Blackout - Kein Entrinnen
seufzte und ging weiter. »Es ist wirklich schön, dich zu sehen.«
»Normalerweise schicken die Leute nur Blumen. Die Toten wiederauferstehen zu lassen ist ein bisschen extrem.« Ich ging neben ihm her und beobachtete ihn. »Was ist los, Rick? Was passiert hier wirklich?«
»Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, dass ich dich am liebsten Shaun überlassen hätte, sobald du fit warst und wusstest, wer du bist.« Ricks Gesicht verriet Anspannung, als er fortfuhr: »Ich werde mit dem Wissen ins Grab gehen, dass ich mehr als zwanzigmal für deinen Tod verantwortlich war. Jedes Mal, wenn einer der Klone der ursprünglichen Georgia Mason aufgeweckt wurde, sagte ich mir: ›Das war’s jetzt. Nicht noch eine. Wenn sie nicht richtig ist, dann suchen wir eine andere Lösung.‹ Aber mir ist nie eine andere Lösung eingefallen, und wir brauchten dich. Ich brauchte dich.«
»Warum?«
»Aus demselben Grund, weshalb die Typen vorhin gehofft haben, dass du mitspielen würdest. Weil man mit deinem Gesicht die Wahrheit assoziiert. Wenn du den Leuten eine Lüge erzählst, die sie glauben wollen, stellen sie sie nicht infrage.«
»Und die Regierung kann weiterhin Leute wie mich töten. Leute wie deine Frau. Mein Gott, Rick, willst du das wirklich?«
»Nein. Das wollen die .« Rick blieb vor einer ungesicherten Tür stehen und drückte sie auf. Dahinter saß Gregory an einem Rechner. Dr. Shoji blickte ihm über die Schulter. Mir blieb keine Zeit, mich zu wundern, denn Rick redete weiter. »Ich will, dass du der Welt die Wahrheit erzählst. Ich will, dass du die Sache auffliegen lässt. Die Leute glauben dir. Die Leute glauben an dich – wegen der Umstände deines Todes. Sie werden die Wahrheit glauben, auch wenn sie ihnen nicht gefällt, solange sie sie nur von dir erfahren.«
»Ich verstehe nicht«, sagte ich.
»Hallo, Georgia«, sagte Gregory und sah von seinem Bildschirm auf. »Schön, Sie wiederzusehen.«
»Es war eine Weile ganz schön brenzlig, aber ich habe es geschafft«, sagte ich. »Und wie ist es Ihnen ergangen?«
»Ein paar harmlose Verbrennungen, eine Gehirnerschütterung, und ich werde so bald nicht mehr für die Seuchenschutzbehörde arbeiten. Das ist aber schon okay, ich hatte es sowieso satt.«
»Gut.« Ich drehte mich zu Rick um. »Jetzt, bitte, erklär mir das. Eine riesige globale Verschwörung hat mein Leben ruiniert – Scheiße, Mann, sie hat mein Leben beendet . Und es dann wieder beginnen lassen, und jetzt habe ich die wahrscheinlich schlimmste Identitätskrise, die man sich vorstellen kann. Und wofür das Ganze? Damit du mich klonen und mit meiner Hilfe den Eskimos Eis verkaufen kannst?«
»Es hat tatsächlich eine globale Verschwörung dein Leben ruiniert. Wenn es dir hilft: Sie hat auch das Leben meiner Frau auf dem Gewissen.« Von Ricks Lächeln war keine Spur mehr zu sehen, es war wie weggewischt. »Ich habe Lisas Tod für einen Selbstmord gehalten, weil man mir gesagt hat, dass es einer war. Erst als ich ihre Akte las, erfuhr ich, dass es nicht so war. Sie haben sie wegen der Dinge getötet, die du vorhin in diesem Zimmer erfahren hast. Es gibt kein Heilverfahren für Kellis-Amberlee. Es wird nie eines geben. Es gibt nur einen Krieg mit dem Virus – einen, den wir nicht gewinnen können. Wir können das Virus nicht besiegen, wir können uns nur anpassen. Alles, was wir tun können, ist zu überleben. Und für manche Leute ist das nicht akzeptabel.«
»Also machen sie stattdessen so etwas?«
»Nicht von Anfang an, Georgia. Das alles hat in guter Absicht angefangen – mein Gott, so guter Absicht! Sie glaubten, sie würden Maßnahmen ergreifen, um das Land zu beschützen. Keiner merkte, wie aus dem Schutz irgendwann Freiheitsentzug wurde. Oder wann aus dem ›Gemeinwohl‹ das ›Wohl der Mächtigen‹ wurde. Das passierte schleichend.«
»Passieren nicht die schlimmsten Dinge auf diese Weise?«, fragte ich. »Und warum ist Ryman jetzt auf deren Seite? War er nicht mal bei den Guten? Einer, auf den wir uns verlassen konnten?«
Rick schwieg. Er sah mich nur an und wartete ab. Doch er brauchte nicht lange zu warten.
»Emily«, flüsterte ich. »Emily Ryman hat retinales KA.«
»Was sie zu einer ausgezeichneten Kandidatin für einen ›Unfalltod‹ macht, falls sie nicht mehr mitspielt. Und du bist nicht der erste Klon. Nur der erste, der tatsächlich die Person kopiert, auf der er beruht. Wenn du während des letzten Jahrs am Leben gewesen wärst, hättest du festgestellt, dass Emily
Weitere Kostenlose Bücher