Blackout - Kein Entrinnen
beseitigt haben, die nach dem Seuchenausbruch zurückgeblieben sind, aber ich versichere Ihnen, dass die Moskitos bald keine Rolle mehr spielen werden«, bestätigte Präsident Ryman. Für einen Augenblick trafen sich unsere Blicke, und ich erschrak über den Schmerz in seinen Zügen. Er war der Präsident. Er war der Mann an der Spitze dieser Verschwörung. Auf seltsame Weise war er von Tates Marionette zu dem Mann in jener Position aufgestiegen, die Tate einst selbst gewollt hatte. Und doch wirkte er, als würde er gefoltert.
»Erzählen Sie das meinen Eltern«, sagte Alaric. Er lehnte sich an Becks und bedachte jeden, der zu ihm herüberschaute, mit einem bösen Blick. Wäre er bewaffnet gewesen, hätte die Sache für mehr als nur einen hier tödlich ausgehen können.
Der Seuchenschutzarzt, der sich immer noch den Hals hielt, sagte: »Wie auch immer, man hat Sie aus einem bestimmten Grund hergebracht. Sie werden tun, was man von Ihnen verlangt, oder Sie kommen hier nicht lebend hinaus.«
»Und aus welchem Grund hat man uns hergebracht?«, fragte ich argwöhnisch.
»Sie haben den Ruf der Wahrhaftigkeit«, sagte der Mann vom Seuchenschutz. »Sie werden die Nachrichten so weitergeben, wie wir sie Ihnen präsentieren, und nicht so, wie es Ihnen in den Sinn kommt. Wenn Sie uns öffentlich unterstützen, können wir hoffentlich einigen der weniger erfreulichen Gerüchten begegnen, die seit der letzten Präsidentschaftswahl die Runde machen.«
Jetzt war es an mir, ihn fassungslos anzustarren. Schließlich sagte ich: »Sie wollen, dass ich für Sie lüge?«
»Oh, nein«, sagte der Mann vom Seuchenschutz. »Wissen Sie, ich bin enttäuscht. Ich dachte wirklich, Sie wären klüger. Wahrscheinlich war das Klonverfahren doch nicht so zuverlässig, wie wir gehofft haben.«
»Nein«, sagte Shaun. Er riss seinen Arm von mir los. »Was den Seuchenschutz angeht, bist du sowieso schon aus dem Rennen. Du hast es selbst gesagt. Die Georgia, die sie für mich bestimmt hatten, sollte gebrainwashed und fügsam sein und die Ideen der Seuchenschutzbehörde für genial halten.«
»Aber was wollen Sie dann?«, fragte ich.
Präsident Ryman seufzte. »Shaun, es tut mir leid.«
»Nein, tut es Ihnen nicht.« Shaun sah mich an. Sein Blick reichte aus, um mich wünschen zu lassen, ich wäre nie von den Toten zurückgekehrt. »Sie haben dich zurückgebracht, um etwas in der Hand zu haben, mit dem sie mich zu allem bringen könnten. Sie haben dich als Druckmittel zurückgebracht, damit ich für sie lüge. Du hast immer die Wahrheit gesagt, George. Aber ich habe dafür gesorgt, dass die Leute sie glauben.«
»Oh.« Ich brachte kaum ein Flüstern heraus, doch selbst von diesem schwachen Laut tat mir die Kehle weh. »Nun, dann ist es vorbei. Das werden wir nicht tun.«
»Und wieder hätte ich gedacht, Sie wären klüger.«
Ich wandte mich dem Mann vom Seuchenschutz zu. Er schüttelte den Kopf und hielt etwas in der Hand, was wie ein Füller aussah. Shaun versteifte sich und schien kaum mehr zu atmen.
»Sie werden tun, was wir von Ihnen verlangen. Wenn nicht … Tja, dann müssen wir uns wohl ein paar Ersatzreporter suchen, denn Sie werden allesamt sterben.«
Wir wollen stets die Wahrheit sagen
(Die Ruhe des Alters, der Jugend wildes Fauchen)
Und den Kampf gegen die alten Lügen wagen
(Verschwiegene Geschichten und ein leises Hauchen)
Dann finden wir uns als die wandelnden Leichen
(Die untreue Liebe, das Wort, das zu sagen man vergisst)
Wenn wir durchs Grabgewölbe unsrer Kenntnis streichen
(Der berstende Stein, die Klinge, die geborsten ist)
Erkennen wir: wir ließen uns nicht blenden
(Der Morgen graut, wir seh’n die Nacht dem Tag zustreben)
Hier lassen wir die Lügen enden.
Die Zeit ist gekommen. Wir müssen uns erheben.
Aus Geliebte Pusteblume , dem Blog von Magdalene Grace Garcia,
7. August 2041.
Das Problem mit Leuten, die Macht besitzen, ist, dass sie irgendwann nur noch darüber nachdenken, wie sie diese Macht erhalten, statt darüber, was richtig oder falsch oder gar böse ist. Aber ich habe einen Tipp für euch: Solltet ihr jemals in eine Position gelangen, in der eure Entscheidung über richtig oder falsch Auswirkungen auf eine ganze Nation hat, dann lasst eure Entscheidung erst einmal von einer Sechsjährigen prüfen. Wenn die euch entsetzt anschaut und euch sagt, dass ihr für den Rest eures Lebens an dieser Schuld tragen werdet, solltet ihr eure Pläne noch einmal überdenken. Es sei denn, ihr wollt als
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