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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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überlegt, was das Beste für Sarah ist.«
    »Das beste ist, wenn sie nicht mehr hypnotisiert wird. Das haben Sie mir schon vorhin gesagt.«
    »Ja.« Towle trat von einem Fuß auf den anderen und versuchte dabei, nicht allzu betroffen dreinzuschauen. »Das war meine Meinung als Fachmann.« Er liebte das Wort. »Und das gilt auch jetzt noch.«
    »Na, dann sagen Sie es mal ihm.« Sie zeigte mit dem Finger auf mich.
    »Sehen Sie, meine Liebe, das ist es ja, was wir gerade diskutieren. «
    Er mußte es wohl ein bißchen zu glatt gesagt haben, denn jetzt verschloß sich ihr Gesicht, und sie senkte argwöhnisch die Stimme.
    »Was gibt’s da viel zu diskutieren? Ich will nicht, daß er oder er da« - beim zweitenmal zeigte sie auf Milo» noch mal hierherkommt. «Jetzt wandte sie sich uns direkt zu. »Da bemüht man sich und versucht, ein guter Bürger zu sein und der Polizei zu helfen, und was hat man davon? Mein Kind hat die Krämpfe und schreit, und ich werde hier rausgeschmissen: Ich weiß, daß man mich hier rausschmeißt.«
    Ihr Gesicht fiel buchstäblich ein. Sie verbarg es in ihren Händen und begann zu weinen. Towle ging auf sie zu wie ein Gigolo aus Beverly Hills, legte ihr den Arm um die Schulter und tröstete sie.
    Dann führte er sie zur Couch und setzte sie hin, blieb vor ihr stehen und tätschelte noch immer ihre Schulter. »Ich werde hier rausgeschmissen«, sagte sie durch die Hände. »Es geht nicht, daß es hier so laut ist.« Dann nahm sie die Hände weg und schaute Towle mit tränennassen Augen an. »Na, na, es wird schon gutgehen. Ich kümmere mich darum.«
    »Aber was ist mit den Krämpfen?«
    »Auch darum werde ich mich kümmern.« Er blickte mich scharf und voller Feindseligkeit an, und ich war sicher, daß in dem Blick auch ein wenig Angst lag. Sie schniefte und wischte sich die Nase am Ärmel des Bademantels ab.
    »Ich verstehe nicht, warum sie aufwachen und ausgerechnet nach ihrem Daddy schreien muß. Dieser Schweinehund ist nie hiergewesen und hat noch nie einen Finger gerührt, um mich und die Kleine auch nur mit einem Cent zu unterstützen. Er hat keine Liebe für sie übrig! Warum schreit sie da ausgerechnet nach ihm, Doktor Towle?« Sie blickte auf zu ihm, eine Novizin, die den Papst inständig um ein Wort der Gnade bittet. »Na, na, na.«
    »Er ist ein Verrückter, dieser Ronnie Lee Quinn. Schauen Sie sich das an!« Sie riß den Schal herunter, schüttelte ihr Haar aus und senkte den Kopf, zeigte dann auf eine Stelle ihres Schädels. Wimmernd teilte sie die Strähnen mitten auf dem Kopf. »Da, schauen Sie sich das an!«
    Es war ein häßlicher Anblick. Eine Narbe, scharlachrot und breit, von der Größe eines fetten Wurms. Ein Wurm, der sich unter ihren Skalp gebohrt und dort eingenistet hatte. Die Haut rings um die Narbe war gerötet und knotig, das Ergebnis schlechter Chirurgie. Hier wuchs kein Haar mehr. »Jetzt wissen Sie, warum ich den Kopf immer zudecke«, schrie sie. »Das hat er mir angetan. Mit einer Kettel Ronnie Lee Quinn!« Sie spuckte den Namen geradezu angewidert aus. »Ein verrückter, gemeiner Hund. Das ist der Daddy, Daddy, nach dem sie schreit. Dieser Dreckskerl!«
    »Na, na, na«, sagte Towle wieder. Dann wandte er sich uns zu. »Haben Sie noch etwas mit Mrs. Quinn zu besprechen?«
    »Nein, Doktor«, sagte Milo und drehte sich um, bereit zu gehen. Er nahm meinen Arm, um mich hinauszuführen. Aber ich hatte noch etwas zu sagen.
    »Bringen Sie es ihr bei, Doktor. Das waren keine Krämpfe. Das waren die nächtlichen Ängste eines Kindes, und die verschwinden ganz von selbst, wenn sich das Kind beruhigt. Sagen Sie ihr, daß kein Anlaß besteht, dieses Kind erneut mit Phenobarbitol oder Dilantin oder Tofranil vollzupumpen.« Towle streichelte immer noch die Schulter der Frau. »Danke für Ihren fachmännischen Rat, Doktor. Aber ich sehe mich durchaus in der Lage, mit diesem Fall auf meine Weise fertigzuwerden.«
    Ich stand wie angewurzelt da.
    »Komm schon, Alex.« Milo drängte mich hinaus.
     
    Der Parkplatz des Apartmentkomplexes war jetzt voll mit Porsches, Alfa Romeos und Mercedes-Coupes. Milos Fiat, der vor einem Hydranten parkte, wirkte so deplaziert wie ein Krüppel beim Sportfest der Leichtathleten. Wir setzen uns wortlos hinein.
    »Was für eine Sauerei«, sagte er. »Dieser Dreckskerl.«
    »Eine Minute lang habe ich gedacht, du schlägst ihn zusammen.« Er kicherte.
    »Ich war nahe dran. Dieser Dreckskerl.«
    »Er sah aus, als ob er dich ganz bewußt zur Sau machen

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