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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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etwas davon.«
    Ich mußte an Bruno, den Psychopathen denken, der mit elternlosen Heimkindern arbeitete. »Gibt es da auch eine Überprüfung vor der Aufnahme?«
    »Das übliche. Gespräche, ein paar Tests mit Papier und Bleistift. Und du weißt, mein lieber Junge, was die wert sind.« Ich nickte.
    »Trotzdem, wie gesagt, ich habe keine Klagen gehört. Ich würde dem Heim eine Zwei minus geben. Hauptproblem scheint mir zu sein, daß es eine zu große Einrichtung ist und daß man nicht auf alle Kinder individuell eingehen kann. Ein guter, privater Pflegeplatz wäre natürlich besser als ein Heim, in dem bis zu vierhundert Kinder versorgt werden - so viele hat er manchmal in La Casa. Abgesehen davon ist das Heim nicht schlechter als alle anderen.«
    »Das höre ich gern.« Aber in perverser Weise war ich enttäuscht. Es wäre viel besser gewesen, herauszufinden, daß La Casa de los Ninos ein Höllenloch war. Irgend etwas, um die Verbindung zu den drei Morden herzustellen. Was natürlich für die vierhundert Kinder ein Leben im Elend bedeutet hätte. Wurde ich auch schon zum Mitglied der kinderhassenden Gesellschaft, die Olivia vorhin beschrieben hatte? Plötzlich schmeckte der Strudel wie gezuckertes Papier, und die Küche war unangenehm warm. »Willst du noch etwas wissen?«
    »Nein. Danke.«
    »Und nun zu Ihnen, Darling.« Sie wandte sich an Robin. »Erzählen Sie von sich, und wie Sie diesen impulsiven Burschen kennengelernt haben…«
    Wir verabschiedeten uns eine Stunde später von Olivia. Ich legte meinen Arm um Robin. Sie ließ ihn dort liegen, erwiderte aber die Geste nicht. Schweigend gingen wir zum Wagen und fühlten uns unwohl wie in den Schuhen eines Fremden. Als wir im Seville saßen, fragte ich sie: »Was ist?«
    »Warum hast du mich heute abend hierhergebracht?«
    »Ich dachte, es wäre nett…«
    »Nett, über Mord und Kindsmißhandlung zu reden? Alex, das war kein gesellschaftlicher Besuch.«
    Ich konnte nichts dagegen erwidern, also ließ ich den Wagen an und fuhr los.
    »Ich mache mir große Sorgen um dich«, sagte sie. »Was du vorhin da drinnen erzählt hast, war gespenstisch. Und was sie über Haie gesagt hat, ist wahr. Du bist wie ein kleiner Junge auf einem Floß mitten im Ozean. Ohne Ahnung, was rings um ihn vor sich geht.«
    »Ich weiß genau, was ich tue.«
    »Tatsächlich?« Sie schaute zum Fenster hinaus. »Was ist denn Schlimmes dran, daß ich mich für etwas interessiere, was über die heiße Wanne und das Joggen hinausgeht?«
    »Nichts. Aber warum kann es nicht etwas sein, das nicht ganz so gefährlich ist wie das Sherlock-Holmes-Spiel? Etwas, wobei du dich auskennst?«
    »Ich lerne schnell.«
    Sie ignorierte mich. Wir fuhren durch leere, dunkle Straßen. Ein leichter Nieselregen bildete ein Tröpfchenmuster auf der Windschutzscheibe.
    »Es macht mir kein Vergnügen, von Leuten zu hören, denen man das Gesicht eingeschlagen hat. Oder von Kindern, die überfahren werden«, sagte sie.
    »Aber das gehört zu dem, was hier draußen vor sich geht.« Ich deutete in die Schwärze der Nacht. »Damit will ich nichts zu tun haben.«
    »Du meinst, du fährst nur so lange mit, wie es wirklich hübsch ist.«
    »Ach, Alex! Sei doch nicht so melodramatisch - das könnte aus einer Fernsehserie sein.«
    »Aber es ist doch wahr, oder?«
    »Nein, ist es nicht - und versuch nicht, mich in die Defensive zu drängen. Ich will den Mann, den ich kennengelernt habe, einen Mann, der mit sich selbst zufrieden war und nicht so voll Unsicherheit, daß er sich ständig beweisen muß. Das war es, was mich zu dir hingezogen hat. Jetzt bist du wie- wie ein Besessener. Seit du dich mit diesen Dingen befaßt, bist du nicht mehr für mich da. Ich rede, und deine Gedanken sind ganz woanders. Es ist, wie ich sagte: Du kehrst in die schlechte, alte Zeit zurück.«
    Daran war etwas Wahres. In den letzten Tagen war ich morgens aufgewacht mit einem Gefühl der Ratlosigkeit, dem alten Zwang, mich um alles mögliche zu kümmern. Aber komischerweise wollte ich es nicht sein lassen. »Ich verspreche es dir«, sagte ich zu Robin. »Ich passe auf mich auf.«
    Sie schüttelte frustriert den Kopf, beugte sich vor, schaltete das Autoradio ein und drehte es sehr laut.
    Als wir vor ihrer Tür standen, gab sie mir einen züchtigen Kuß auf die Wange.
    »Darf ich nicht reinkommen?«
    Sie starrte mich lange an, dann zeigte sie ein resignierendes Lächeln.
    »Zum Teufel, warum denn nicht?«
    Oben auf dem Loft sah ich zu, wie sie sich auszog im

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