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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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deinen Vater geht.«
    »Ach ja?«
    »Ja.« Sie rieb sich die Oberarme. »Kannst du bitte das Fenster schließen? Es ist kalt.«
    »Was willst du wissen?«
    »Wie ist er?«
    »Du meinst, die Seite, die du nicht kennst?«
    Sie nickte.
    »Hart. Unerbittlich. Stellt höchste Anforderungen an andere und sich selbst. Privat und im Geschäft. Hat hohe Moralvorstellungen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Kristen.
    »Dieser Scheiß von wegen Ethik, Moral und Anstand.«
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Darum hast du Carla nicht geglaubt.«
    »Ja. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er irgendwas Verbotenes tut. Oder toleriert.«
    »Trotzdem. Nachschauen schadet nichts, nicht wahr?«
    Er schwieg. Wollte ihr nicht sagen, dass das zu nichts führte. Sie versuchte es wenigstens.
    »Wir haben verschiedene Themenbereiche bearbeitet und wollten diese Woche noch mal zusammensitzen, unsere Arbeit koordinieren und das Projekt abschließen. Sie muss in ihren Unterlagen etwas gefunden haben, das ich nicht habe. Diese Daten müssen auf Carlas Computer sein.« Wieder kaute sie an ihrer Unterlippe. »Ich gehe zu den Eggers. Wollte sowieso bei Susanna vorbeischauen und sehen, wie es ihr geht. Hast du eine Idee, wonach ich suchen muss?«
    »Keine Ahnung.« Er kam sich vor wie ein Idiot.
    »Ich brauche Anhaltspunkte! Was könnte es sein?«, fragte sie. »Irgendwas. Waren es die Statistiken? Hast du Tabellen gesehen? Oder ist es gar nicht auf dem Computer? Vielleicht hat sie etwas in der Informationsmappe gefunden. So eine haben wir an unserem ersten Tag bekommen.«
    Er versuchte, sich an Carlas Zimmer zu erinnern. Aber alles, was ihm einfiel, war ein Chaos aus Papier.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Es war zum Verzweifeln.
    »Okay, lass gut sein. Dann schaue ich mir einfach alles an.«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.
    »Und du?«, fragte sie. »Was wirst du jetzt tun?«
    Er wollte hier stehen bleiben, ihre Hand auf seinem Arm, bis alles wieder gut war.
    »Ich habe bei diesem Bullen geschlafen. Vielleicht sollte ich ihm von Carlas Verdacht erzählen.«
    »Warum hast du bei einem Polizisten geschlafen?«
    »Ich wollte nicht nach Hause.«
    »Ja, aber …«
    Sie nahm die Hand von seinem Arm und fuhr sich damit durch ihr zerzaustes Haar. Er ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer.
    Ich gehe Carla suchen, hatte er Caduff auf den Zettel geschrieben. Nur, wo sollte er anfangen? Er konnte ja schlecht zu seinem Vater gehen und ihn fragen, ob er das tat, was sein Sohn seit Jahren tat. Lügen und bescheißen. Aber er wollte auch nicht einfach hierbleiben und warten, während Kristen Carlas Unterlagen durchging.
    »Ich werde mit meiner Mutter sprechen«, sagte er.
    Kristen kam aus der Küche. »Was hast du gesagt?«
    »Ich werde mit meiner Mutter sprechen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.« Er atmete tief ein. »Ja.«
    »Weißt du, wie du zu ihr kommst?«, fragte sie.
    »Mir fällt schon was ein.«
    »Ich habe einen Roller. Wohin musst du? Nach Maienfeld?«
    Er erinnerte sich an seinen letzten Besuch im Haus seiner Eltern. Erna hatte gesagt, seine Mutter sei ausgezogen. Er wusste nicht, wo sie jetzt war. Die einzige Person, die er fragen konnte, war Erna. Ausgerechnet Erna. Am Telefon würde sie ihm kein Wort verraten. Er musste nach Hause.
    Nick saß hinter Kristen auf ihrem Roller. Während er sich eng an sie schmiegte, fragte er sich, was wäre, wenn er sich damals nicht so blöd angestellt hätte. Sie bogen in die Einfahrt zum Anwesen der Familie Bergamin und fuhren an den hohen Pappeln vorbei. Auf dem Kiesplatz vor dem Haus hielt Kristen an und er stieg vom Roller.
    »Soll ich warten?«, fragte sie.
    »Nein, ist schon okay.« Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Danke.«
    »Hast du Geld?«
    Verlegen sah er an ihr vorbei. Daran hatte er gar nicht gedacht.
    »Ich habe auch nicht viel«, meinte sie. »Reichen zwanzig Franken?« Ohne eine Antwort abzuwarten drückte sie ihm das Geld in die Hand.
    Er stopfte es in seine Hosentasche.
    »Ich muss los«, erklärte sie, »ich geh jetzt zu Susanna. Kommst du klar?«
    Er hoffte es.
    Nick brauchte nicht zu klingeln. Erna hatte ihn gehört und erwartete ihn an der Tür. Mit verschränkten Armen stand sie da, eine uneinnehmbare Festung.
    »Was willst du?«, fragte sie.
    Nick war in Gedanken bei Kristen. Das machte es ihm leicht, Ernas missmutigen Gesichtsausdruck zu ignorieren.
    »Erna, du arbeitest hier, okay? Ich wohne hier. Immer noch.«
    Sie schnappte nach Luft. »Das muss ich mir nicht

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