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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Ehe- deshalb konnte er auch diese Dinge tun, ohne daß ich es bemerkte. Wir waren Fremde.«
    »Aber Sie kannten ihn gut genug, um sicher zu sein, daß er nicht Selbstmord begangen hat?«
    »Ja«, bekräftigte sie. »Die Geschichte von dem falschen Anruf bei Ihnen, das aufgesprengte Schloß Ihrer Praxistür. Diese Art der Planung war nicht Stuarts Stil. Bei all seiner Verrücktheit war er naiv, fast einfältig. Er war bestimmt kein Planer.«
    »Er mußte planen, um diese Kinder in den Keller zu locken.«
    »Sie brauchen es mir nicht zu glauben. Er hat genug Schaden angerichtet. Jetzt ist er tot. Und ich hocke auch in einem Keller.«
    Ihr Lächeln war mileiderregend.
    Die Lampe spuckte. Kim mußte den Docht höherdrehen und Öl nachgießen. Als sie sich wieder setzte, fragte ich sie: »Wer hat ihn denn nun getötet - und warum?«
    »Die anderen. Seine sogenannten Freunde. Damit er sie nicht bloßstellt. Er hat solche Dinge gesagt wie: ›Ich bin nicht der einzige Verrückte, Kimmy‹, oder: ›Bei der Gentleman’s Brigade ist nicht alles so, wie es aussieht.‹ Ich wußte, er wollte, daß ich ihn frage, ihm helfe, daß er alles ausspuckt. Aber ich habe nicht gefragt. Ich war immer noch völlig geschockt, weil ich den Kinderhort verloren hatte, war in meine eigenen Schamgefühle verstrickt. Ich wollte nichts mehr von diesen Perversionen hören. Also schnitt ich ihm das Wort ab und wechselte das Thema. Aber nachdem er tot war, habe ich nachgedacht, und ich habe zwei und zwei zusammengezählt.«
    »Hat er jemanden von diesen ›Verrückten‹ namentlich genannt?«
    »Nein. Aber was kann er sonst gemeint haben? Sie kamen, um ihn abzuholen, parkten ihre teuren, bequemen Autos in der Einfahrt und trugen die Sportsakkos mit dem Zeichen von La Casa. Wenn er mit ihnen wegfuhr, war er aufgeregt. Seine Hände zitterten. Er kam meist erst in den frühen Morgenstunden zurück und war dann völlig erschöpft. Oder auch erst am nächsten Tag. Ist es so schwer, zu erraten, was sie getan haben?«
    »Aber Sie haben niemandem etwas gesagt über Ihren Verdacht?«
    »Wer hätte mir schon geglaubt? Diese Männer sind mächtig und einflußreich: Ärzte, Anwälte, Unternehmer- wenn ich nur an diesen schrecklichen kleinen Richter Hayden denke! Ich hätte keine Chance gehabt, als die Frau eines Kinderschänders. Für die Öffentlichkeit bin ich genauso schuldig wie Stuart. Und es gibt keinerlei Beweise - sehen Sie doch an, was sie mit ihm gemacht haben, damit er den Mund hält. Also blieb mir nichts anderes übrig als abzuhauen.«
    »Hat Stuart jemals erwähnt, daß er McCaffrey aus Washington kannte?«
    »Nein. Kannte er ihn denn?«
    »Ja. Und was ist mit einem kleinen Jungen namens Cary Nemeth? Ist sein Name jemals erwähnt worden?«
    »Nein.«
    »Elena Guttierrez? Morton   Handler–   Doktor Morton Handler?«
    »Nein.«
    »Maurice Bruno?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Was sind das für Leute,«
    »Opfer.«
    »Geschändet wie die anderen?«
    »Die letzte, äußerste Schändung. Tot. Ermordet.«
    »O mein Gott.« Sie schlug sich die Hände vors Gesicht.
    Während sie ihre Geschichte erzählte, hatte sie zu schwitzen begonnen. Jetzt klebten ihr die schwarzen Strähnen an der Stirn. »Es geht also weiter«, sagte sie traurig.
    »Deshalb bin ich hier. Um der Sache ein Ende zu bereiten.
    Wissen Sie sonst noch etwas, das uns helfen könnte?«
    »Nein. Ich habe Ihnen alles erzählt. Sie haben ihn getötet. Es sind üble Männer, sie verbergen ihr furchtbares Geheimnis unter dem Mantel der Anständigkeit. Ich bin geflohen und habe mich hier versteckt, um ihnen zu entgehen.«
    Ich schaute mich in dem engen Raum um.
    »Wie lange können Sie noch so weitermachen?«
    »Ewig, wenn mich niemand verrät. Die Insel ist schwer zu erreichen, und dieser Besitz liegt versteckt. Wenn ich aufs Festland zum Einkaufen fahre, ziehe ich mich wie eine Putzfrau an. Niemand achtet auf mich. Ich horte hier so viel wie möglich, um nicht allzu oft hinüberfahren zu müssen. Zuletzt war ich vor mehr als einem Monat dort. Ich lebe einfach. Die Blumen sind mein einziges Vergnügen. Ich habe sie aus Samen und Knollen gezogen. Sie nehmen meine Zeit in Anspruch mit Gießen, Düngen, Schneiden und Umtopfen. Die Tage gehen rasch vorbei.«
    »Aber wie sicher sind Sie wirklich hier? Towle und Hayden stammen von dieser Insel.«
    »Ich weiß. Aber ihre Familien leben seit einer Generation nicht mehr hier. Ich habe es überprüft. Sie hätten keinen Grund, hier nach mir zu

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