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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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hoffte inständig, dass er trotz der Dunkelheit auch erkannte, wenn ihm Gefahr drohte.
    Bald mussten in dem Gebäude die Lichter ausgehen, wenn der Arzt recht gehabt hatte. Dann würde er ganz allein sein.
    Shannon sah in einen Raum nach dem anderen, doch noch im Erdgeschoß gab sie auf. Das Gebäude war viel zu groß. Hier würde sie Manzano nie finden. Vielleicht hatte er das Krankenhaus im Schutz des Getümmels längst verlassen. Hoffnungslos beobachtete sie die flüchtenden Menschen um sich herum. Schließlich schloss sie sich ihnen an. Sie musste einen Platz für die Nacht finden. Sie ließ sich aus dem Gebäude treiben, blickte noch einmal zurück, zögerte, dann ging sie zu dem Porsche, den sie im Halteverbot einer Seitenstraße geparkt hatte.
    »Hilfe!«
    Manzano wusste nicht, wie lange er an dem Fenster gesessen hatte. Der Platz vor dem Krankenhaus war fast leer. Das einzige Licht spendete nun der halb volle Mond. Hatte er sich das gerade eingebildet?
    »Hilfe!« Die Stimme kam von weit weg, ganz leise. Manzano tastete sich mit seinen Krücken auf den finsteren Flur. Er horchte. Vielleicht war es doch nur ein Hirngespinst gewesen. Da hörte er erneut etwas und entdeckte weiter hinten einen schwachen Lichtstreifen unter einem Türschlitz. Während er darauf zuhumpelte, passierte er ein paar offene Türen. Aus einer drang ein fürchterlicher Gestank nach Fäulnis und Fäkalien. Zögernd betrat er den Raum und fiel nach wenigen Schritten beinahe über ein Bett. Er beugte sich vor, um das Gesicht zu sehen, das in dem Kissen lag. Es gehörte einem Greis, Manzano konnte nicht einmal sagen, ob Mann oder Frau, hauchdünne Haut über Knochen, geschlossene Augen, offener Mund. Die Gestalt bewegte sich nicht.
    Hatte man sie hier vergessen? War sie tot und wurde deshalb vorerst nicht fortgebracht? Er suchte nach einem Lebenszeichen, konnte nichts erkennen.
    Er tastete sich weiter vor, bis er an ein anderes Bett stieß. Ein Körper baute sich unter der Decke auf wie ein Berg, passte kaum auf die Matratze, aber Manzano vernahm schwache Atemgeräusche.
    Wo war das Pflegepersonal?, fragte er sich. Vielleicht da, wo der Lichtschein herkam?
    Mit vorsichtigen, humpelnden Schritten verließ er den Raum wieder und näherte sich so leise wie möglich dem Lichtschimmer.
    Er hörte Stimmen. Die Tür war nur angelehnt. Seine Deutschkenntnisse halfen ihm, ein paar Gesprächsfetzen aufzuschnappen.
    »Das können wir nicht tun«, flehte eine männliche Stimme.
    »Wir müssen«, erwiderte eine Frau.
    Jemand schluchzte.
    »Dafür bin ich nicht Krankenpfleger geworden«, sagte der Mann.
    »Und ich nicht Ärztin«, entgegnete die Frau. »Aber sie werden in den nächsten Stunden oder Tagen sterben, auch bei optimaler Betreuung. Eine Verlegung überlebt keiner von ihnen. Die Kälte und mangelnde Versorgung hier auch nicht. Sie einfach liegen zu lassen bedeutet, sie unnötigen Leiden auszusetzen. Sie verhungern, verdursten und erfrieren langsam in ihren eigenen Exkrementen. Wollen Sie das?«
    Der Mann weinte jetzt.
    »Abgesehen davon, dass Nehrler und Kubim ohne Fahrstühle nicht weggebracht werden können. Kein Sanitäter kann einen Fünfhundert-Pfund-Patienten mit einer Trage durch das Treppenhaus schleppen.«
    Langsam begriff Manzano, worum es in der Diskussion ging. Ein Zittern erfasste seinen ganzen Körper, gegen das er sich nicht wehren konnte.
    »Glauben Sie nicht, dass mir das Vergnügen bereitet«, fuhr die Ärztin fort. Manzano hörte das Beben in ihrer Stimme.
    Der Pfleger antwortete mit einem erneuten Tränenausbruch.
    »Keiner der Patienten ist bei Bewusstsein«, sagte die Ärztin. »Sie werden nichts merken.«
    Wer hatte dann um Hilfe gerufen?, fragte sich Manzano. Hatten die beiden nichts gehört? Ihm brach der Schweiß aus.
    »Ich gehe jetzt«, stieß die Ärztin mit gepresster Stimme hervor.
    Schnell löste sich Manzano von der Wand und eilte ins nächste Zimmer. Es lag dem Raum mit den zwei Patienten direkt gegenüber. Er wagte nicht, die Tür zu schließen, um keinen Verdacht zu erregen. Neben dem Türstock drückte er sich gegen die Wand, eine Sekunde später hörte er bereits Schritte auf dem Flur.
    Eine weitere Person kam angerannt.
    »Warten Sie«, sagte der Pfleger leise.
    »Bitte«, flüsterte die Ärztin. »Lassen Sie …«
    »Sie müssen das nicht allein durchstehen«, unterbrach sie der Mann, seine Stimme jetzt wieder fester. »Und die armen Menschen auch nicht.«
    Dann vernahm Manzano das leise Quietschen ihrer

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