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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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zustimmend. »Wir haben die Unterlagen ein bißchen vorgeprüft«, sagte er, »und alle, die schon tot sind, ausgesondert. Wir dachten, daß die als Verdächtige kaum in Frage kommen.« Die zwei Männer lachten: das düstere Lachen der Kriminalbeamten.
    »Und im Bericht des Coroners steht«, fuhr er fort, »daß Handler und das Mädchen von jemandem zerfleischt wurden, der viel Kraft hatte. Die Wunde an seinem Hals geht ganz durch, bis zur Wirbelsäule, und -«
    »Mit anderen Worten«, unterbrach ich ihn, »es scheint ein Mann gewesen zu sein.«
    »Oder eine verdammt muskulöse Lady.« Hardy lachte wieder. »Aber wir setzen eher auf einen Mann.«
    »Es gibt sechshundert männliche Patienten«, fügte Milo hinzu. »Diese vier Kartons da drüben.«
    »Und außerdem haben wir Ihnen ein kleines Geschenk mitgebracht«, sagte Hardy.
    Er gab mir ein kleines Päckchen, das in grünes und rotes Weihnachtspapier eingewickelt war, mit Stechpalmenmotiv. Das Päckchen war mit einem roten Band geschmückt. »Ich hab’ kein anderes Papier gefunden«, entschuldigte sich Hardy.
    »Aber wir hoffen, daß es dir gefällt«, sagte Milo. Ich kam mir vor wie das Publikum bei der Fernsehaufzeichnung einer Stegreif-Komödie. Milo hatte sich auf sonderbare Weise verwandelt. In Gegenwart des anderen Kriminalbeamten gab er sich mir gegenüber völlig distanziert und servierte die typischen, hartgesottenen Flachsereien der dienstälteren Polizisten. Ich wickelte die kleine Schachtel aus und machte sie auf. Drinnen, auf einem Wattebett, lag ein in Plastik gehülltes Identifikationsschild der Polizei von Los Angeles. Es enthielt mein Photo, das dem auf meinem Führerschein glich, mit dem seltsam gefrorenen Blick, den man meistens auf offiziellen Photos zeigt. Unter dem Photo war meine Unterschrift, ebenfalls von meinem Führerschein übernommen, mein Name in Computer-Druckbuchstaben, der Doktortitel und die Bezeichnung ›Sonderberater‹. Manchmal imitiert das Leben die Kunst… »Ich bin gerührt.«
    »Steck’s dir an«, sagte Milo. »Dann ist es offiziell.« Das Schild war so ähnlich wie das, welches ich beim Western Pediatric getragen hatte. Auf der Rückseite hatte es eine Nadel zum Feststecken. Ich steckte es an meine Hemdbrust.
    »Sehr attraktiv«, sagte Hardy. »Damit und mit zehn Cents können Sie schon ein Ortsgespräch führen.« Er langte in seine Jacke und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus. »Jetzt darf ich Sie noch bitten, das zu lesen und zu unterschreiben.« Er streckte mir einen Kugelschreiber entgegen.
    Ich las es, lauter Kleingedrucktes. »Es heißt, daß ihr mir nichts zu bezahlen braucht.«
    »Richtig«, antwortete Hardy mit gespieltem Bedauern. »Und wenn Sie sich beim Durchschauen an den Papierblättern schneiden, kommen wir nicht für die Arztrechnung und das Pflaster auf.«
    »So was macht unsere Vorgesetzten glücklich, Alex.« Ich zuckte mit den Schultern und seufzte. »Und hiermit sind Sie offizieller Berater bei der Polizeibehörde von Los Angeles«, verkündete Hardy. Er legte das Blatt Papier wieder zusammen und steckte es ein. »Genau wie der Gockel, der immer alle Hennen im Hühnerstall besprungen hat. Er wurde kastriert und zum Berater ernannt. «
    »Sehr schmeichelhaft, Del.«
    »Keine Ursache. Milos Freunde sind auch die meinen.«
    Milo öffnete inzwischen die Kartons mit seinem Schweizer Armeemesser. Er nahm die Akten dutzendweise heraus und baute sie in hübschen kleinen Haufen auf, die gleich danach den Eßtisch bedeckten.
    »Sie sind alphabetisch geordnet, Alex. Du kannst sie jetzt durchgehen und die Verdächtigen rausnehmen.« Er beendete seine Sortierarbeit, dann machten er und Hardy sich ans Gehen.
    »Del und ich, wir unterhalten uns mit den Schurken, die unser Computer ausgespuckt hat.«
    »Genau die richtige Arbeit für uns«, sagte Hardy. Er ließ seine Knöchel knacken und schaute sich um, wo er seine Zigarette ausdrücken konnte, die er bis zum Filter geraucht hatte. »Werfen Sie sie in die Spüle.« Er ging in die Küche.
    Als wir allein waren, sagte Milo: »Ich bin dir wirklich dankbar dafür, Alex. Aber hetz dich nicht ab - du brauchst nicht alles heute noch zu erledigen.«
    »Ich mach’ so lange weiter, bis mir die Schriften vor den Augen verschwimmen.«
    »Gut. Wir werden dich noch ein paarmal anrufen. Um zu sehen, ob du was gefunden hast, was wir unterwegs gleich erledigen können.«
    Hardy kam zurück und richtete seine Krawatte gerade. Er sah elegant aus in seinem

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