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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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Knie, auf die sein Vater behutsam ein Heftpflaster klebte, daran, wie ihm sein Vater stolz seine erste Harley vorgeführt und alle Bestandteile mit der Begeisterung eines kleinen Jungen erklärt hatte. Hier, auf diesem Sofa in diesem Wohnzimmer, hatte ihm sein Vater Geschichten vorgelesen. In einer anderen, längst vergessenen Zeit.
    Nick schüttelte den Kopf, als könnte er damit seine Gedanken abschütteln.
    »Was hat das mit der ganzen Sache zu tun?«, fragte er lauter als nötig.
    »Nun, du hast gefragt. Albert hat nie etwas gesagt, aber ich glaube nicht, dass er wirklich glücklich ist mit der Firma.« Gedankenverloren strich sie mit den Fingern über die Lehne seines Sessels. »Dein Vater fand es spannend, sie aufzubauen, etwas Neues zu schaffen. Du weißt doch, wie er die Dinge anpackt. Immer mehr, immer besser, den anderen immer einen Schritt voraus.«
    Nick hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte. Aber er hörte ihr zu.
    »Irgendwann hat er wohl gemerkt, dass er alles erreicht hat, was er wollte. Vielleicht hat er auch gemerkt, dass ihn die Firma verändert hat. Uns verändert hat.« Wieder hatte sie Tränen in den Augen. »Oder sie beginnt ihn zu langweilen. Ich habe das Gefühl, dass er in Gedanken schon einen Schritt weiter ist.«
    »Einen Schritt weiter? Wohin?«
    »Zurück. Zurück an den Anfang. Wieder etwas Neues aufbauen.«
    »Der Weinberg! Habe ich recht?«
    Sie nickte. »Ja, ich denke, er will die Firma verkaufen und sich auf die Weinproduktion konzentrieren.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Nick.
    »Nein, das sind nur Vermutungen. Ich habe versucht, mit ihm zu sprechen, aber er hat abgeblockt. Also habe ich mich mit Simon Forster getroffen, aber der war überzeugt, dass ich mich irre.«
    »Du hast mit Simon geredet?« Der Schatten seines Vaters. Offiziell Geschäftspartner, aber immer einen Schritt hinter dem großen Bergamin.
    Sie nickte. »Er ist mir über all die Jahre ein guter Freund gewesen und ich habe gehofft, er könne mir helfen. Aber diesmal hatte ich das Gefühl, dass er mir etwas verschweigt.«
    »Aber … Simon müsste es doch wissen, wenn Vater die Firma verkaufen wollte. Soviel ich weiß, sind sie gleichberechtigte Geschäftspartner.«
    Sie ging zum Sofa und ordnete die Kissen neu, stellte die Vase vom Tisch auf den Kaminsims und rückte die Sessel zurecht.
    »Es gibt Gerüchte, dass Albert die Anteile von Simon übernommen hat. Ihn ausbezahlt hat. Still und heimlich.«
    »Warum sollte Simon verkaufen? Er lebt für diese Firma. Hat ja sonst nichts.«
    Seine Mutter zögerte. Nick konnte sehen, dass sie mit sich rang.
    »Was ich dir jetzt erzähle, sind nur Gerüchte. Du musst versprechen, das niemandem zu verraten. Man erzählt sich, dass Simon spielt.«
    »Spielt? Du meinst, im Casino? Glücksspiel?«
    Nick konnte sich den unscheinbaren und rechtschaffenen Forster nicht in einem Casino vorstellen und war überrascht, als seine Mutter nickte.
    »Simon ist ein Zahlenmensch. Vielleicht hat er gedacht, er könne das System überlisten.«
    »Den Code knacken!« Nick hatte gehört, dass es solche Spinner gab, die glaubten, sie kämen hinter das Geheimnis der Zahlen im Glücksspiel. Aber doch nicht Simon! Nick war verwirrt.
    »Arbeitet Simon denn noch in der Firma?«, fragte er.
    »Ja«, sagte seine Mutter. »Soweit ich das beurteilen kann, läuft in der Firma alles wie immer. Es gibt kein einziges Anzeichen dafür, dass die Gerüchte stimmen. Trotzdem. Mir kommt Simon verändert vor. Irgendwie nervöser als sonst.«
    Sie hatte immer ein gutes Gefühl dafür gehabt, wenn etwas nicht stimmte. Nick erinnerte sich an bohrende Fragen, die meistens in die richtige Richtung gezielt hatten. Angenommen, ihr Gefühl ließ sie auch diesmal nicht im Stich? Es würde zu seinem Vater passen, Forster nicht öffentlich bloßzustellen. Vielleicht hatte er ihn ausbezahlt, ihm aber seinen Titel gelassen. Nach außen würde Forster weiterhin als Geschäftspartner auftreten, aber in der Firma hätte er nichts mehr zu melden. Ein cleverer Schachzug seines Vaters, der auf diese Weise alleine über das Schicksal der Firma entscheiden könnte.
    Nicks Gedanken rasten und endeten alle in derselben Sackgasse. Keine krummen Dinger, wahrscheinlich sogar ein Geschäftspartner, der nur noch mehr oder weniger willig allem zustimmen konnte. Einem Verkauf der Firma stand absolut nichts im Weg. Sein Vater hatte keinenGrund, Carla aus dem Verkehr zu ziehen. Es war sinnlos, hier weiter nach etwas zu suchen, das es

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