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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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herauszufinden.
    Ich erklomm einen flachen Hügel und stand einem Kiefernwald gegenüber. Obwohl er klein war und ich an seinem Rand nicht mehr als fünfzehn Bäume zählte, war ich so erstaunt, dass ich kurz mitten in der Bewegung erstarrte. Und mein Schock war ein Glücksfall, denn er hielt mich davon ab, vor Freude in die Luft zu boxen. Wir befanden uns in Seattle. Nur in dem Ableger der Seuchenschutzbehörde in Seattle gab es einen immergrünen Wald im Biodom. Ich hatte Bilder davon gesehen.
    Während ich die Kiefern betrachtete, merkte ich, dass ich kalte Füße hatte. Ich sah zu ihnen hinab. Meine dicken weißen Socken, die so perfekt waren, um damit durch die Korridore der Seuchenschutzbehörde zu schlurfen, waren weniger geeignet, um mit ihnen durchs Gras zu marschieren. Sie waren bis zu den Knöcheln klatschnass und hatten Grasflecken an den Zehen. Dr. Thomas würde niemals zulassen, dass ich mit ihnen das Hauptgebäude betrat.
    »Georgia?«
    Ich versteifte mich und sah zurück in die Richtung, aus der seine Stimme kam. Aber ich sah ihn nicht. Falls er mir folgte oder mir die Wärter hinterherschickte, war er noch immer ein Stück von mir entfernt. Da mir nur noch Sekunden blieben, um zu handeln, dachte ich nicht lange nach, sondern rannte auf die Bäume zu.
    Shaun hatte sich immer zum Spaß in Todesgefahr begeben, während ich stets versucht hatte, mich fit zu halten. Das war das Klügste gewesen, wenn man ihm in Gefahrenzonen folgen wollte, um dort nach der »perfekten Story« zu suchen. Ich war zwar nie eine Athletin gewesen, aber seit meinem vierzehnten Lebensjahr lief ich einen Kilometer in sechs Minuten, und das war schnell genug, um jeden Zombie abzuhängen, der mir über den Weg wankte. Deshalb fühlte ich mich von meinem Körper verraten, als ich keuchend nach Atem rang und mich mit rasendem Herzklopfen auf einen Baumstamm niedersinken ließ. All die vielen Stunden harter Arbeit waren durch einen läppischen Tod zunichte gemacht.
    Ich riss mir die Socken von den Füßen. Die kleine Pistole fiel ins Gras. Ich hob sie auf, hob mein Top an, um die Waffe unter den Hosenbund zu klemmen, sodass der Lauf mir schmerzhaft in den Bauch drückte. Ich zog den Bund an den Bändeln ein wenig fester. Das Oberteil meines Schlafanzugs war so weit, dass es die Waffe unauffällig überdeckte.
    »Georgia?« Dr. Thomas’ Stimme kam diesmal aus geringerer Entfernung. Er kam mir selbst hinterher, anstatt mich von seinen Handlangern aus dem Biodom schleppen zu lassen. Das war gut so. Denn er achtete nicht so sehr auf die kleinen Details, wie das ein Profi tat. Den Wärtern wären meine geröteten Wangen aufgefallen, und dass ich etwas wacklig auf den Beinen war, als ich aus dem Schutz der Bäume heraustrat.
    »Hier«, sagte ich und war stolz, dass ich kaum noch keuchte. Meine nackten Zehen bohrten sich ins Gras und verhedderten sich darin. Später würde ich eine gründliche Dusche brauchen. »Entschuldigen Sie, haben Sie nach mir gerufen?«
    Dr. Thomas fixierte mich streng. »Hatte ich nicht gesagt, sie sollten nicht übermütig werden?«, fragte er.
    Mir lief es eiskalt über den Rücken. Jemand musste gesehen haben, wie ich die Pistole aus meiner Socke gezogen hatte. Er weiß Bescheid , dachte ich und fragte mich verzweifelt, ob ich ziehen konnte, bevor er die Wachleute herbeirief, und ob es mir etwas bringen würde, wenn ich es täte. Selbst wenn ich mir nicht selbst die Kugel gab, würden sie mich ausrangieren – oder wie auch immer man das nannte, wenn man einen Klon beseitigte, den man nicht mehr benötigte. Sie würden mich wegwerfen wie Sperrmüll – und das alles nur wegen eines Paars Socken!
    »Das bedeutet, dass Sie zu mir kommen, wenn ich Sie rufe«, sagte Dr. Thomas. »Ich bin bereit, dieses Mal ein Auge zuzudrücken – nennen wir es jugendlichen Überschwang, und ich werde es in meinem heutigen Bericht nicht erwähnen. Aber nur, wenn Sie sich künftig benehmen. Kann ich mich darauf verlassen, Georgia?«
    »Was?« Erleichterung erfüllte mich und spülte die Kälte davon. Ich nickte so heftig, dass ich meinte, mir etwas auszurenken. »Ja, absolut. Es tut mir leid, ich habe Sie nicht ignoriert, ich war nur … Das Gras, und dann die Bäume , und …« Ich hielt inne und setzte dann mit leiser Stimme hinzu: »Das hat mich an zu Hause erinnert, das ist alles.«
    Wenn der Seuchenschutz ordentlich recherchierte, dann würde er feststellen, dass Berkeley gemessen an der Einwohnerzahl im Vergleich zu allen

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