BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
beobachtete er die Reaktion der beiden auf seinen Vortrag.
»Grauenvoll«, sagte Wickley.
Dienhof nickte.
»Wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas bei uns passiert.«
Hartlandt wartete.
»Ich möchte Ihnen, ähm …«, Dienhof räusperte sich, »etwas zeigen.«
Wickley schloss für einen Moment die Augen, und als er sie wieder öffnete, erkannte Hartlandt in ihrem Ausdruck, dass er gewonnen hatte.
Berlin
»Ein sechzigköpfiges Team der GSG 9 und eines der britischen Special Forces sind unterwegs, um die türkischen Kollegen gegebenenfalls zu unterstützen«, erstattete der Außenminister Bericht.
»Wieso gegebenenfalls?«, fragte der Bundeskanzler.
»Noch fehlt uns die Bestätigung, dass sich die Verdächtigen tatsächlich dort befinden.«
»Außerdem wird uns eine Verhaftung oder Ausschaltung wahrscheinlich nicht helfen, die Netze schneller wieder aufzubauen«, wandte der Innenminister ein.
»Aus Philippsburg und Grohnde kommen beunruhigende Nachrichten«, fügte die Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hinzu. »Der Dieselnachschub ist längst eingetroffen, trotzdem bekommen sie die Notstromsysteme nicht in den Griff.«
»Evakuierung im Umkreis von fünf Kilometern ist angeordnet«, erklärte Michelsen auf den fragenden Blick des Kanzlers. Sie fühlte sich unendlich müde. »Der Krisenstab in Baden-Württemberg hat Schwierigkeiten, mit den örtlichen Verantwortlichen die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Sondereinheiten der Bundeswehr sind unterwegs. Die Niedersachsen haben mehr Glück. Östlich von Grohnde, rund um Hildesheim, bestand eine Strominsel, die in den letzten Stunden sukzessive ausgeweitet werden konnte. Von dort aus fällt die Koordination der Evakuierung leichter. Solange die Strominsel nicht evakuiert werden muss.«
»Hieß es nicht, dass mindestens zwei Zentralen der Terroristen existieren?«, fragte der Bundeskanzler.
»Die zweite wird in Mexiko vermutet«, bestätigte der Außenminister. »Wahrscheinlich steuert sie den Angriff auf die USA .«
»Ist das heutzutage nicht egal?«, fragte der Kanzler. »Wenn die uns über das Internet angreifen, können sie das ja von jedem Ort der Welt. Was nützt es uns da, wenn wir welche in Istanbul ausheben? Springen die in Mexiko ein. So ist das wahrscheinlich gedacht.«
McLean
»Mexico City ist ein Moloch«, sagte Shrentz. »Schon mal dort gewesen?«
»Washington ist mir Moloch genug«, erwiderte Price.
»Neun Millionen Einwohner«, erklärte Shrentz. »Ein wunderbarer Platz, um sich zu verstecken.«
»Kommen Sie zur Sache.«
Shrentz legte Ausdrucke von Listen und Fotos vor Price aus. Ein paar zeigten Porträts und weniger scharfe Ganzkörperaufnahmen eines Mannes, andere ein Gebäude.
»Geldflüsse der Verdächtigen, denen Europol schon seit ein paar Tagen auf der Spur war, führten zu diesem Gebäude in Mexico City. Wurde vor zwei Jahren von einem gewissen Norbert Butler gekauft. US -Bürger, seit Jahren in engem Kontakt mit den anderen Hauptverdächtigen, fanatischer Staatsgegner, in den Gründungsmonaten bei der Tea Party 2009 aktiv, seit vier Monaten abgetaucht.«
»Der arbeitet mit Linksanarchisten wie diesem Pucao oder gar einem Schwarzafrikaner wie Lekue Birabi zusammen?«
»Links oder rechts, Hauptsache gegen den Staat, wie es scheint. Vereint durch den Hass auf das herrschende System und den Versuch, es auszulöschen.«
»Aber der würde doch nie amerikanische Staatsbürger töten.«
»Weshalb nicht? Der schlimmste Terrorangriff eines US -Bürgers gegen eigene Landsleute auf US -Boden kam aus genau dieser Ecke des politischen Spektrums: konservative Staatshasser. Timothy McVeigh hatte nicht einmal Skrupel, bei seinem Anschlag in Oklahoma City 1995 einen Kindergarten mit in die Luft zu sprengen.«
»Viele US -Bürger kaufen Immobilien in Mexiko.«
»Aber nur Butler stand seit Jahren in Verbindung mit den Verdächtigen. Nachfragen bei den mexikanischen Behörden haben ein ähnliches Bild wie in Istanbul ergeben. Verschachtelte Firmenkonstruktionen, gewaltige Internetanbindungen für die Firmen im Haus. Die mexikanische Polizei hat mit der Überwachung begonnen.«
»Ich informiere den Präsidenten.«
Den Haag
»Du willst jetzt weg?«
Bollard hörte die Panik in der Stimme seiner Frau.
»Von wollen kann keine Rede sein. Ich muss. Wir sind nahe dran, diese Katastrophe zu beenden und die Verursacher zu schnappen.«
Sie standen vor dem Kamin, dem einzigen warmen Platz im Haus. Die Kinder drängten
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