Blackout - Kein Entrinnen
auffiel.
Doch es gelang mir nicht. »Was war das?«, fragte der Arzt, und plötzlich waren alle Augen auf mich gerichtet.
Oh-oh. »Äh …«, setzte ich an.
»Er führt Selbstgespräche«, sagte Becks ungerührt. »Ehrlich gesagt erstaunt es mich, dass ihm das jetzt erst passiert. Ignorieren Sie ihn einfach und sagen Sie uns, weshalb eine Immunreaktion bei Kleinkindern ausreicht, um eine Reservoirkrankheit zu verursachen, aber eine spontane Virenvermehrung trotzdem nicht verhindern kann, sobald ein Körpergewicht von dreißig Kilo überschritten ist.«
»Er führt Selbstgespräche?« Der Arzt runzelte die Stirn, als hätte ich mich schlagartig in ein spannendes medizinisches Rätsel verwandelt. Ich fragte mich, wie er reagieren würde, wenn er wüsste, dass ich gegen das Kellis-Amberlee-Virus immun war. Wahrscheinlich würde er mich fragen, wo er mit dem Sezieren anfangen durfte – wenn er sich überhaupt die Mühe machen würde zu fragen. George war der Beweis, dass Menschen bereits den Gesetzen der Nachfrage unterlagen: Man schuf sie, wenn man sie brauchte. Vielleicht heckten sie in einem ihrer Klontanks auch schon Shaun II aus, der nur darauf wartete, erweckt zu werden.
Leck. Mich.
»Sieht so aus, als bekäme man einen leichten Schaden, wenn man dem Menschen eine Kugel in den Kopf jagen muss, von dem man geglaubt hat, er würde einen überleben«, sagte ich kühl. »Ich meine, ich stand vor der Wahl, eine gepflegte psychotische Auszeit zu nehmen und mit mir selbst und gelegentlich auch der Stimme in meinem Kopf zu reden oder auf den nächsten Mobilfunkmast zu klettern und so lange Leute abzuknallen, bis mich jemand herunterschießen würde. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Option A meiner Gesundheit langfristig zuträglicher sein würde. Wenn auch nicht meiner geistigen Gesundheit.«
»Und trotz allem hören Sie auf ihn? Sie tun noch immer, was er Ihnen sagt?«, fragte der Arzt und wandte sich wieder Becks und Alaric zu.
Alaric zuckte mit den Schultern. »Klar. Er ist der Chef.«
»Faszinierend.« Der Mann vom Seuchenschutz schüttelte den Kopf und drehte sich zu Präsident Ryman um. »Sehen Sie die Macht des Vertrauens? Sobald man einmal von jemandem glaubt, er würde einen nicht in die Irre führen, hält man an diesem Glauben fest, selbst wenn man weiß, dass dieser Mensch verrückt ist. Ihr Plan könnte tatsächlich funktionieren.«
»Oder auch nicht«, sagte George. »Wenn Sie mich fragen, steht er gerade auf der Kippe.«
Der Arzt wirbelte herum und machte große Augen. »Was machen Sie denn hier?«
Seine Reaktion machte mir klar, dass sie wirklich da war und nicht nur in meinem Hinterkopf sprach. Ich drehte mich um und sah George in der Tür stehen. Sie hielt eine Pistole in der Hand, die sie genau auf die Brust des Arztes gerichtet hielt. Hinter ihr stand mit grimmiger Miene Rick und neben ihm ein Mann, den ich nicht kannte. Steve war nirgends zu sehen.
»Bei der kleinsten Bewegung werde ich schießen, das schwöre ich«, sagte George.
Unbeeindruckt griff der Arzt in seine Tasche. Das Klicken, als George die Waffe entsicherte, hallte laut. Er erstarrte. »Sie machen einen Fehler«, sagte er.
»Und Sie haben den Fehler gemacht, dass Sie sich so sehr auf meinen Ersatz konzentriert haben, dass Sie vergessen haben, mir einen Aus-Schalter einzubauen«, entgegnete George.
»Doch, den hat man Ihnen eingebaut«, sagte der Fremde. »Wir haben ihn nur herausgenommen, bevor er zum Einsatz kommen konnte.«
»Ach, stimmt ja«, sagte George. »Wie dumm von mir. Diese extrem schmerzhaften Operationen ohne meine Zustimmung vergesse ich immer.«
Der Arzt riss die Augen noch weiter auf, obwohl das kaum noch möglich schien. »Dr. Lake?«, fragte er den Fremden.
Dieser lächelte, doch es war mehr ein Zähnefletschen. »Ich kündige«, sagte er.
»Dann ist das also eine Meuterei.« Der Mann vom Seuchenschutz richtete den Blick auf Präsident Ryman und seine beiden Leibwächter. »Dies ist Verrat .«
Keiner der Geheimdienstler griff zur Waffe, und in Präsident Rymans Miene zeigte sich weder Entsetzen noch Empörung, sondern Erleichterung, als hätte er die ganze Zeit nur darauf gewartet. »Damit kennen Sie sich aus, nicht wahr?«, fragte er. Nie zuvor hatte ich ihn mit einem so bitteren Tonfall sprechen hören. »Verrat? Darin sind die Leute von der Seuchenschutzbehörde doch schon lange wahre Experten.«
Der Mann vom Seuchenschutz sah ihn schockiert an. »Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen
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