Blackout - Kein Entrinnen
nur noch selten in der Öffentlichkeit spricht. Sie steht nur da und lächelt. Sieht das nach der Emily Ryman aus, die wir kennen?«
Ich starrte ihn in stummem Entsetzen an. Rick fuhr fort: »Sie haben sie in der Nacht seiner Amtseinsetzung ersetzt, und jetzt stellen Emily und die Kinder als Geiseln die Gefügigkeit des Präsidenten sicher. Er ist in derselben Situation wie du. Er ist die perfekte Repräsentationsfigur. Selbst die Leute, die alle Politiker für korrupt halten, erinnern sich an eure Verbindung während der Wahlkampftournee. Und sie erinnern sich an das, was mit Rebecca Ryman geschehen ist. Sie glauben an ihn, selbst wenn es ihnen nicht klar ist.« Rick lachte bitter. »Ich glaube, das war von Anfang an der Plan. Tate wäre niemals an die Macht gekommen. Denn Ryman ist eine zu gute Marionette, um ihn fallen zu lassen.«
»Ich glaube, ich verabscheue die menschliche Rasse«, sagte ich.
»Das ist die Georgia Mason, wie wir sie kennen und lieben«, sagte Steve. »Jetzt bleibt nur die Frage: Was tun wir dagegen?«
Ich zögerte. »Okay. Ich stehe zusammen mit dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, einem Geheimdienstagenten und zwei abtrünnigen Wissenschaftlern des EIS in einem Zimmer. Willst du mir sagen, dass ausgerechnet ich, der Klon, die Entscheidungen treffen soll? Seht ihr, das ist genau der Grund, warum dieses Land ständig Probleme hat. Die Mächtigen sind alle verrückt.«
»Wir wollen nur wissen, ob Sie uns helfen werden«, sagte Dr. Shoji.
»Und mit helfen meinen Sie …?«
»Werden Sie noch einmal tun, was Sie in Sacramento getan haben?«
In Sacramento hatte ich Tates schmutzige Machenschaften aufgedeckt wie auch die Tatsache, dass er von jemandem finanziert worden war. Aber wir hatten zu keinem Zeitpunkt die Seuchenschutzbehörde verdächtigt, und deshalb hatte ich damit lediglich sichergestellt, dass Ryman an die Macht gelangt war. Und ich war gestorben. Ich begriff, dass sie mich baten, erneut die Wahrheit zu sagen, dieses Mal für sie. Aber unwillkürlich erinnerte ich mich, wie es sich anfühlte, wenn man den Tod vor Augen hatte. Es war nicht meine eigene Erinnerung, nur ein Schnappschuss, der dem vom Virus befallenen Bewusstsein einer Toten entnommen worden war. Doch deshalb fühlte es sich nicht weniger wirklich an. Ich war in Sacramento gestorben. Wenn ich tat, worum sie mich baten, lief ich Gefahr, erneut zu sterben.
Aber wenn ich mein Leben mehr schätzte als die Wahrheit, dann war ich nicht mehr Georgia Mason. Wenn ich mir nicht eine andere Identität suchen wollte, dann musste ich diese Frau sein.
»Wir müssen Emily – die richtige Emily – aus der Seuchenschutzbehörde holen und ihre Kinder hier herausbringen«, sagte ich langsam. »Sie werden als Zivilisten meine Story bestätigen können. Wenn ich erste Beiträge veröffentliche, während sie noch Geiseln sind, werden sie nicht lebend hier herauskommen.«
Steve ließ seine Finger knacken. »Mach dir um sie keine Sorgen. Die First Lady hat beim Geheimdienst noch immer Freunde. Wir können die Kinder jederzeit rausholen.«
»Dr. Shaw stellt ein Team zusammen, das die First Lady aus der Einrichtung der Seuchenschutzbehörde schmuggeln soll, in dem sie festgehalten wird. Von dort wird sie in ein sicheres Gebäude des EIS ganz in der Nähe gebracht«, sagte Dr. Shoji.
»Der EIS ist eine ganz schön umtriebige Behörde.« Ich sah ihm direkt in die Augen. »Wenn ich das mache, dann muss ich wissen, dass wir nicht vom Regen in die Traufe kommen. Wie sehen Ihre Pläne aus?«
»Ich kann nicht für den EIS als Ganzes sprechen, und ich kann die Zukunft nicht voraussagen«, sagte er. »Aber während der letzten zehn Jahre haben wir dem Seuchenschutz die besten Leute abgeworben. Wir haben Leute Ihrer Generation zu uns geholt, die, die nach einer gewaltlosen Lösung suchen. Wahrscheinlich besteht in jeder Organisation die Gefahr von Korruption. Selbst in unserer. Aber wir werden einige Zeit lang vollauf damit beschäftigt sein, den Schlamassel zu beseitigen, den man uns beschert hat. Falls es mit dem EIS den Weg genauso bergab geht wie mit der Seuchenschutzbehörde, dann wohl nicht mehr zu meinen Lebzeiten.«
»Wohingegen der Seuchenschutz jetzt am Ende ist, das stimmt«, sagte ich. »Aber eins ist Ihnen hoffentlich klar: Wenn ich das tue, wenn ich da mitmache und Sie jemals abrutschen …«
»Ich kann Ihnen nicht versprechen, wie die Zukunft aussehen wird. Ich kann Ihnen nur versprechen, dass der EIS alles dafür tun
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