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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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sondern die Wahrheit.« Präsident Ryman klang nicht mehr müde, sondern vollkommen niedergeschlagen. »Sie sind zu stark in die ganze Sache verwickelt worden, und deshalb brauchen wir Sie. Sie sind diejenigen, die die Wahrheit sagen und die von der Bildfläche verschwunden sind, als es gefährlich wurde. Ihnen werden die Leute glauben.«
    »Auch wenn wir sie anlügen?«
    Sein Schweigen war Antwort genug.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte der Mann vom Seuchenschutz.
    Widerwillig kam ich seiner Aufforderung nach, und die anderen taten es mir gleich. Nur der Mann vom Seuchenschutz blieb stehen.
    »Als Erstes sollten Sie verstehen, dass das KA-Virus, da es von Menschenhand geschaffen wurde, sich fest mit allem verbindet, was ihm begegnet«, begann er in dem beiläufig belehrenden Tonfall, den Ärzte sich wohl im Medizinstudium aneignen. Unbeeindruckt von der Anspannung, die in dem Zimmer herrschte, holte er eine Fernsteuerung aus der Tasche und richtete sie auf den nächsten Bildschirm. Das Kellis-Amberlee-Modell darauf fing an, sich zu drehen. »Aufgrund dieser Eigenschaft ist das Hybridvirus überhaupt erst entstanden. Und sie ist es auch, die unser Heilverfahren gegen die Infektion verkompliziert hat.«
    Shaun runzelte die Stirn. »Die Ihre Suche nach einem Heilverfahren verkompliziert hat?«
    »Nein«, sagte der Mann vom Seuchenschutz gelassen. »Die unser Heilverfahren verkompliziert hat.« Plötzlich war das Modell von kleineren, halbkugelförmigen Symbolen umgeben, die ein wenig aussahen wie die Diabilder von Grippeviren von vor dem Erwachen. Sie begannen, das größere KA-Virus anzufallen, bis sie es völlig eingehüllt hatten. »Es ist uns gelungen, mehrere Behandlungsverfahren zu entwickeln, die außerordentlich gut funktionieren und die Kellis-Amberlee-Infektion bei neun von zehn Betroffenen besiegen.«
    Wir alle, auch Steve, starrten ihn fassungslos an. Alaric fand als Erster seine Stimme wieder und fragte zögernd: »Warum haben Sie sie dann noch nicht veröffentlicht?«
    »Das Kellis-Amberlee-Virus hat sich so stark mit unserem Immunsystem verzahnt, dass dieses ebenfalls außer Gefecht gesetzt wird, wenn man das Virus abtötet. Ohne Immunsystem sind die Geheilten jeder beliebigen Infektion ausgeliefert. Keiner unserer Probanden hat lange überlebt.« Das Bild auf dem Bildschirm wechselte wieder zurück zum reinen Kellis-Amberlee-Modell, das ruhig vor sich hin kreiste. »Um es einfacher auszudrücken: Wenn man das Virus tötet, tötet man die Menschen.«
    »Aber warum erzählt ihr das den Leuten nicht einfach?«, wollte Shaun wissen. »Wir sind doch keine Idioten!«
    »Versuchen Sie mal, Alexander Kellis zu erklären, dass die Leute keine Idioten sind«, versetzte der Mann vom Seuchenschutz. »Wir können den Menschen nicht sagen, dass es niemals ein Heilmittel geben wird. Die Leute brauchen Hoffnung. Die Hoffnung, dass Kellis-Amberlee eines Tages besiegt sein wird und wir wieder so leben können wie früher.«
    »Warum denn?«, fragte Alaric. Langsam schüttelte er den Kopf. »Wir können mit dem Virus leben. Die Reservoirkrankheiten sind der Beweis dafür. Wir können einen neuen Status quo schaffen.«
    »Einen, in dem jeder Mensch jederzeit zum Zombie werden kann, den man nicht zu erschießen wagt, weil er vielleicht – nur vielleicht – sein Bewusstsein wiedererlangen könnte? Schon als die Grenzen noch klar definiert waren und eine Infektion den Tod bedeutete, hat sich die Nation nur schwer vom Erwachen erholt. Ich bezweifle, dass wir als Volk durchhalten würden, wenn man uns sagen würde, dass nach einer Infektion die Möglichkeit einer Besserung besteht.« Langsam verabscheute ich die Ruhe, mit der der Mann vom Seuchenschutz sprach. Er beobachtete uns noch immer kühl. »Auch wenn es kein Heilmittel geben wird, wir werden auf jeden Fall eine Lösung finden. Wir werden einen Virenstamm entdecken, der keine Reservoirkrankheiten hervorruft. Diesen werden wir benutzen, um die tragischerweise unheilbare Krankheit, die unsere Gesellschaft befallen hat, zu standardisieren. Niemand wird je erfahren, dass eine Heilung nicht möglich ist. Niemand wird deswegen die Hoffnung aufgeben müssen.«
    »Niemand außer den Leuten, die sich vielleicht erholt hätten, wenn man ihnen nicht in den Kopf geschossen hätte«, sagte Shaun. Die Bitterkeit in seinem Ton machte mir Angst. Ich legte ihm eine Hand auf den Arm und hoffte, dass ich ihn so von Dummheiten abhalten konnte. »Außer denen, die sich tatsächlich erholt

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