BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
– heißt das, die Unterhaltung ist fast zwei Jahre alt?«
»Wenn unsere Countdown-These stimmt.«
»So lange bereiten die sich schon vor …«
»Sogar schon länger, schätze ich. Sieh her.«
Er scrollte weiter, öffnete eine andere Unterhaltung.
date: thu, -1.203, 14:35 GMT
»Kensaro: B.tuck hat Stanbul unterschrieben«, las Manzano vor. »Transaktion sollte bis Monatsende erledigt sein. Simon: ok. Schicke per Costa Ltd. und Esmeralda halbe halbe.«
»Was soll das heißen?«
»Keine Ahnung. Transaktion. Vielleicht eine Geldsendung.«
»Was ist Stanbul?«
»Nicht den blassesten Schimmer … Istanbul?«
»Wieso Istanbul?«
»Klingt so ähnlich.«
»Hm. Minus eintausendzweihundertdrei – nach unserer These ist das älter als drei Jahre«, stellte Shannon fest.
Manzano scrollte weiter über die Seite.
»Das sind so viele«, wisperte Shannon. »Tausende.«
»Abertausende«, sagte Manzano nicht viel lauter.
»Was flüstert ihr da?«, fragte Angström von der Tür. Sie kam zu ihnen. »Was habt ihr da?«
»Den heiligen Gral«, erwiderte Manzano leise. »Vielleicht.«
»Was soll der Quatsch?«
»Möglicherweise haben die Herrschaften einen kapitalen Fehler begangen, als sie mir die E-Mails in den Rechner pflanzten. Sie haben es ohne Umwege direkt von ihrer zentralen Kommunikationsplattform getan. Denn so sieht das hier aus. Und wenn sie das wirklich ist, dann …«
»Dann?«
»Haben wir ein Problem«, sagte Manzano. »Wir finden da drinnen womöglich alle Informationen, die wir brauchen, um die Katastrophe da draußen zu beenden – und vielleicht sogar, um die Mistkerle zu schnappen.«
»Da drinnen?«, fragte Shannon. »Und selbst wenn. Das ist ein Riesenpuzzle! Da ein bisschen Info, dort ein wenig. Allein um das durchzulesen, brauchen wir Jahre!«
»Ich sage ja, wir haben ein Problem.« Er drehte sich zu den beiden Frauen um. »Das können wir nicht allein. Da müssen Profis dran. Alles analysieren, das Puzzle zusammensetzen. Schnell. Hunderte, Tausende.«
»Wer soll das sein?«
»Keine Ahnung! Die NSA , CIA , jeder verdammte Nachrichtendienst und jede Terrorermittlungsbehörde der Welt!«
»Die Polizei war dir ja seit Beginn der Geschichte immer wohlgesinnt«, stichelte Shannon.
»Ich weiß«, seufzte Manzano. Er schloss die Augen, presste die Finger gegen die Nasenwurzel. »Haben wir eine Wahl?«
Tag 11 – Dienstag
Den Haag
Bollard wurde von lautem Klopfen geweckt. Wer machte um diese Zeit einen solchen Lärm? Hoffentlich waren keine Vandalen unterwegs. »Was ist das?«, fragte Marie neben ihm schlaftrunken.
»Ich gehe nachsehen.«
Zum ersten Mal griff er nicht nur nach der Taschenlampe auf seinem Nachttisch, sondern nahm auch die Pistole mit hinunter.
Abermals trommelte jemand gegen seine Tür.
»Wer ist da?«
»Janis.«
Bollard versteckte die Waffe hinter seinem Rücken und öffnete die Tür.
»Hast du den Verstand verloren? Wie spät ist es?«
»Drei Uhr morgens.«
Von weit her hörte er Sirenen.
»Dann hast du jetzt besser eine sehr gute Nachricht für mich.«
Christopoulos wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht. Der Italiener hat angerufen.«
»Welcher Italiener?«
»Dieser Manzano. Er sagt, es geht um Leben und Tod. Dass er vielleicht einen Weg zu den Angreifern hat. Aber er will nur mit dir sprechen.«
Bollard musste erst richtig wach werden. Was bewog den Italiener, trotz Verhaftung und Flucht, sich wieder bei ihm zu melden? Wollte er ihn verhöhnen? Oder war es wirklich wichtig? So oder so musste er ihn zu fassen bekommen.
»Woher hat er angerufen?«
»Wollte er nicht verraten.«
»Warte hier. Ich muss mir etwas anziehen.«
Er lief hinauf zu seiner Frau. »Ich muss weg«, sagte er. Er drückte ihr die Pistole in die Hand. »Du weißt, wie man damit umgeht, falls es notwendig werden sollte.«
»Aber ich …«
Er zog sich an, gab ihr einen Kuss, dann war er draußen.
Als er neben Christopoulos auf dem Beifahrersitz saß, fragte er: »Und er hat nichts gesagt?«
»Nein. Er will nur mit dir reden.«
Durch die Lüftung drang der Geruch erkalteter Brände.
»Wie sieht es in der Stadt aus?«, erkundigte er sich.
»Der Binnenhof ist völlig abgebrannt. Die Massen sind weitergezogen zum Paleis Noordeinde und zum neuen Rathaus. Gerüchteweise wurden alle verfügbaren Polizeieinheiten zum Sitz der Königin geschickt.«
»Fahr hin.«
Die Strecke war kein großer Umweg. Schon von Weitem sahen sie den Nachthimmel orangefarben erhellt. Nach ein paar Minuten hatten sie
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