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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Appartement erschrak Manzano fast über die Helligkeit. Für einen Augenblick trauerte er den Stunden der Stille und Langsamkeit nach. Auch wenn Bondonis Geplapper in Wirklichkeit nicht viel davon übrig gelassen hatte. Er löschte das Licht im Flur und schloss den Sicherungskasten. Im Wohnzimmer steckte er den Laptop an eine Steckdose an, um ihn aufzuladen, stellte sich ans Fenster und sah hinunter auf die Straße. Außer den Straßenlampen kein Licht. Nicht ungewöhnlich für diese Nachtzeit.
    Der Gedanke an den fremden Code in seinem Zähler ließ ihm keine Ruhe. Er loggte sich ins Internet ein, sein Provider arbeitete offensichtlich mit Notstrom. Er suchte nach Neuigkeiten über den Stromausfall, schaltete den Fernseher an, zappte durch die Kanäle. Einige waren ausgefallen. Auf den verbliebenen lief das übliche Nachtprogramm. Keine Rede vom Stromausfall. Nur RAI und Nachrichtensender ließen einen Ticker laufen: »Stromausfall in weiten Teilen Europas. Berichterstattung folgt.«
    Auch auf den etablierten Nachrichtenseiten, zu denen er eine Verbindung herstellen konnte, fanden sich nur wenige Artikel. Und die waren schon ein paar Stunden alt. Bei Twitter entdeckte er unzählige Tweets, doch die meisten meldeten aufgeregt, dass der Strom weg war, oder fragten, ob er woanders noch da sei und was es mit den Meldungen auf sich hatte, dass auch andere Teile Europas betroffen waren. Der Großteil war mehrere Stunden alt. Bald stieß er auf spanische, englische, französische, deutsche und niederländische Tweets, die er sinngemäß so weit verstand, dass es auch in diesen Ländern Ausfälle gab. Sollte er jetzt noch in seine Spezialforen einsteigen? Er gähnte und rieb sich die Augen. Offensichtlich reichte den etablierten Medien der Nachrichtenwert nicht einmal für ein paar schnell gestrickte Beiträge. So schlimm konnte es demnach nicht sein. Die Journalisten krochen in so einer kalten Nacht wohl auch lieber unter eine warme Decke und hofften, dass am Morgen alles vorbei war, dachte Manzano. Das sollte ich auch, überlegte er. Aber vorher muss ich noch herausbekommen, ob sonst jemand den Code gefunden hat. Und selbst wenn nicht, sollte er eine Nachricht in den Foren hinterlassen. Oder sollte er bei der Energiegesellschaft anrufen? Er musste nur seine Augen ausruhen, für einen Moment schließen, ganz kurz.
    Berlin
    Um zwei Uhr morgens ließ sich Michelsen ein Taxi rufen. Die Fahrt durch die finsteren Straßen der Stadt bedrückten sie. Der Taxifahrer wollte über die außergewöhnliche Situation diskutieren, doch Michelsen antwortete nur einsilbig, bis auch er schwieg. Das Radio spielte Mitternachtsjazz. Auch die Medien schliefen um diese Zeit. Durch Michelsens Kopf rasten die Überlegungen, was sie alles zu tun hatte, wenn sie in wenigen Stunden ins Ministerium zurückkehrte und der Strom immer noch ausblieb.
    Sie hätte sich auf eine Dusche gefreut, denn der Tag hatte sie ins Schwitzen gebracht. In der Wohnung war es kalt. Wasser floss weder in der Toilette noch aus den Armaturen. Beides hatte sie erwartet. Trotzdem spürte sie, wie sich die Enttäuschung schwer auf ihre Müdigkeit senkte.
    Auch deshalb, weil sie beschämt feststellen musste, dass sie nicht vorbereitet war.
    Dabei bot das Innenministerium seine Broschüre Für den Notfall vorgesorgt in acht verschiedenen Sprachen und alle Informationen daraus auf der Homepage des Innenministeriums an. Michelsen hatte sie vor Längerem wieder einmal überflogen. Theoretisch wusste sie alles. Aber wie die meisten Menschen nahm sie Warnungen nicht ernst, solange die Zeiten gut waren. Klassischer Fall von: Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe. Als stellvertretende Leiterin der Abteilung für Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz besaß sie weder die empfohlenen Vorräte für zwei Wochen an Wasser und lagerungsfähigen Lebensmitteln noch ein batteriebetriebenes Radio. Zur Not kann ich ja das Autoradio benutzen, hatte sie überlegt. Außerdem bin ich in so einer Situation ohnehin nur im Büro, wozu also die Vorsorge zu Hause?
    Mit letzter Energie und ein paar Frischetüchern reinigte sie sich notdürftig. Über den Pyjama zog sie einen dicken Wollpullover. Dazu warme Socken. Der elektrische Radiowecker zeigte natürlich nichts an. Sie stellte den Wecker ihres Mobiltelefons auf halb vier. Dachte jetzt schon mit Schaudern an den Morgen und schlief mit dem stummen Gebet ein, dass beim Aufwachen alles gut sein möge.
    Kommandozentrale
    Gern hätte er Europa jetzt

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