Blackout
wollte, daß sie am Leben bleibt. Gus und der Richter waren damit einverstanden. Aber ich weiß nicht, wie lange.«
»Was ist mit ihrer Mutter?« Er schloß die Augen und schwieg.
»Reden Sie, Tim, oder Sie können erst mal das eine Bein vergessen.«
»Sie ist tot. Der Kerl, den sie zu ihr geschickt haben, damit er das Kind abholt, hat es getan. Sie haben sie begraben, auf der Wiese.«
Ich erinnerte mich an das verwilderte Feld auf der Nordseite von La Casa. Dort entsteht noch diesen Sommer ein Gemüsegarten, hatte er mir gesagt… »Wer ist der Kerl?«
»Ein Verrückter. Ein Mann, der auf einer Seite halb gelähmt ist. Gus nennt ihn Earl.«
Es war nicht der Name, den ich erwartet hatte, aber die Beschreibung stimmte. »Warum hat er es getan?«
»Um möglichst wenig offene Enden zu hinterlassen.«
»Mit Befehl von McCaffrey?«
Er schwieg. Ich drückte den Revolver fester gegen seinen Unterschenkel. Das Bein begann zu zittern. »Ja. Mit seinem Befehl. Earl würde so etwas nicht von sich aus tun.«
»Wo ist dieser Earl jetzt?«
Wieder zögerte Kruger. Ohne zu denken, hieb ich den Revolverkolben gegen seine Kniescheibe. Erstaunt riß er die Augen auf. Es schmerzte, daß ihm die Tränen kamen. »O mein Gott.«
»Lassen Sie die Religion. Beantworten Sie lieber meine Fragen. Wo ist er?«
»Fort - tot. Gus hat Halstead den Befehl gegeben, ihn kaltzumachen. Nachdem sie die Frau beerdigt hatten. Er schaufelte das Grab, und Halstead hat ihm seine Schaufel ins Kreuz gehauen, ihn dann neben ihr begraben und die beiden Leichen mit Erde bedeckt. Er und Gus haben später darüber gelacht. Halstead sagte, als er Earl am Kopf traf, hätte das ganz hohl geklungen. Sie haben schon immer so über ihn geredet, hinter seinem Rücken, haben ihn den Blöden genannt, den Gestörten …«
»Gemeiner Hund, dieser Halstead.«
»Ja, das ist er.« Krugers Gesicht hellte sich auf; er war darauf aus, das Richtige zu sagen. »Er ist übrigens auch hinter Ihnen her. Sie haben überall herumgeschnüffelt. Gus weiß nicht, wieviel Ihnen das Kind gesagt hat. Ich geb’ Ihnen da einen guten Rat, Mann, passen Sie gut auf-«
»Danke, Kruger, aber Halstead ist keine Gefahr mehr. Für niemanden.«
»Jesus«, sagte er mit gebrochener Stimme. Ich ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. »Warum haben Sie Handler und die Gutierrez umgebracht?«
»Ich sage Ihnen doch, ich habe es nicht getan. Das waren Halstead und Earl. Gus hat ihnen gesagt, es soll wie ein Sexmord aussehen. Und Halstead meinte später, Earl war gerade richtig für den Job. Er hat sie so zerstückelt, wie es ihm Spaß gemacht hat. Bei der Lehrerin hat er wirklich voll durchgezogen. Halstead hat sie festgehalten, und Earl hat sie mit dem Messer bearbeitet.« Zwei Männer, vielleicht drei, hatte Sarah gesagt. »Sie waren auch dabei, Tim.«
»Nein. Das heißt-ja, ich hab’ sie hingefahren. Ohne Scheinwerfer. Es war eine dunkle Nacht, kein Mond, keine Sterne. Ich bin erst einmal um den Parkplatz gefahren, dann hab’ ich gedacht, es könnte mich jemand sehen, und bin dann durch die Palisades gekreuzt und später wieder zurückgekommen. Sie waren noch nicht fertig. Ich hab’ mich gefragt, warum sie so lange gebraucht haben. Aber ich bin noch mal losgefahren, um ein paar andere Blocks, und als ich wieder auf den Parkplatz fuhr, sind sie gerade herausgekommen. Sie trugen schwarze Sachen wie Gespenster. Aber ich konnte das Blut sehen, sogar auf dem Schwarz. Sie rochen nach Blut. Es war überall an ihnen, dunkel wie die Sachen, die sie anhatten, aber anders. Verstehen Sie, es hat feucht geglänzt. Naß.« Dunkle Männer. Zwei, vielleicht drei. Er hielt inne.
»Das ist doch nicht das Ende der Geschichte, Tim.«
»Doch. Sie haben sich im Wagen umgezogen, haben die Sachen in einen Beutel gesteckt, und wir haben alles in einem der Canyons verbrannt - die Kleidung, den Beutel, alles. Was noch übrigblieb, haben wir vom Malibu-Pier ins Wasser geworfen.« Er hielt wieder inne, war außer Atem. »Ich habe niemanden umgebracht.«
»Haben sie etwas gesagt auf der Fahrt?«
»Halstead war stumm. Ich hab’ mir Gedanken gemacht, weil er so völlig verstört ausgesehen hat, dabei ist er doch ein gemeiner Typ- seine Geschichte, daß ein Junge mit dem Messer auf ihn losgegangen ist, war natürlich Quatsch. Er ist bei seiner Handwerksakademie rausgeworfen worden, weil er zwei Studenten so brutal verprügelt hat. Und zuvor ist er schon bei der Marine geflogen. Er hat die Gewalt immer geliebt. Aber
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