BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
ermordet worden.
»Wer ist das?«
Sie überflogen den Bericht. Unbekannter Europäer, heute Morgen Ortszeit in einem Waldstück nahe des Dorfes Gegelang auf Bali von Bauern gefunden. Mögliche Identifizierung als der vermisste deutsche Staatsbürger Hermann Dragenau.
Bollard wiederholte den Namen, während er sein Gedächtnis durchforstete.
»Das ist der Chief-Architect, den die Deutschen bei Talaefer suchen!«
Sie verglichen ihre Bilder von Dragenau mit dem Porträt des Toten.
»Sehen sich wirklich ähnlich«, stellte Bollards Kollege fest.
»Steht da etwas über Täter oder Verdächtige?«, fragte Bollard.
»Nein. Man fand weder Geld noch Wertgegenstände oder Ausweise bei ihm. Kann sich um einen normalen Raubmord handeln.«
»Wissen sie schon, wo er gewohnt hat?«
»Offenbar nicht. Wird noch gesucht.«
»Sollen wir an einen Zufall glauben?«, fragte Bollard. »Eine der ganz wenigen Personen, die für einen möglichen Insiderjob bei einem der wichtigsten SCADA -Produzenten verantwortlich sein könnten, reist ein paar Tage vor dem verheerenden Stromausfall, an dem er Mitschuld tragen könnte, aus Europa ab und wird wenige Tage später tot aufgefunden. Was immer er gewusst haben könnte, weitersagen kann er es nicht mehr.«
Bollard richtete sich auf.
»An Zufall glaube ich nicht. Hartlandt muss das Leben dieses Dragenau auf den Kopf stellen und bis in den hintersten Winkel durchleuchten!«
Er griff zum nächsten Telefon und wählte Hartlandts Nummer bei Talaefer. Hoffentlich bekam er eine Verbindung.
Ratingen
Hermann Dragenaus Haus lag ein paar Kilometer südlich von Ratingen in der Nähe eines Dorfes. Der Bau musste aus den frühen Siebzigerjahren stammen, mit seinen geraden Linien, den großen Glastüren und der dunklen Holzverschalung unterhalb des Flachdachs. Den Eingang verdunkelten hohe Eichen. Dragenau hatte hier allein gewohnt. Seine Kollegen hatten erzählt, dass er sich vor sechs Jahren von seiner Frau getrennt hatte, die mit der gemeinsamen Tochter bei Stuttgart lebte. Die Einrichtung war modern-praktisch, ein paar Designermöbel verloren sich zwischen Möbelhausware. Dragenau schien eine ordentliche und saubere Person zu sein. Wahrscheinlich half ihm eine Zugehfrau, vermutete Hartlandt.
Dragenau hatte keine unmittelbaren Nachbarn, die sie befragen konnten. Um ihn genauer zu überprüfen, mussten sie wohl in den umliegenden Orten von Tür zu Tür gehen – ob ihn jemand gekannt hatte, in den Geschäften, Kneipen. Doch dazu fehlte ihnen das Personal. Außerdem waren viele Leute wahrscheinlich nicht mehr da, sondern in einem der Notquartiere. Viel schwieriger konnte Polizeiarbeit kaum sein.
»Ein Dutzend Leute bräuchten wir dafür«, stöhnte Pohlen. Abschürfungen und blaue Flecken zeichneten sein Gesicht.
»Bekommen wir nicht«, erwiderte Hartlandt. »Das müssen wir alleine schaffen.«
Nach einer Tour durch das Haus hatten sie im Arbeitszimmer des Toten begonnen. Systematisch räumten sie jeden Schrank, jede Kommode und den Schreibtisch aus. Sie fanden Steuererklärungen der vergangenen Jahre, Versicherungsunterlagen, Arbeitsverträge mit Talaefer, alte Schulzeugnisse, Studienbescheinigungen, mehrere Festplatten und zwei ältere Computer.
»Allein die durchzuackern kostet Wochen«, klagte Pohlen.
Westlich von Düsseldorf
»Ich habe Durst«, sagte Manzano.
»Ich auch«, antwortete Shannon.
Sie hatten Düsseldorf Richtung Südwesten verlassen, ohne Ziel. Shannon mied Autobahnen und hielt sich auf Landstraßen. Sie fuhr gemächlich, auch um Treibstoff zu sparen. Der Tank war noch mehr als halb voll. Aus dem grauen Himmel fielen einzelne Tropfen. Das Außenthermometer des Wagens zeigte ein Grad unter null.
Manzano hatte sich bis jetzt Zeit gelassen, seinen Laptop aufzuklappen.
»Dann wollen wir einmal schauen …«
Er fand die Botschaften, die Hartlandt ihm gezeigt hatte. Insgesamt waren es sieben Stück. Manzano überprüfte die Daten. Sie waren alle während seines Aufenthalts bei Europol von seinem Computer versandt worden.
»Aber nicht von mir«, flüsterte er.
»Und?«, fragte Shannon.
»Diese E-Mails sind leider wirklich da.«
»Aber wer hat sie dann verschickt?«
»Entweder jemand von Europol. Oder jemand von außerhalb. Im ersteren Fall werde ich nichts finden. Aber die zweite Variante kann ich eventuell überprüfen.«
»Wie das?«
»Erstens habe ich eine zusätzliche Firewall auf dem Laptop. Der Windows-Firewall allein traue ich nicht. Du weißt, was eine Firewall
Weitere Kostenlose Bücher