß mit den Heidelbeeren.« Sie wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. Ich ließ sie hinter ihrem Schreibtisch stehen, wie sie mit ihrer rosigen Zungenspitze in ihren wenig attraktiven Mundwinkeln nach einem nicht vorhandenen Geschmack suchte, oder was weiß ich.
    Die Bibliothek war so streng und nüchtern, wie es sich gehörte, und für ein College von der Größe Jedsons sehr üppig mit Büchern und

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