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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Tore gewann Hartlandt kurze Einblicke in die große Halle. Für einen Moment fühlte er sich in die Zeit zurückversetzt, 1997, da hatte er im Grundwehrdienst wochenlang bei der großen Oderflut geholfen.
    Über die Anzeigetafeln für Ticket-, Snack- und Getränkepreise waren Schilder gehängt worden. In einfachen schwarzen Buchstaben auf weißem Grund erklärten sie: Aufnahme. Rotes Kreuz. Freiwillige Helfer. Materialausgabe. Wegweiser zu Toiletten, Duschräumen und Lebensmittelausgabe, die sich in anderen Räumen befinden mussten. An einer langen Wand hingen unzählige Zettel und Bilder, eine Art Schwarzes Brett, vermutete Hartlandt. Nur wenige der Deckenspots gaben Licht. Die restlichen waren vermutlich deaktiviert worden, um Strom zu sparen.
    Er ging zur Aufnahme. Eine korpulente, ältere Frau begrüßte ihn mürrisch. Er wies sich aus und legte ihr eine Liste mit siebenunddreißig Namen vor.
    »Ist jemand von diesen Personen bei Ihnen einquartiert?«
    Die Frau drehte sich wortlos zu einem mannshohen Schrank mit Schubladen um, von denen sie eine herauszog. Sie begann, Hängeregister zu durchsuchen. Dazwischen sah sie öfters auf Hartlandts Liste und machte sich Notizen auf einen Zettel.
    Er beobachtete die Menschen in der Halle. Sie wirkten weder aufgeregt noch besorgt. Fast schien es, als warteten sie auf den Beginn einer Veranstaltung. Ihre Gespräche vermischten sich zu einem konturlosen Schnattern, das den Raum erfüllte. Dazwischen kehrte eine Frau mit einem breiten Besen Schmutz zusammen. Eine Horde Kinder tollte über den Steinboden und verschwand so schnell und laut, wie sie aufgetaucht war, nur ihre Stimmen hallten noch eine Weile nach.
    Bei der Materialausgabe stand etwa ein Dutzend Personen, ein Mann mit zwei Kindern bekam Decken ausgehändigt, wie Hartlandt sie aus seiner Militärzeit kannte. Eine Frau vom Roten Kreuz erklärte einer Mutter mit einem Kind an der Hand etwas zu einer Medikamentenschachtel, die sie ihr schließlich übergab.
    »Elf davon sind hier«, bestätigte die Aufnahmedame in Hartlandts Rücken. Er wandte sich um. Vor ihm lag seine Liste, ein Blatt Papier mit elf Namen, daneben jeweils eine Buchstaben-Zahlen-Kombination.
    Die Frau legte einen dicken Finger darauf.
    »Das ist sozusagen die Adresse der Leute hier«, erklärte sie. »An den Eingängen zur großen Halle finden Sie Pläne mit einem Raster darauf. Die Buchstaben und Zahlen geben den Quadranten im Raster an, wo die Menschen ihre Schlafstelle haben. Es gibt bei uns aber weder eine Aufenthalts- noch Meldepflicht. Ich kann Ihnen daher nicht sagen, ob Sie die Damen und Herren auch antreffen werden.«
    Hartlandt bedankte sich und marschierte los. Unterwegs studierte er die Liste. Zu seiner Freude fand sich auch eine der bislang vermissten Führungskräfte darauf, von denen Dienhof gemeint hatte, dass sie besonders wichtig seien.
    Die Einlässe zur zentralen Halle waren Schiebetüren aus hellem Holz, die weit offen standen. An einem davon klebte ein gerasterter Plan, wie es die Frau an der Aufnahme erklärt hatte.
    Die Halle selbst hatte einen trapezartigen Grundriss und bildete ein riesiges Feld voll einfacher Betten, die in Reih und Glied standen und zwischen denen teilweise aufgehängte Tücher notdürftig einzelne Bereiche voneinander abschirmten. Boden und Decken waren aus Holz. Das Material verlieh dem Raum eine freundliche, warme Atmosphäre. Die Luft war abgestanden, es roch muffig, nach feuchter Kleidung, Schweiß und einem Hauch von Urin. Menschen saßen oder lagen auf Betten. Andere plauderten, lasen, starrten in die Luft, schliefen.
    Hartlandt warf noch einmal einen Blick auf seinen Plan, auf seine Liste und steuerte seine erste Station an.
    Brüssel
    »Die haben was getan?«, brüllte Nagy in das Telefon. Das Gespräch war auf laut geschaltet, sodass alle im Kontrollraum des Monitoring and Information Centre mithören konnten.
    »Das Lager ist vollständig leer geräumt«, erklärte die Stimme auf Englisch aus dem Lautsprecher der Anlage. Sie gehörte dem Verbindungsmann im slowakischen Innenministerium.
    Alle Staaten unterhielten mehr oder minder umfangreiche Lager mit Ausrüstung für Notfälle, von Feldtoiletten über Zelte und Generatoren bis zu Satellitentelefonen. Einige der Bestände waren für die internationale Zusammenarbeit vorgesehen. In einem Lagerhaus nahe Zvolen hatten die Verantwortlichen nur noch leere Regale vorgefunden.
    »Über Nacht«, sagte die Stimme aus dem Lautsprecher. »Sie wissen auch

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