Blackout
zuvor gesprochen und sich ihr dann plötzlich geoffenbart hat, der ihr von den schrecklichen Dingen berichtete, welche die fremden Männer mit ihm getrieben hatten. Er öffnet sich Miß Gutierrez, weil sie ein warmer, verständnisvoller Mensch ist. Ein echtes Talent, um die Kinder auszuhorchen, hatte Raquel Ochoa gesagt. Ein Talent, um mit denen zu arbeiten, die auf niemand sonst reagierten. Ein Talent, das Elena zuletzt das Leben kostet. Denn was für sie eine menschliche Tragödie ist, riecht für Morton Handler nach Profit. So schlimme Dinge bei bekannten und mächtigen Leuten- was kann pikanter sein?
Natürlich denkt Handler das alles, aber er behält es für sich. Wer weiß, vielleicht hat das Kind sich das auch nur ausgedacht. Oder Elena hat überreagiert - man kennt das ja bei Frauen, vor allem bei den spanisch-mexikanischen. Also sagt er ihr, sie soll ruhig zuhören, betont, wie gut sie es macht und welche Hilfe sie für das Kind ist. Er wartet den rechten Augenblick ab. Sie fragt ihn: Aber soll ich es nicht jemandem melden? Warte, Liebes, sei vorsichtig, bis du mehr weißt. Aber das Kind fleht um Hilfe, und diese schrecklichen Männer können es jeden Tag wieder mißbrauchen… Elena nimmt es auf sich, Carys Arzt zu verständigen. Und unterzeichnet damit das Todesurteil ihres Schützlings.
Als Elena vom Tod des Jungen erfährt, ahnt sie die schreckliche Wahrheit und bricht zusammen. Handler stopft sie voll mit Beruhigungsmitteln. Und inzwischen macht es in seinem psychopathischen Gehirn klick, klick, klick - denn nun weiß er, daß man damit viel Geld machen kann.
Auftritt Maurice Bruno: ein Psychopath wie sein Psychiater, sein ehemaliger Patient und neuer Freund. Ein äußerst geschickter Typ. Handler heuert ihn an und bietet ihm einen Anteil an der Beute, wenn er der Gentleman’s Brigade beitritt und so viel wie möglich herausfindet. Namen, Orte, Daten. Elena will die Polizei verständigen. Handler beruhigt sie mit Tabletten und mit Reden. Die Polizei ist da völlig wirkungslos, mein Darling. Die schreitet nicht ein. Das weiß ich aus Erfahrung. Ganz behutsam, ganz allmählich freundet er sie mit dem Gedanken der Erpressung an. Das ist die richtige Art und Weise, die Verbrecher zu bestrafen, versichert er ihr. Man muß sie dort treffen, wo es weh tut. Sie hört zu, ist unsicher und verwirrt. Es scheint einfach nicht recht zu sein, wenn man aus dem Tod eines hilflosen kleinen Jungen Profit schlägt, aber andererseits kann man nichts tun, was ihn wieder zurückbringt, und Morton scheint genau zu wissen, wovon er redet. Es gelingt ihm, sie zu überzeugen, und außerdem ist da der Datsun 280 Zx, den sie schon immer haben wollte, sind da die Kleider, die sie erst letzte Woche im Schaufenster von Neiman-Marcus gesehen hat. Bei dem Gehalt, das ihr die verdammte Schule zahlt, könnte sie sich solche Dinge nie leisten. Und wer hat sich schon jemals um sie gekümmert… Dm mußt sehen, daß du Nummer eins wirst, sagt Morton immer, und vielleicht hat er damit gar nicht unrecht…
»Earl und Halstead haben nach den Bändern gesucht«, erzählte Kruger gerade, »nachdem die beiden gefesselt waren. Sie haben sie gefoltert, damit sie ihnen sagten, wo die Bänder waren, aber keiner von beiden verriet es ihnen. Halstead beklagte sich später bei Gus, daß er es ihnen sicher noch entlockt hätte, wenn Earl sich Zeit gelassen und sie nicht gleich mit dem Messer bearbeitet hätte. Aber Handler ist ohnmächtig geworden, als Earl ihm die Kehle durchgeschnitten hat, und das Mädchen ist vollkommen ausgeflippt und hat so geschrien, daß sie ihr etwas in den Mund stecken mußten. Sie bekam keine Luft mehr, und dann machte Earl sie fertig.«
»Aber Sie haben zuletzt die Bänder gefunden, nicht wahr, Tim?«
»Ja. Sie hat sie bei ihrer Mutter gehabt. Ich hab’ sie von ihrem rauschgiftsüchtigen Bruder. Hab’ ihn mit Stoff bestochen.«
»Erzählen Sie mehr.«
»Das ist schon alles. Die zwei haben versucht, Gus die Daumenschrauben anzulegen. Er hat sie sogar ein- oder zweimal bezahlt - große Summen, weil ich die Rollen von Geldscheinen gesehen habe-, aber nur, damit sie sich sicher fühlen. Sie hatten von Anfang an keine Chance. Das Geld haben wir zwar nicht zurückbekommen, aber ich glaube kaum, daß das Gus etwas ausmacht. Es war sowieso nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem ist Gus nicht so sehr auf das Geld aus. Er lebt einfach, ißt billig. Und jeden Tag kommen die Dollars ins Haus. Von der Regierung, vom
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