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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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angepasst hat. Bis dahin, fürchte ich, wird jede Ihrer Bewegungen genau überwacht. Über die Sprechanlage können Sie nach Essen und Trinken verlangen, und es steht Ihnen jederzeit eine Eskorte zur Verfügung, falls Sie die sanitären Einrichtungen aufsuchen müssen. Auch Duschen wird Ihnen in regelmäßigen Abständen möglich sein.«
    »Darf ich Sie um eine Internetverbindung bitten?«, fragte ich.
    Er sah weg, als er mir antwortete. »Das wäre noch keine so gute Idee. Wir führen noch immer Untersuchungen durch, und wir wollen Sie nicht mehr belasten als unbedingt notwendig. Printmedien können wir Ihnen natürlich selbstverständlich zukommen lassen, falls Sie sich für bestimmte Themen interessieren.«
    »Behutsam zensiert, damit es mich nicht zu sehr belastet?« Immerhin hatte er so viel Anstand, verlegen dreinzuschauen. Deshalb fühlte ich mich aber kein bisschen besser. »Wenn Sie Belastung vermeiden wollen, dann sollten Sie wissen, dass es mich belastet, wenn ich isoliert bin.«
    »Das mag sein, aber damit müssen Sie noch eine kleine Weile leben. Es tut mir leid. Es ist wichtig für Ihre Gesundheit.«
    Der Tonfall, mit dem er das sagte, schnürte mir die Kehle zu. Durch meinen Kopf schossen ein Dutzend Albtraumszenarien, die allesamt in den gefahrvollen Sekunden nach dem tödlichen Schuss einsetzten. Ich nahm einen tiefen Schluck Cola, um mich zu beruhigen, und fragte: »Geht es Shaun gut? Hat er es aus Sacramento rausgeschafft? Bitte. Sagen Sie mir doch nur, ob er aus Sacramento rausgekommen ist.«
    »Wir haben Juli 2041. Wir haben etwas mehr als acht Monate gebraucht, bis Sie so weit waren, aufzuwachen und ihre Umgebung wahrzunehmen«, sagte Dr. Thomas und verkündete seine unlogische Schlussfolgerung hastig und beinahe tonlos, als wolle er das, was er sagen musste, so schnell wie möglich hinter sich bringen. »In dieser Zeit hat sich viel geändert.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich weiß.«
    »Warum antworten Sie mir nicht? Was wollen Sie …«
    »Miss Mason, ich kann Ihnen die Antworten nicht geben, um die Sie bitten. Aber Ihr Verlust tut mir ehrlich und aufrichtig leid.«
    Ich glotzte ihn mit offenem Mund an. Als er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss, glotzte ich immer noch. Ich rührte mich nicht. Bis die Coladose metallisch scheppernd zu Boden fiel, ganz wie eine Patronenhülse. Ich bekam weiche Beine und sank auf die Knie, den Blick noch immer auf die kahle weiße Tür gerichtet.
    Meine Wangen waren feucht. Ich hob die Hand und berührte meine rechte Wange. Davon bekam ich nasse Fingerspitzen. »Heule ich etwa?«, sagte ich benommen. Das retinale Kellis-Amberlee beraubt sein Opfer der Fähigkeit zu weinen. Die Tatsache, dass ich weinen konnte, war schwerer zu glauben als die Tatsache, dass ich ein Forschungsprojekt des Seuchenschutzes war.
    Schwankend kam ich auf die Beine und torkelte zum Bett, wo ich mich auf die Decke warf, mich zusammenrollte und die Knie an die Brust zog. Dann folgten heftige Tränen, die meinen ganzen Leib erschütterten, bis ich fast keine Luft mehr bekam. Irgendwann schlief ich dabei ein.
    Ich träumte von Beerdigungen. Manchmal waren es meine eigenen, und Shaun stand in einem Raum vor einem Haufen Leuten und tat unbeholfen so, als wüsste er, wo es langging. Das waren die guten Träume. Denn sie zeigten das Leben, das ich kannte. Dann wieder – meistens – war sein Gesicht auf dem Bild vor der Graburne, und entweder hielt ich roboterhaft eine monotone Eloge, oder Alaric stand dort und erklärte, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen sei. Nachdem ich einmal nicht mehr war, hatte niemand etwas anderes erwartet.
    Als ich die Augen aufschlug, war es dunkel. Meine Augen taten in einer Weise weh, die ich nicht kannte. Ich drehte mich ein wenig, um eine Hand freizubekommen und mir die Augen zu reiben, und stellte fest, dass sie geschwollen und etwas empfindlich waren. Kurz überlegte ich, ob ich mir deshalb Sorgen machen musste, verwarf den Gedanken aber wieder. Entweder war dies ein üblicher Nebeneffekt des Weinens, oder Dr. Thomas machte sich zu Recht Sorgen und die Viren fingen an, sich zu vermehren. Im ersten Fall musste ich lernen, damit zu leben. Falls der zweite zutraf, nun ja. Das war dann nicht mehr mein Problem, und jemand anders musste sich darum kümmern.
    Ich setzte mich auf dem Bett auf und kniff die Augen zusammen, um im Dunkeln Umrisse ausmachen zu können. Selbst mit dem retinalen Kellis-Amberlee-Syndrom hätte ich

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