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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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das, was in dem Apartment passiert ist, muß ihm an die Nieren gegangen sein. Er war ganz stumm.«
    »Und Earl?«
    »Earl war da anders. So, als ob es ihm Spaß gemacht hätte, wissen Sie. Er hat sich die Lippen geleckt und hat sich hin und her geschaukelt wie ein mongoloides Kind. Dazu hat er dauernd geplappert, aber nichts Vernünftiges, nur immer wieder ›Leck mich am Arsch, leck mich am Arsch‹. Verrückt. Unheimlich. Zuletzt hat Halstead gesagt, er soll das Maul halten, und er hat etwas zurückgebrüllt, auf Spanisch. Earl hat oft spanisch gesprochen. Halstead hat ihn noch einmal angeschrien, und ich hab’ schon gedacht, die zwei bringen sich gleich noch im Wagen gegenseitig um. Es war, wie wenn man mit zwei wilden Tieren im Käfig herumfuhr. Ich hab’ versucht, sie zu beruhigen, und hab’ Gus erwähnt - das hat bei Earl noch immer geholfen. Und ich konnte die zwei nicht schnell genug loswerden in der Nacht. Prototypische Psychopathen, alle beide.«
    »Sparen Sie sich die halbverdauten Weisheiten und erzählen Sie, wie Sie Bruno umgebracht haben.«
    Er schaute mich mit neu erwachter Furcht an.
    »Sie wissen aber wirklich alles, was?«
    »Die Lücken werden Sie mir auffüllen.« Ich fuchtelte mit dem Revolver durch die Luft. »Zum Beispiel, wie das mit Bruno war.«
    »Bruno- das haben sie in der nächsten Nacht getan, ich meine, nachdem sie den Doktor und die Lehrerin erledigt hatten. Halstead wollte Earl nicht dabeihaben, aber Gus hat darauf bestanden. Er meinte, zwei Leute wären besser als einer. Ich hatte das Gefühl, daß er sie gegeneinander ausspielte. Ich bin überhaupt nicht dabeigewesen. Halstead ist gefahren und hat Bruno umgebracht. Mit einem Baseballschläger aus dem Geräteraum. Ich war da, als er zurückkam und Gus davon berichtet hat. Sie trafen den Vertreter, wie er gerade abendgegessen hat, und haben ihn gleich am Tisch sitzend erschlagen. Earl hatte Hunger und hat den Rest des Essens verdrückt.«
    Drei Morde, und er hatte sie zwei Toten angehängt. Sehr schlau. Doch es stank zum Himmel, und ich sagte es ihm. »Aber es ist genauso gewesen. Ich will nicht behaupten, daß ich ganz unschuldig gewesen bin. Ich hab’ ja gewußt, was sie tun wollten, als ich sie zu dem Psychiater gefahren habe. Ich habe ihnen auch den Schlüssel gegeben. Aber ich habe niemanden umgebracht.«
    »Woher hatten Sie den Schlüssel?«
    »Vetter Will hat ihn mir gegeben. Ich weiß nicht, wo er ihn her hatte.«
    »Also schön. Jetzt haben wir darüber gesprochen, wer es getan hat. Sagen Sie mir, wozu diese Schlachterei veranstaltet wurde.«
    »Ich dachte, Sie wüßten-«
    »Denken Sie nicht, sondern beantworten Sie meine Fragen.«
    »Okay, okay. Es ist wegen der Brigade. Weil die nichts anderes ist als eine Tarnung für Kinderverführer. Der Psychiater und die Lehrerin haben Lunte gerochen und Gus erpreßt. Die dachten wohl, daß sie damit durchkommen.«
    Ich erinnerte mich an die Photos, die mir Milo am ersten Tag gezeigt hatte. Handler und Elena hatten einen zu hohen Preis für ihre Dummheit bezahlt.
    Ich verscheuchte die blutigen Bilder aus meinen Gedanken und kehrte zu Kruger zurück.
    »Sind denn alle Mitglieder der Gentleman’s Brigade Perverse?«
    »Nein, ungefähr ein Viertel davon. Die übrigen sind stocknormal. So läßt es sich besser verbergen - ich meine, wenn man die Perversen unter die Normalen einschleust.«
    »Und die Kinder haben nie etwas verraten?«
    »Bis jetzt nicht. Wir suchen allerdings die Kinder, welche die Perversen mit nach Hause nehmen dürfen, sehr sorgfältig aus. Am liebsten solche, die nicht reden können. Zurückgebliebene, Kinder, die nicht Englisch können, und so weiter. Gus liebt Waisen, weil die keine Familien haben und weil sich keiner um sie kümmert.«
    »War Rodney auch einer von ihnen?«
    »Ja.«
    »Hatte seine Angst vor dem Doktor etwas damit zu tun?«
    »Ja. Einer dieser Verrückten ist ein bißchen hart mit ihm umgesprungen. Ein Chirurg. Dabei warnt sie Gus immer davor und macht ihnen klar, daß sie vorsichtig sein sollen. Er will nicht, daß die Kinder wirklich verletzt werden. Beschädigte Ware ist nicht so viel wert. Aber es klappt eben nicht immer. Wissen Sie, diese Kerle sind ja nicht normal.«
    »Ich weiß«. Wut und Abscheu machten es schwer, klar zu sehen. Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, Kruger den Schädel einzuschlagen- ein Vergnügen, das ich mir leider versagen mußte.
    »Ich gehöre nicht zu denen«, behauptete er, und es hörte sich fast so an, als

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