BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
nicht zur Seite. Seine Muckitruppe rückte bedrohlich näher.
Hartlandts Leute waren zahlenmäßig unterlegen. Er fragte sich, was diese Männer sich einbildeten. Glaubten sie wirklich, ihn und seine Kollegen einschüchtern zu können?
Er trat auf Hehnel zu.
»Es reicht!«, sagte er scharf. »Lassen Sie uns unsere Arbeit machen.«
Hehnel rührte sich nicht von der Stelle, blickte überheblich auf ihn herab. Ohne Vorwarnung brachte Hartlandt ihn mit einem Kampfgriff zu Fall. Bevor Hehnel reagieren konnte, lag er auf dem Bauch, einen Arm hinter den Rücken gedreht, Hartlandts Knie im Rücken. Der Kreis von Hehnels Leuten zog sich um die Beamten enger, im nächsten Moment jedoch wichen sie wieder zurück. Einige Beamte hatten ihre Waffentaschen geöffnet.
»Meine Herren, Sie gehen jetzt besser nach Hause, bevor wir Sie verhaften«, befahl Hartland, während ein Polizist Hehnel Handschellen anlegte.
Die anderen Uniformierten drängten die Sportler hinaus, eine Hand immer an der Hüfte.
Hartlandt half Hehnel auf die Beine und führte ihn in das Lokal. Den überraschten Gästen verkündete er: »Das Lokal ist geschlossen. Bitte verlassen Sie es jetzt.«
Als die Leute gingen, hielt Hartlandt einen älteren Herrn auf. »Sind Sie öfter hier?«
Der Mann sah ihn vorsichtig an, dann antwortete er: »Ja. Wieso?«
Hartlandt zeigte ihm eine Speisekarte.
»Sind die Preise hier schon länger so stolz?«
»Seit dem Stromausfall, was denken Sie denn?«, antwortete der Mann empört. Hartlandt konnte nicht einordnen, ob die Empörung den Preisen oder seiner Frage galt.
»Danke«, erwiderte Hartlandt. Er ließ den Mann gehen und sagte zu Hehnel: »Wucher auch noch.«
Er schob Hehnel auf die Straße und nickte den Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks bei den Generatoren zu. Deren Brummen verstummte. In der Pizzeria San Gimignano wurde es dunkel.
Eine Viertelstunde später baumelte der erste Generator unter dem Kranarm des Lkws auf seinem Weg zur Ladefläche.
Den Haag
Ein Konvoi aus Militär- und Tankwagen schob sich über den Bildschirm, Manzano musste an den gleichnamigen Actionfilm aus den späten Siebzigerjahren denken.
»Der Unfall in Frankreich hat in den übrigen Ländern Europas für Unruhe gesorgt. Streng bewachte Diesellieferungen sollen die ausreichende Versorgung der Notstromsysteme in den Kernkraftwerken sichern.«
Alle Anwesenden im Besprechungsraum von Europol verfolgten die Reportage.
»Mit Ausnahme von Saint-Laurent befinden sich so gut wie alle Kraftwerke des Kontinents und auf den Britischen Inseln in stabilem Zustand«, erklärte der Nachrichtensprecher, »die Internationale Atomenergie-Organisation meldet aus zwölf Anlagen geringfügige Zwischenfälle. Einzig im tschechischen Kraftwerk Temelín bleibt die Lage angespannt. Schlechte Nachrichten gibt es dagegen aus dem havarierten französischen Kraftwerk.«
Längst verfolgten sie hier nur noch CNN , die nationalen und viele europäische TV -Stationen hatten ihren Sendebetrieb einstellen müssen. Auf dem Bildschirm unscharfe, körnige Aufnahmen der Anlage. Als würde ein Luftballon platzen, dehnte sich eines der Gebäude zu einer gewaltigen Wolke aus.
»In der havarierten Anlage kam es zu einer zweiten Explosion. Dabei wurden Gebäude schwer beschädigt.«
Unheimliche Wesen in Schutzanzügen staksten wie gigantische Insekten über das Kraftwerksgelände, ratternde Kästchen in den Händen.
»Eine Stunde danach wurde eine dreißigfach erhöhte Radioaktivität gemessen.«
Ein weiterer Insektenmann, auf dessen Overall ein Logo von Greenpeace prangte, streckte ein Messgerät in die Kamera.
»Umweltorganisationen geben an, bereits zwanzig Kilometer vom Kraftwerk entfernt gesundheitsbedrohlich hohe Strahlendosen gemessen zu haben.«
Kolonnen von Militärlastkraftwagen, in deren Laderäumen sich grün vermummte Spezialeinheiten drängten, schienen direkt vom Set eines Katastrophenfilms zu kommen.
»Die französische Regierung hat angekündigt, die Bevölkerung im Umkreis von zwanzig Kilometern vorläufig zu evakuieren.«
Die folgenden Bilder von Notquartieren gehörten mittlerweile zu den Standards der Berichterstattung in den vergangenen Tagen. Manzano beobachtete, wie Bollard auf einem der Telefone wählte.
Die Redaktion spielte Bilder eines Flughafens ein. In den Bauch plumper Riesenflugzeuge schienen spielzeuggleiche Lastwagen gesaugt zu werden wie Plankton in das Maul eines Wals. Andere Aufnahmen zeigten Soldaten beim Verladen von Kisten
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