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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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du kein Bild hast, ist es nie geschehen. Er würde niemals eine glaubhafte Geschichte erfinden können, die ich nicht durchschauen würde, und um die Wahrheit zu sagen, brauchte er einen Beweis.
    Shaun lebte.
    Mochte ich auch ein Klon sein, mochte oben unten und schwarz weiß sein – Shaun war am Leben. Ich anstelle des Seuchenschutzes hätte mich nur dann dazu bereit erklärt, eine potenziell aufmüpfige Reporterin zu klonen – und da brauchen wir uns nichts vorzumachen, ich war für meine Starrköpfigkeit berühmt, und zwar besonders wenn Leute mir sagen wollten, was ich zu tun hatte –, wenn nicht die Notwendigkeit bestand, gerade diese Reporterin auf meiner Seite zu haben. Die Seuchenschutzbehörde hätte mich nicht zurückgebracht, wenn ich nicht etwas für sie tun sollte. Und es gab nur eine Sache, die außer mir niemand konnte.
    Shaun aufhalten.
    Shaun lebte und tat etwas, das sie nicht guthießen. Shaun tat etwas, das sie unterbinden wollten. Aber das hier war immerhin der Seuchenschutz – der gehörte zu den Guten. Was immer Shaun tat, war etwas, was auch ich verhindern wollen würde, oder? Shaun hatte schon immer ein Händchen dafür gehabt, sich in die Scheiße zu reiten, und normalerweise war es meine Aufgabe gewesen, ihn aufzuhalten. Wenn ich nicht gewesen wäre …
    Kurz erging ich mich in der Fantasievorstellung, dass der Seuchenschutz mir mitteilen würde, meine Behandlung sei abgeschlossen, alles sei gut und ich könne gehen. Sie würden mir eine Sonnenbrille in die Hand drücken und mich hinausgeleiten, mich in die Welt hinausschicken, um Shaun zu finden und ihm einen resoluten Klaps auf den Hinterkopf zu geben. Schließlich war ich der einzige Mensch, von dem er sich etwas sagen ließ.
    Voller Bedauern schob ich den angenehmen Tagtraum beiseite. Wenn sie Shaun bloß ruhigstellen wollten, hätten sie ihn einfach mit einem Betäubungspfeil abgeschossen oder so. Ein einzelnes Organ zu Transplantationszwecken zu klonen kostet Millionen. Mein funkelnagelneuer Leib musste sie Milliarden gekostet haben. Sicher vermochte Shaun viel Ärger anzurichten, aber bestimmt nicht so viel Ärger. Auf jeden Fall nicht genug, um die Kosen einer Wiederauferstehung zu rechtfertigen.
    Was hatte er dann getan, das dies rechtfertigte? Was wollten sie von mir, was sie nicht von ihm bekommen konnten? Ich fuhr mit den Fingerspitzen über die Kanten der Tür. Dann hielt ich inne, wandte mich um und ging in die andere Richtung, indem ich mit der Hand an der Wand entlangstrich. Schön, dann hatten sie mich also nicht aus reinem Altruismus von den Toten zurückgebracht. Das war mir schon klar gewesen, als ich aufgewacht war. Ich hatte zu viel Zeit und Geld geschluckt, um bloß ein wissenschaftliches Experiment zu sein. Wäre dies vor dem Erwachen geschehen, hätte man Klonen vielleicht als eine Möglichkeit betrachtet, das Leben zu bereichern und zu verlängern. Du hast deinen Körper runtergewirtschaftet? Dann hol dir einen neuen! Alle erdenklichen kosmetischen Eingriffe hätte man in einem einzigen einfachen Schritt vereinen können. Nun ja, wenn man davon ausging, dass es »einfach« war, ein Hirn – was immer sie mit meinem taten – aus einem Körper zu entnehmen und in einen anderen einzusetzen.
    Das war vor dem Erwachen gewesen. Unsere heutige zombiephobe Gesellschaft würde niemals etwas begrüßen, das die Leute von den Toten zurückholte, selbst wenn sie ohne asoziale kannibalistische Triebe wiederkehren würden. Wenn ich hier herauskam – falls ich hier herauskam –, würde ich erst einmal verdammt schnell einiges erklären müssen, wenn ich nicht zum zweiten Mal in meinem Leben erschossen werden wollte.
    Mit diesem Satz stimmte etwas nicht. Ich erreichte die nächste Wand, wandte mich um und folgte ihr.
    Shaun war am Leben, Shaun machte Ärger, und sie wollten nicht beim Lügen erwischt werden, indem sie mir erzählten, dass er tot war. Das konnte bedeuten, dass sie vorhatten, mich irgendwie gegen ihn einzusetzen, mich dazu zu bringen, ihnen persönliche Auskünfte darüber zu geben, wo wir unsere Netzwerkpasswörter und Backup-Festplatten versteckten. Der Gedanke stand auf wackligen Füßen, als hätte ich etwas übersehen, aber es war immerhin ein Anfang. Jeder Artikel beginnt mit einer Überschrift, aus der man irgendwie ein Buch machen kann.
    Gut: Der Seuchenschutz brachte mich zurück, um mich als Waffe gegen den einzigen Menschen einzusetzen, den ich mehr liebte als die Wahrheit. Wie sie das anstellen

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